Tschernobyl - Situation heute

  • Hallo an Alle,


    ich bin in Zukunft oft in der Ukraine und hab da mal 1 - 3 Fragen zu den Folgen von Tschernobyl auf die Umwelt - hier den gesundheitlichen Aspekt.
    Fuer mich und meine Partnerin steht es an, einen gemeinsamen Lebensmittelpunkt zu suchen und fuer Sie ist es echt schwer ihre Heimat und Familie moeglicherweise zu verlassen.
    Fuer mich ist es da etwas einfacher, sodas bei uns Ueberlegungen bestehen hier im Raum Chernigov sich nach etwas Dauerhaftem umzusehen. Die Stadt ist so ca. 80 km entfernt und ich weis, das die " Todeszone " einen Radius von 30 km hat.
    In Bezug auf die Reaktorkatastrophe von 1986 bin ich doch recht unsicher, ob das so klug ist ?
    Ich bin kein Naturwissenschaftler,habe somit hierzu nur Allgemeinwissen.
    Wenn ich hier so rumfahre sehe ich ja grosse Agrarflaechen brachliegen.
    Wie sieht es mit den Lebensmitteln hier aus ? Die meisten Leute hier sind ja zum grossen Teil Selbstversorger...und die Wochenmaerkte sind echt Klasse ( Obst und Gemuese erscheint mir allerdings bedenklich gross ) und wenn ich Sie auf das Thema anspreche, bekomme ich als Antwort sinngemaess - " was sollen wir machen, uns schmeckts "
    Wie sieht es mit der Kontamination des Bodens, des Wassers, der Menschen ( Nachwuchs ?) aus ?



    Ich moechte mit eurer Hilfe versuchen eine fuer uns richtige Entscheidung zu treffen.


    Mich intessiert Alles, ....eure Einschaetzungen, Hinweise oder Ideen zu diesem Thema. Im Forum selbst habe ich nicht sooooviel finden koennen.
    Dank vorab an Alle , die etwas beitragen koennen.

    "wer mich beleidigt, bestimme ich" K.Kinski

    Einmal editiert, zuletzt von egonolsen ()

  • Ich selbst habe da noch keine Messungen vorgenommen, aber selbst innerhalb der Sperrzone leben nach wie vor Menschen, die sich damals geweigert haben, das Gebiet zu verlassen. Ob es bei denen inzwischen Folgeschäden gibt, kann ich nicht beurteilen.
    Zudem habe ich mal Berichte gesehen, wo Nuklearforscher schon wieder gänzlich ohne Schutzanzüge bis zum Reaktor vorgedrungen sind.
    Diese Berichte über die große Strahlungsgefahr waren in meinen Augen nur vorgeschoben, um diese Wahnsinnssummen für den zweiten Sarkopharg zu bekommen.
    Das letzte was ich davon gehört habe, war der Umstand, dass Europa wohl berechtigte Zweifel hatte, was die Kosten betrifft und den zweiten Sarkopharg selbst bauen wollte.
    Eine französische Firma hatte seinerzeit die Planung dafür entworfen und mehr weiß ich nicht darüber.
    Die Leute, die damals das Geld für den Sarkopharg haben wollten, hatten erklärt, dass der Reaktor ein Pulverfass ist und die nächste Katastrophe vor der Tür steht. Die Physiker hatten dagegen gehalten und gesagt, dass die fast sämtliche Radioaktivität bei der Explosion in die Atmosphäre geschleudert wurde.
    Die damaligen schon fast unbedenklichen Messungen direkt am Reaktor würden die zweite These bestätigen.
    Um deine Frage mal abschließend zu beantworten:
    http://www.ebay.de/sch/i.html?…A4hler&_sacat=0&_from=R40
    Fahr damit in die Ukraine und mach eigene Messungen. Die sollten für Dich glaubhafter sein, als widersprüchliche Angaben.

  • Meine Exfrau kam aus Tschernigov
    von 1995 -2005 waren ich im Schnitt 2-3 mal pro Jahr dort. manchmal auch 3 Monate wenn es ging.


    In der Region kommt es zu erhöhten Todesraten an Leukämie und anderen Krebsarten. Die Fehlgeburtraten sollen höher sein.



    Inwieweit es sicher ist, selbst Messungen vornehmen ist etwas gewagt, da man schon wissen sollte was man misst und es auch interpretieren muss.
    Als dauernden Lebensmittelpunkt musst du selbst entscheiden.
    tschernigov ist eine der schönsten Städte in der Ua, auch um den Fluß Desna lebt es sich mit Kurzweil

  • Die Wolke zog zuerst nach Nordwesten, dann überall hin, so dass in Tchernigov sicherlich nicht mehr Kontamination sein dürfte als in übrigen Teilen der Ukraine oder Nordeuropa. Außerdem gibt es so etwas wie Halbwertszeit und verschiedene Arten der "Strahlung" (2 davon sind eigentlich keine).


    Die von Aruba beschriebene (und von mir angezweifelte) Erhöhung der Leukämie- und Fehlgeburtsraten könnte auch andere Ursachen, nämlich dass besonders viele Leute aus der Todeszone dort hingezogen sind - einfach aus Nähe zum ehemaligen Wohnort. Ansonsten ist nicht vorhersehbar, wie geringe Radioaktivität auf den Körper wirkt; bei einigen reicht Höhenstrahlung im Flugzeug zu Zellmutationen, anderen können jahrelang auf Uranpräparaten schlafen ohne Folgen.


    http://www.youtube.com/watch?v=Pf5jb4CiUoc


  • DIe Fische werden so groß, weil eben kaum einer sie aus dem Gewässer holt. Direkt mit der Radioaktivität hat das nicht zu tun. Berichte über Riesen-Fische die mal irgendwelche Angler gefangen haben gibt es ansonsten von überall auf der Welt. Und nicht erst seit 1986... ;)

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  • Seit 11.00 Uhr läuft die Zeremonie zur Verhüllung des Unglücksreaktors mittels neuem Sarkopharg. Das 108 Meter hohe, 300 Meter lange und 250 Meter breite Bauwerk ist weltweit das größte mobile Konstrukt. Mit diesem Sarkopharg erhofft man sich, den Austritt von Strahlung für die nächsten 100 Jahre zu verhindern. Die neue Hülle gilt als erdbebensicher und sie soll auch Orkanen standhalten können.


    Sputniknews überträgt aktuell die Zeremonie.

    Tue nie altruistisch etwas Gutes, denn es wird doppelt und dreifach im Üblen vergolten.

  • vor 2 Tagen hab' ich mir diese sehr informative Reportage ...damals und heute (inc. neuer Erkenntnisse für mich) angeschaut,
    teilweise mit spektakulären Bildern aus dem Inneren des Reaktors (seit 7 Jahren steht gibt es bereits eine ungenutzte, neue, Anlage zur "Verkappselung" von Stahlenmaterial bereit,..."jeden Tag fahren 2.500 aus Slawutytsch -mit dem Zug durch Belarus- Angestellte zum Werk, obwohl kein Strom dort produziert wird" ?!)
    Video: 30 Jahre Tschernobyl - die... - Quarks im Ersten - ARD | Das Erste
    - so ist die Ukraine in Zukunft für den Rückbau/Entsorgung des Reaktors allein verantwortlich (hat sich dazu verpflichtet), der Bau des Schutzmantels wurde ja größten Teils international finanziert

    "wer mich beleidigt, bestimme ich" K.Kinski

  • - so ist die Ukraine in Zukunft für den Rückbau/Entsorgung des Reaktors allein verantwortlich (hat sich dazu verpflichtet), der Bau des Schutzmantels wurde ja größten Teils international finanziert


    Haben doch nun mindestes 100 Jahre Zeit, wo sie nicht einmal neue Farbe für die Kuppel, geschweige denn instandhalten müssen... Und wenn man sich ansieht, um wieviel die Kernkraftwerke im Schnitt über ihre ursprünglich geplante Laufzeit betrieben werden sollen, wird das Problem wohl noch weitere hundert Jahre hinausgeschoben... Haben also genügend Zeit die deutsche 'Hochtechnologie' von RWE Nukem zum laufen zu bringen... :hmm:


    Aber die technische Entwicklung schreitet immens schnell voran und so gibt es bis dahin vielleicht schon Lösungen für das Problem, von denen wir heute noch nicht einmal zu träumen wagen.

    Tue nie altruistisch etwas Gutes, denn es wird doppelt und dreifach im Üblen vergolten.

  • Auch die DW hat das Thema Tschernobyl auf der Agenda. Zu Gast war Tobias Münchmeyer, stellvertretender Leiter der politischen Vertretung von Greenpeace:


    Zitat

    Und um diese Bergung überhaupt in Angriff zu nehmen, muss man verhindern, dass dieser alte Sarkophag nun auseinanderbricht und die Strahlenfracht, also vor allem den radioaktiven Staub freigibt. Der hätte sich, wenn man gar nichts getan hätte, dann eben über weite, weite Teile der Ukraine verteilen können. Diese Gefahr ist mit dem heutigen Tage erst einmal gebannt. Dennoch ist Eile geboten, weil, der Rückbau unter der neuen Halle ist auch ganz, ganz wichtig. Weil, wenn der nicht schnell erfolgt, dann könnte die alte Hülle unter der neuen zusammenbrechen und dann könnte man gar nichts mehr praktisch an Arbeiten ausführen innerhalb der neuen Hülle. Deswegen muss unter Hochdruck weitergearbeitet werden.


    (Greenpeace-Experte zu Tschernobyl - Warum der alte Sarkophag gefährlich bleibt)


    Die ärgste Gefahr für Mensch und Umwelt ist zunächst mit dem neuen Srkopharg gebannt, doch muß weiterhin mit Hochdruck das Aufräumen angegangen werden.

    Tue nie altruistisch etwas Gutes, denn es wird doppelt und dreifach im Üblen vergolten.

  • Dann ist gut das ich vor ein paar Wochen noch dort war und mir nen Foto vom alten Sarkopharg geschossen hab.


    Womit ich aber echt nicht gerechnet hatte ist der Massentourismus der dort ab geht.
    Hab mit ner kleinen Agentur von Kiew nen Tagesausflug dahin unternommen wir waren mit 3 vollen Sprintern unterwegs und vor Ort waren ganze Parkplätze voll mit Reisebussen und so Transportern.

  • Wir freuen uns auf einen kleinen Reisebericht von Deinem Tschernobyl-Ausflug, ELXatrix ... :thumbup:


    Die allermeisten von uns kennen diese gesperrte Region nur aus Fernsehberichten. Um so interessanter ist es, mal aus erster Hand von der aktuellen Situation dort zu erfahren. ICH hörte zwar schon von möglichen Ausflügen in as Unglücksgebiet, doch daß die Touren solche Ausmaße haben ist mir neu. Also, keine Hemmungen. Spanne uns nicht länger auf die Folter! :)

    Tue nie altruistisch etwas Gutes, denn es wird doppelt und dreifach im Üblen vergolten.

  • Ohje ich und schreiben, nagut das hab ich mir jetzt selbst eingebrockt ;)


    Naja wie fang ich an?
    Mich hat das Thema schon immer interessiert und als feststand das ich für einen längeren zeitraum in Kiew unterwegs bin hab ich mich mal etwas schlau gemacht zu den Touren. da gibts alles mögliche Tagesausflüge, Wochenendausflüge mit Übernachtung in Tschernobyl und individuelle Touren für Leute die sich für besondere Dinge in der Zone interessieren.
    Nach einer Tour durch Kiew hat mir der Guide noch die Adresse einer der vielen "Reiseunternehmen" gegeben die solche Touren anbieten.
    Ich bin dann da mal hin und wollte mich mit den Leuten darüber unterhalten, ende vom Lied ich hab da für den darauffolgenden Samstag eine Tagestour gebucht, mit 99$ für das Packet war ich da sogar noch deutlich billiger wie bei anderen Unternehmen die ich im Internet gefunden hatte.
    Los gings Samstag morgen mit 3 Transporten in Richtung norden. Unterwegs gabs diverses Videomaterial und Belehrungen, angekommen am ersten Checkpoint gabs noch eine Unterschriftenliste und Passkontrolle und schon gings weiter. Diverse Sehenswürdigkeiten, Monumente und viele Geschichten über den Ort Tschernobyl, es gab ein Mittagessen in der Stadt ( wird täglich für Arbeiter und Touris aus Kiew angeliefert).
    Danach gings Richtung Kraftwerk, mit einem kurzen Abstecher zu einer riesigen Militärradarantenne die lange zeit geheim gehalten wurde und erst seit kurzem besuchbar ist. Über einen weiteren Checkpoint gings bis direkt vors Kraftwerk, uns trennten etwa 300m und eine große Mauer vom Sarkopharg, die Geigerzähler zeigten auch für jeden meter den wir näher gingen höhere werte an (funktionierten also wohl). Danach gings noch nach Pripyat.
    Schon imposant eine ganze Stadt verlassen und zugewuchert zu sehn. Es gibt klare regeln dort, aus den Wegen bleiben und nicht in die Gebäude gehen, allerdings ist es ja in den Gebäuden viel interessanter also werden Fotos im Schwimmbad, der Schule, dem Theater und dem Krankenhaus gemacht. Hier und da gabs den hinweiß die Gasmaske strahlt extrem haltet euch nicht so lange davor auf, also kurzes Foto mit dem Ausschlag auf dem Geigerzähler und weiter. Ja und dann gings auch schon auf den Rückweg nochmal am Reaktor vorbei, da es gerade nicht regnete noch schnell paar Fotos.
    Durch beide Checkpoints, wo wir ohne officielle Kontrolle im Selbsttest kontrolliert haben ob jemand in irgendwas strahlendes getreten ist, gings dann wieder nach Kiew.


    Ich kann immer noch nicht im dunkeln Lesen und wenn man den Angaben trauen kann hab ich minimal mehr Strahlung abgefasst wie auf dem Flug von Deutschland nach Kiew.

  • Finde ich sehr mutig, mich würde das auch sehr interessieren. Mir wäre die Gefahr der Strahlen nur viel zu gross . Wer weiss welche Schäden davon ausgehen . In meinem Bekanntenkreis gibt es jemand der mal in einem RCL gearbitet hat und davor nur warnt .

    Ich weiß, dass ich nichts weiß.


    Sokrates (470-399 v.Chr.)


    Erfahrung ist eine nützliche Sache. Leider macht man sie immer erst kurz nachdem man sie brauchte.
    Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)


    Bestätigung holt man sich dort, wo man annimmt sie auch zu finden.
    ok

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