Freundschaftsbesuch in Bilhorod-Dnistrowskyj im Okt 2016

  • Nun will ich auch mal meine Reiseerfahrungen als Osteuropaanfänger mitteilen.
    Vom 26.-31-10.2016 begab ich mich auf einen Kurztrip nach Bilhorod-Dnistrowskyj um eine gute Freundin, Anna ihr Name, zu besuchen. Ich schreibe bereits seit mehr wie 10 Jahren mit ihr und wollte sie endlich mal persönlich treffen und kennen lernen.
    Gestartet bin ich morgens um 7:20 in Düsseldorf. Über Warschau brachte mich die Fluggesellschaft LOT zuverlässig nach Odessa. Wo ich pünktlich um 14:10 war. Es waren nur ein paar Stunden Flug, ich hatte es natürlich erwartet, aber es versetzte mich in eine komplett andere Welt. Mich begrüßte ein im Verfall befindlicher sowjetischer Prachtbau von Flughafen mir Ruckellandebahn und Schrottplatz für ausgediente Flugzeuge und andere Fahrzeuge. Passkontrolle, Gepäckrückgabe und auch beim Zoll lief alles problemlos, zu verzollen hatte ich nichts dabei.
    Mit Azimo hatte ich Anna etwas Geld vorab zukommen lassen. Sie hat ein Taxi organisiert, dass mich vom Flughafen zum Hotel Fiesta in Bilhorod-Dnistrowskyj und auch eine Handy-Simkarte damit ich mit dem Handy Internetempfang habe und wir schreiben können, bzw. zum übersetzen. Sie spricht nur wenig Englisch, kein Deutsch, und ich kein Russisch oder Ukrainisch. Sie war nicht mitgekommen, da sie sich zuhause um ihre pflegebedürftige Mutter kümmern muss. Ein fernbleiben ist immer nur für wenige Stunden möglich.


    Der Taxifahrer hieß Boris und fuhr einen uralten, älter wie 10 Jahre alten Renault den er vor einem Jahr selbst aus Deutschland geholt hat. Aber er war ohne Ende stolz auf diesen Wagen. Er konnte eine kleine Wenigkeit deutsch. Auf der Fahrt zum Hotel versuchte er mir etwas über die Gegend zu erklären, ich verstand wenig. Aber das was zu sehen war, sprach für sich. Irgendwie ein bedrückendes Gefühl, ich fliege hin, um jemanden zu besuchen und neue Eindrücke zu gewinnen. Aber meine neuen Eindrücke sind in Teilen die Armut anderer Menschen. Aber interessant fand ich die Farbauswahl bei der Hausgestaltung. Es gibt tatsächlich Menschen, die Dachziegel in Neongelb, leuchtend blau oder grün auf Ihrem Haus haben, seltsam dachte ich :)
    Das Hotel Fiesta ist zwar etwas kitschig eingerichtet und auch nicht das günstigste, aber ich kann es nur empfehlen. Ich war gut aufgehoben. Anna kam dann zu mir. Wir saßen einfach nur gemeinsam und unterhielten uns, lachten, schauten nebenher einen Film in russischer Sprache und deutschem Untertitel, den ich mitgebracht hatte und spielten Spiele. Wir trafen uns in den Folgetagen öfter bei ihr zu Hause und bei mir im Hotel. Wir gingen einkaufen, kochten und und und. Von der Stadt selbst habe ich wenig gesehen. Klar machten wir einen Spaziergang zur Festung und auch einen in die Stadt hinein. Die Festung ist beeindruckend groß und die Ruinen von Tyras sehr interessant. Zum Strand in Zatoka haben wir einen kleinen Ausflug gemacht und haben die Füße ins Schwarze Meer gehalten. Wir besuchten ebenso das Weinunternehmen in Sabo. Es wird zwar immer irgendwie von Tradition gesprochen, aber es ist doch alles nur ein großes modernes Industrieunternehmen und sieht genauso aus. Ich habe Freundinnen von Ihr getroffen, eine konnte auch sehr gutes Englisch. Eine Freundin hat mir dann erzählt, dass Ihr Mann im Osten im Krieg ist. Da weiß man dann erstmal nicht mehr was man sagen soll, wünscht man keinem.
    Am Ende der Reise brachte mich Boris dann wieder zum Flughafen. Ein bisschen hatte ich das Gefühl jemanden im Stich zu lassen. Es war eine Reise mit vielen Eindrücken, Nachdenklichkeit, bedrückend, Traurigkeit, Abenteuer, Interessant, erholsam. Ich traf viele freundliche und zuvorkommende Menschen, unabhängig davon ob Anna oder ich diese kannte oder nicht. Und sah krasse Unterschiede zwischen Arm und Reich. Ich wusste natürlich, dass es das gibt, aber Live erlebt ist das nochmal was anderes. Und wirkt etwas schockierend, wie es auf quasi unbeteiligte wirkt, wie sehr Reiche ihren Reichtum nach außen tragen.
    Die Personenkontrolle vom Flughafen in Odessa werde ich wohl noch etwas länger in Erinnerung behalten. Man wird aufgefordert die Taschen zu leeren. Der Aufforderung kam ich auch nach, zumindest dachte ich vollständig. Aber aus der Geldbörse ist die Kreditkarte mit Metallhülle rausgerutscht und verblieb in der Hosentasche. Fanden die nicht so witzig. Und seine vermeintliche Frage in ukrainisch (ich habe es nicht verstanden), was denn noch in der Tasche ist, hat er nicht mal zu Ende gesprochen, da hatte ich schon zwei bewaffnete Kollegen an meinen Seiten. Kein großer Spaß und ich habe mir erlaubt nur sehr langsam in die Hosentasche zu greifen und das rauszuholen. Dafür war dann die Kontrolle des Handgepäcks nicht so gründlich. Der Beamte sagte nur etwas und zeigte auf eine kleine Tasche. Ich sagte nur „PowerBar, extra Energie for mobile Telephone“. Er hat nicht mal nachgeschaut, hat mich direkt weitergewunken. In Warschau wurde dann festgestellt, dass noch Flüssigkeiten nicht Ordnungsgemäß im Handgepäck waren…
    Um 18:00 Uhr ging es in Odessa los, um 21:55 Uhr war ich dann in Ddorf.


    Ich werde wieder fliegen. Wieder dieses Jahr im Oktober. Flug ist bereits gebucht. Ich freue mich schon darauf! :beer: :beer: :beer:

  • "....ein bisschen hatte ich das Gefuehl jemanden im Stich zu lassen..."
    - klarer Fall von Ukraine Virus !
    Danke fuer deinen schoenen, bildhaften Bericht !

    "wer mich beleidigt, bestimme ich" K.Kinski

  • Freut mich, dass dir der Bericht gefallen hat. Aber beim im Stich lassen ging es allerdings eher um die Freundin, wie um das Land. Obwohl das Land mit seinem Charakter natürlich auch in seiner Weise seine Eindrücke hinterlässt.
    Anna gehört auch wohl ziemlich zu den armen Menschen. Sie musste sich entscheiden zwischen Mutter pflegen oder Arbeiten. Beides geht nicht. Sie leben jetzt von der Rente der Mutter und kleinen kurzen Gelegenheitsjobs. In Summe sehr wenig Geld. Die Mutter ist bettlägerig. Gebrochene Hüfte oder so. Braucht eigentlich eine Operation. Kann Sie sich natürlich nicht leisten und ohne Arbeit schon gar nicht. Das alles macht mich eher traurig. Ich bin bei weitem nicht reich oder wohlhabend. Und doch habe ich alles was ich brauche ohne Einschränkung inkl.

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