Also für mich hört sich das so an: Zur Zeiten der sowjetischen Ukraine gab es ungefähr 30 000 000 Menschen in deren Ausweis als Nationalität ukrainisch stand. Diesen Menschen wurde der Zugang auf hochwertige Bildung in ihrer eigenen Sprache verwehrt. Auch danach durften sie nicht frei entscheiden, dass sie in ihrer Heimat bleiben wollen. Und das ist keine Diskriminierung?
Zuallererst möchte ich hier noch einmal betonen, das ich über technische Fachrichtungen spreche. Bei Sprachstudium, Lehrerausbildung und ähnlichem mag das etwas anders aussehen, da kenne ich mich nicht aus.
Bildung und vor allen Dingen Hochschulbildung war in der Sowjetunion Staatspolitik. Der Bedarf an Spezialisten der einzelnen Fachrichtungen war im großen und ganzen bekannt. Und danach wurden die Studiengänge eingerichtet. Nehmen wir mal als Beispiel Ingenieure Zivilluftfahrt. In den einzelnen Abteilungen (oder Divisionen) der Aeroflot gibt es für das Jahr 19XX einen Bedarf von 105 Flugingenieuren. Diese verteilen sich auf z.B. 10 in der Moskauer Region, 50 in Sibirien , 20 in Kasachstan ... Das einzige Institut in der Sowjetunion, welches Ingenieure in dieser Fachrichtung ausbildet, ist in Kiew - das Staatliche Institut der Ingenieure der Zivilluftfahrt. Zum Studium werden für diese Fachrichtung 110 Studenten zugelassen. Etwas Schwund kann immer sein. Nach Abschluss des Studiums (und erfolgreich bestandenem Examen) werden diese Absolventen auf die einzelnen Dienststellen verteilt, dort, wo Bedarf besteht und nicht unbedingt dort, wo der Absolvent gern hinmöchte. Eine Ausnahme: Ein Student, der mit dem Roten Diplom und Goldmedaille ( also in jedem Examen "отл.") durfte sich seinen Einsatzort (aus den verfügbaren) frei wählen. Aller anderen blieben für, soweit ich weiß, für mindestens 5 Jahre am Einsatzort. Erst danach erwarben sie das recht, um eine Versetzung zu bitten.
Mag für einen heutigen Studenten grausam klingen, das System hat aber nur Vorteile:
1. Man bildet genau so viele Ingenieure aus, wie gebraucht werden
2. Man kann die Klassen so klein halten, das ein hocheffektives Studium möglich ist
3. Kostenfrage an der Uni / Hochschule
4. Jeder Student weiß von Anfang an, das sein Arbeitsplatz sicher ist, zumindest für die ersten 5 Jahre.
5. Die Möglichkeit, als "Goldmedallist" freie Wahl zu haben, motiviert beim Studium gewaltig, auch wenn maximal 1 oder 2 Studenten pro Jahrgang diesen Abschluss erreichen.
Und deshalb ist eine Ausbildung in ukrainisch völlig sinnlos, weil ich nicht weiß, ob ich in der Ukraine eingesetzt werde oder in Tannu Tuva. Und ein Самолет ist in Kiew genauso wie in Asgabat ein самолет.
Es gibt Sprachen, die wurden in der Sowjetunion sogar ihrer Buchstaben beraubt und Zwangskyrillisiert
Das ist möglich. und was ist daran schlecht? auch die russische (Schrift)Sprache wurde einiger ihrer Buchstaben "beraubt" und dadurch wesentlich vereinfacht. Ich bin kein Linguist, kann deshalb nicht sagen, welche es waren, aber soweit ich mich erinnern, kann was man mir erzählte, gab es im vorrevolutionären Russisch ein I mit 2 Punkten, oder auch die Hartheitszeichen wurden wesentlich öfter verwendet als im modernen Russisch.