Hallo miteinander,
dass ich hier sitze und diese Zeilen eintippe, habe ich in erster Linie meiner Frau zu verdanken. Wenn diese nämlich nicht am 12.12. letzten Jahres den Rettungswagen für mich gerufen hätte, weil sie selbst bei mir eine Lungenentzündung diagnostiziert hatte, wäre ich wohl kurz danach abgetreten.
Kurze Schilderung der Vorgeschichte:
Meine Mutter wollte Anfang Dezember l.J. in ein Pflegeheim umziehen. Zunächst wurde bei ihr eine PCR-Test durchgeführt, der wider Erwarten posisiv ausfiel. Das Pflegeheim war deshalb erstmal raus, allerdings wollte der ambulante Pflegedienst, der sie bis dahin zu Hause betreut hatte, ab sofort auch nicht mehr kommen. Zur Sicherheit haben meine Frau und ich uns testen lassen. Ich am 05.06.21 positiv, meine Frau am 06.06.. Also ab in die Quarantäne. Da sich ja sowieso jemand um sie kümmern musste, bin ich gleich bei meiner Mutter eingezogen.
Es ist erstaunlich, wie man unter Stress die Symptome und Warnsignale des eigenen Körpers ausblenden kann. Ich habe mich nicht krank gefühlt. Hab irgendwann mal Fieber gemessen: über 39 Grad, hatte ich nix von gemerkt. Einige Tage später ging es meiner Mutter deutlich schlechter. Der herbeigerufenen Notarzt konnte nichts mehr tun. Das schwache Herz hatte einfach aufgehört zu arbeiten, was die Ärzte bereits seit längerem vorhergesagt hatten. Jetzt meldete sich mein Körper bei mir zurück: ständig Fieber um die 38 Grad, Husten, Kurzatmigkeit ließen auf die erwähnte Lungenentzündung schließen. Der Notarzt stellte dann auch nur 75% Sättigung fest (normal sind knapp 100). Sofort ins Krankenhaus, dort gleich auf Intensiv. Erst ging es mir dort noch ganz gut, an die ersten beiden Tage kann ich mich noch erinnern. Danach: kompletter Filmriss.
In diesen zwei Wochen, die für mich ein schwarzes Loch bleiben, wurde ich intubiert, beatmet, extubiert, das volle Programm. Nach späteren Berichten der Ärzte und Pfleger gab es eine kurze kritische Phase, ansonsten verlief zum Glück alles planmäßig und inzwischen habe ich eine Sauerstoffsättigung von 96%. Seit Freitag nachmittag bin ich wieder zu Hause und lerne, wieder zu gehen und mich insgesamt zu bewegen. Ich habe rund 20 kg abgenommen und muss jetzt daran arbeiten, Muskeln wieder aufzubauen und Bewegeungsabläufe wieder zu erlernen. Da geht sehr langsam, aber jeden Tag klappt es ein wenig besser.
Jedenfalls habe ich erkennen müssen, dass das SARS-Cov-2-Virus eine hinterhältige und ernst zu nehmende Sache sein kann. Ich bin Mitte 50 und hätte bei mir einen derartigen Verlauf von Covid19 nicht erwartet. Vermutlich habe ich vor einiger Zeit mal eine leichte Lungenentzündung verschleppt, so dass dies meine Vorerkrankung sein könnte. Naja, Hauptsache, ich habs überlebt.
Meine Frau hatte mehr Glück, obwohl sie mit Krebsvorerkrankung auch zu den Risikogruppen zählt. Außer einer ganz leichten Lungenentzündung und Schlappheit, die bis heute nicht ganz verschwunden ist, hatte sie weiter nichts. Seit einer Woche geht sie auch bereits wieder arbeiten.
Etwas verspätet wünsche ich allen im Forum ein gutes und gesundes neues Jahr.
Reinhard