Grundstück ohne Kataster-Erfassung

  • Hallo liebe Community


    Ich bin immer noch auf der Suche nach einem interessanten Grundstück^^


    Dabei ist mir bei der Konsulation des zentralen Katastersystems etwas aufgefallen:


    Einige Liegenschaften (vor allem Plattenbauten) sind im Kataster gar nicht erfasst! Was mich auf die Frage bringt wie denn dort die Eigentumsverhältnisse geregelt sind? Also vorallem in einem Rechtsstreit bei Scheidung/Erbteilung/Enteignung etc...


    Soviel ich weiss, wurde diese Plattenbauwohnungen Anfang der 90er Jahre quais für lau privatisiert und angeblich gab es damals auch keine notarielle Beurkundung (ohne Gewähr, es wurde mir erzählt dass damals die Leute in der Schlange vor der staatlichen Wohnungsverwaltung gestanden haben und im Eilzugstempo Wohnungseigentümer geworden seien weil der Staat diese nicht mehr halten konnte). Laufen die Beschenkten/Erwerber nun nicht Gefahr, dass sie eines Tages im Falle einer Einteignung (z. B. infolge Abbruch wegen Einsturzgefahr, viele Bauten sind bekanntlich in einem katasptrophalen Zustand) keine Anspruchsgrundlage auf Entschädigung oder Aktivlegitimation zu einem Beschwerdeverfahren haben, da Ihr Eigentum gar nicht im Grundbuch verzeichnet ist? Oder weiss jemand in welchem Rechtsverhältnis diese Wohnungseigentümer stehen (es gibt ja auch noch eine staatliche Immobilienverwaltung in diesen Plattenbauten, deren Mandat/Tätigkeit aber offenbar nicht von den Wohnungseigentümer abbestellt werden kann)?


    Liebe Grüsse


    Alex

  • Also ehrlich gesagt würde mich nichts dergleichen wundern in der Ukraine. Keine Papiere/Dokumente, keine Entschädigung....
    Schicksal. Was aber zum Großteil selbst verschuldet ist, da keine Sau ein paar Hrivnas für ordentliche Dokumente berappen wollte damals.
    Das gleiche ungefähr hat jetzt gerade meine Frau und ihre zwei Miterben eines Hauses in einem Dorf erfahren. Das Grundstück wurde von der Gemeinde erteilt in den 50er Jahren. In den früheren 60er baute der Großvater ein Haus, jedoch ohne Katasteramt oder gar Architekt. Das Ende ist nun, dass das Haus nirgendwo registriert ist! Also müsste jetzt ein Lageplan mit Haus erstellt werden für ungefähr 20.000 Hrivna. Das will natürlich keiner Zahlen und die Käufer erst recht nicht. Die trauen dann dem Braten nicht.

  • Im Prinzip hat derjenige die Pfoten drauf, der eingetragener Bewohner ist. Daher schert es in der Praxis oft wenig, ob die Privatisierung duchgezogen wurde oder nicht. Privatisierung dokumentenmaessig kann man IMHO auch heute noch machen. Bevor man etwas verkauft muss das erledigt sein.


    Speziell auf dem Land ist es wegen geringer Objektwerte ein dummer Zustand. Eine abgerockte kleine Kiste auf 400 qm kostet 1- 2 TUSD. Derjenige der da gemeldet ist, wohnt schon seit 30 Jahren nicht mehr da. Er macht sich aber auch nicht den Aufwand mit den Dokumenten die es zum Verkauf braeuchte weil er am Ende eine geruettelte 0 dafuer bekommt. Ich hab hier seit 10 Jahren das Thema auf dem Tisch, ist ein Nachbargrundstueck dass ich gerne dazu nehmen wuerde.


    Dumm wird es, wenn der letzte eingetragene Bewohner das zeitliche ohne vorherige Privatisierung segnet. Das eingetragene Wohnrecht geht nicht auf Erben ueber. Dann faellt das Objekt an die Stadt/ Gemeinde zurueck. Die kann es neu vergeben. Praktisch werden die aber selber gar nicht aktiv so dass z.B. ein Familienmitglied die Wohnung uebernimmt weil es den Schluessel hat und unter dem Status Quo da einfach wohnt. Daher sind die Kataster voll mit leeren Eintraegen ;)


    Und irgendwo soll es noch eine Regelung geben nach der die Stadt/ Gemeinde Objekte verkaufen kann, wenn es >10 Jahre keinen eingetragenen Besitzer gibt, das ist aber Hoerensagen.

  • Vielen Dank für eure Antworten! Das heisst also, dass die Bewohner von Plattenbauten gar keine (Mit)eigentümer im rechtlichen Sinne sind, sondern blosse Besitzer eines Wohnrechtes, dass bei im Todesfall ggf. untergehen kann wenn es nicht rechtzeitig privatisiert wird?


    Ich sehe da schon spannendes Juristenfutter in ein paar Jahren, wenn die Landpreise steigen & die Kommunen, zwischenzeitlich evtl. mit genügend Knowhow ausgestattet, auf lustige Ideen kommen was Ertragsoptimierung angeht (Stichwort: Kernsanierung und teurer Weiterverkauf) 8) Da werden wohl ein paar Erben ihr blaues Wunder erleben...


    Liebe Grüsse


    Alex

  • Ich nehme an, das ist abgekartetes Spiel der Regierungsschergen mit ihren Oligarchen, den letzten ärmeren Leuten ihr bisschen Land abzunehmen um Großbauern den Zuschuss zu geben. Es werden bald Steuern für verpachtete Felder erhoben, die den Erhalt des Landes derart unattraktiv machen, um somit die Eigentümer der kleinen Felder zum Verkauf zu zwingen, natürlich für wenig Geld erstmal. Später , wenn alles Land an Ukrainer-Oligarchen gefallen ist, wird es teuer an Amis, Chinesen und Franzosen verkauft. 100%ig wird das so ausgehen. Deshalb wird auch nicht in die kleinen Dörfer investiert, man will diese Kleinlandwirte in Selbstversorgung weg haben und deshalb macht man ihnen das Leben extrem schwer auf dem Land. Zumindest in der Zentralukraine.

  • Ich nehme an, das ist abgekartetes Spiel der Regierungsschergen mit ihren Oligarchen, den letzten ärmeren Leuten ihr bisschen Land abzunehmen um Großbauern den Zuschuss zu geben. Es werden bald Steuern für verpachtete Felder erhoben, die den Erhalt des Landes derart unattraktiv machen, um somit die Eigentümer der kleinen Felder zum Verkauf zu zwingen, natürlich für wenig Geld erstmal. Später , wenn alles Land an Ukrainer-Oligarchen gefallen ist, wird es teuer an Amis, Chinesen und Franzosen verkauft. 100%ig wird das so ausgehen. Deshalb wird auch nicht in die kleinen Dörfer investiert, man will diese Kleinlandwirte in Selbstversorgung weg haben und deshalb macht man ihnen das Leben extrem schwer auf dem Land. Zumindest in der Zentralukraine.


    Das hat aber auch viel mit fehlender Lobby & fehlendem Knowhow zu tun...die UA-Landwirtschaft ist meiner Meinung nach abgesehen von der klassischen Selbstversorgung "sowjetisch spezialisiert" , d.h. ein Landwirt sieht sich mehr als Kolchose-Angestellter (z. B. Traktorfahrer) als als selbständiger Unternehmer und hat in der Regel in anderen Teilbereichen kaum Erfahrung gesammelt. Logisch dass da der eine oder andere Oligarch auf die Idee kommt, den Grundstück-Aufkauf als Business Case zu sehen...zumal die UA eigentlich im Geld schwimmen könnte wenn sie ihre Schwarzerde endlich richtig nutzt...

  • d.h. ein Landwirt sieht sich mehr als Kolchose-Angestellter (z. B. Traktorfahrer) als als selbständiger Unternehmer und hat in der Regel in anderen Teilbereichen kaum Erfahrung gesammelt.



    Sehr gut beschrieben.
    Kaum Erfahrung gesammelt und keine Lust Erfahrungen zu sammeln. Das ist in UA ein großes Problem, nicht nur in der Landwirtschaft.
    Die Lernbereitschaft der Menschen hier ist sehr gering. Man hat etwas gelernt, man hat bestimmte Erfahrung gemacht und hier Stopt schon die weitere Entwicklung.
    "So habe ich das gelernt, so mache ich das auch, Basta! Oh ne damit kenne ich mich nicht aus. Nein in meinen Alter noch Englisch lernen? Quatsch!..."
    Es ist so typische ukrainische Einstellung. Einmal was gelernt, das muss dann für Rest des Lebens reichen. Wissen auffrischen, was neues erlernen, was neues probieren, nein danke!


    Das sehe ich überall hier jeden Tag. Wen dann jemand mit 30,40 oder älter sich entschließt was neues zu erlernen, was neues auszuprobieren, dann stechen solche Leute enorm von der Maase ab. Das ist leider nicht nur ein Problem bei erwachsenen Menschen, auch Junge Menschen sind so eingestellt.
    Da hilft auch kein Einreden, keine Logik und keine Fakten. Das ist wie mit dem Spruch, was der Bauer nicht kennt..... nur handelt es sich nicht ums Essen, sondern um die Zukunft der Ukraine.

  • Ja, schon richtig, jedoch ist das neue Gesetz von Reichen für Reiche gemacht worden. Und die Dörfer werden trotzdem geschliffen. Das hat ernste Folgen für die Entwicklung des Landes denke ich. Noch mehr Abwanderung und weniger junge Menschen auf dem Land. Das Ende vom Lied wird die Beschäftigung von noch ärmeren Leuten sein aus Indien, oder woher die noch kommen sollen, die noch weniger als Ukrainer verdienen wollen....

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