Hallo,
ich möchte dann auch meine Erfahrung mitteilen.
Das negative PCR-Testergebnis, welches wir bei einer Arztpraxis gemacht haben, kam rechtzeitig zuverlässig digital an, so dass wir dieses zusammen mit der Krankenversicherung vorzeigen konnten. Die Einreise war daher zum Glück kein Problem, vielleicht habe ich mich im Vorfeld etwas zu sehr verrückt gemacht. Allerdings wüsste ich nicht was passiert wäre, wären die Unterlagen nicht vorhanden gewesen.
An der Grenze war bei der Einreise nach UA in der Nacht in Krakovets fast nichts los, nach einer guten Stunde insgesamt waren wir durch. Sowohl bei der Hin- und Rückreise ist mir aufgefallen, dass sowohl die polnischen als auch ukrainischen Grenzer und Zöllner äußert um eine gewisse Freundlichkeit / Höflichkeit bemüht sind und hier und da ein Lächeln auf den Lippen tragen. Mein Eindruck von früher war, dass eher militaristischer Befehls-/Kommandoton herrscht. Vielleicht war es aber auch jeweils nur Zufall, keine Ahnung.
Bei der Rückfahrt sind wir über Sheginy/Medyka ausgereist. Wir haben uns zuvor gefragt, wie die Situation an der Grenze wohl sein wird und wie man durchkommt. Wir erhofften uns, dass wohlmöglich dort nicht so viel los ist wie in Krakovets. War aber eigentlich erst einmal nicht so.
Bereits ca. 10 km vor der Grenze, hinter Mostyska begann eine längere Schlange mit dutzenden LKW und Sprintern, nach mehreren hundert Metern hörte diese wieder plötzlich auf, dann kam für ca. 1 km nichts. Danach begann ca. 3-4 km vor Grenze wieder eine lange Schlange, diesmal gemischt LKW-Pkw-Hänger, normale Pkw (Kennzeichen Polen, Ukraine, Weißrußland, Tschechien, alles dabei). Ein Sprinter ist mit eingeschalteter Warnblinkanlage daran vorbeigezogen, wir beschlossen spontan, mitzuziehen. Der Sprinter hat sich dann nach ca. 500 Metern in die linke Schlange (es gab eine lange rechts und dann begann links noch einmal eine andere Schlange) einzureihen. Wir sind mit unserem PKW auch an dieser vorbeigezogen bis ca. 1 km vor dem Grenzübergang eine Art Posten mit zwei Grenzpolizisten o. ä. kam. Wir sind mit 5 km/h darauf zugefahren und man winkte uns zuerst freundlich und dann nach Zögern energisch und kommentarlos durch.
Danach kamen wir direkt zum "Gate" wo etwa 15 allerlei Fahrzeuge warteten. Zwischenzeitlich war interessant, dass zahlreiche Pkw aller Art und Kennzeichen dorthin fuhren, was erledigten und dann wieder wendeten und zurück fuhren. Nach ca. 20 Min. wurden wir und zwei andere PkW von den Grenzern am Zaun gebeten, um die restlichen Busse und Lkw herum- und in den Grenzbereich hineinzufahren. Die weitere Abfertigung zusammen mit wiederum ca. 10 PKW in unserer Schlange hat sich insgesamt dann trotzdem noch einmal auf rund 2 Stunden gezogen, also bis zur endgültigen Öffnung der Schranke beim Zoll in Medyka.
Was mir jetzt nicht so recht Ruhe lässt, was machen diese hunderten LKW, Busse, Sprinter und auch teilweise normalen privaten Pkws dort? Warten sie bis heute noch? Bei der Geschwindigkeit die an den Tag gelegt wird an den Posten. Haben sie ihren Wohnort gar mittlerweile dahin verlegt? Habe ich mich mit meinem Pkw (deutsches Nummernschild) falsch/aufdringlich verhalten? Muss ich ein schlechtes Gewissen haben? Hätte mich jemand aufhalten, zurückweisen oder belehren können?
Schon bei der letzten Reise als ich mich brav in die Reihe in Krakovets eingereiht habe (und dort über 8 Stunden an der Grenze verbracht hatte) ist mir aufgefallen, dass zahlreiche Fahrzeuge einfach an der Schlange vorbeifahren und sich vordrängen. Es war interessant für mich, was passiert, wenn man so etwas tut. Mir ist unklar, wer hierfür die Legitimation hat bzw. warum die anderen Fahrzeuge, z. B. tschechische Autos sich das ewige Warten in der Schlange antun bzw. warum diese akzeptieren, dass andere Fahrzeuge sich nach vorne drängen. Für wen gilt hier was? Oder gilt hier einfach nichts und jeder macht, was er denkt.
Von früheren Reisen kenne ich diese Schlange so in der Länge nicht, früher bin ich zumeist mit der Marshrutka zur Grenze gefahren, um diese dann zu Fuß zu überqueren und mit dem polnischen Zug weiterzufahren. Auch dieser "Vorposten" ist mir früher nie aufgefallen. Allerdings kenne ich es noch so, dass man sich an der Menschenschlange vorbeidrängen durfte, wenn man z. B. ein Bahnticket nach Tschechien oder Deutschland hatte. Dies musste man jedoch zumindest glaubhaft machen, ein paar Male musste ich es auch einem Organ zur Kontrolle vorzeigen.
Vielleicht war der Erfahrungsbericht ja etwas interessant oder die etwas mehr erfahrenen können mit ihrem Wissen meine Neugierde befriedigen.
Ich habe jedenfalls beschlossen, bei der nächsten Reise wieder den Zug zu benutzen, in der Hoffnung, dass der Intercity+ (Przemysl-Kiew) nach der "Pandemie" *hust* wieder verkehrt. Die Qualität der Intercity in Polen ist mittlerweile auf recht ordentlichem Niveau, sowohl vom Komfort (gepflegte klimatisierte Abteilwagen, Speisewagen etc.) als auch hinsichtlich der Geschwindigkeit nach Revitalisierung der Strecken zwischen Wroclaw und Przemysl. Der Intercity über die Grenze ist von der Zeit her unschlagbar, da die Kontrolle zum Teil während der laufenden Fahrt stattfindet und damit die Reisezeit minutengenau einkalkuliert werden kann. Bei über 25 Fahrt war der Intercity+ fast nie wesentlich verspätet, nur einmal platzte auf der Fahrt UA-PL der Anschluss in Przemysl, da wurde mir anstandslos das Ticket von der PKP-Mitarbeiterin auf den nächsten Zug umgeschrieben.
viele Grüße
oleg