INTERVIEW MIT "GIVI" vom 7. Mai 2015

  • "Givi" gab Olga Schukowa ("Komsomolskaja Prawda Donbass") ein Interview, veröffentlicht am 6. Mai 2015 um 18:38 Uhr


    DER LEGENDÄRE KOMMANDEUR AUS DER ARMEE DER VOLKSREPUBLIK DONEZK "GIVI":


    "MIR WURDE BEIGEBRACHT, FÜR TSCHAPAJEW UND DIE UKRAINE ZU KÄMPFEN"


    (übersetzt von mir)


    Jener berühmte Offizier aus der Volksrepublik Donezk gab unserer Korrespondentin ein freimütiges Interview.


    "Seit langem wollte ich ihn treffen und mich mit ihm unterhalten. Jener legendäre Donezker Milizangehörige "Givi", Kommandeur der legendär gewordenen Einheit "Somalia".


    Aber irgendwie ging alles erst mal schief. Sie waren nicht in Donezk. Dann wieder führte er eine grosse Gruppe von Journalisten am Flughafen herum, während ich in Rostow am Don in Russland war.


    Und eines Tages, als ich wie üblich zu spät zur Arbeit aufbrach, sah ich "Givi", der gerade eine Flasche Mineralwasser an einem Kiosk kaufte. Erst dachte ich, dass dies wohl ein Irrtum sein muss, oder so ähnlich. Ich spannte meine gesamten Wahrnehmungsorgane an und erkannte, dass er es zu sein schien. Mir fiel nichts klügeres ein, als an ihn heranzutreten und zu fragen:


    Frage: Entschuldigung, sind Sie "Givi"?


    "Givi" nickte und schaute mich prüfend mit seinen Augen an.


    So wurden wir miteinander bekannt. Während wir sprachen, kamen Passanten vorbei, riefen ihm ein "Danke!" zu, schüttelten seine Hand, fragten wegen Erlaubnis zum Fotografieren.


    ÜBER DIE MÄDCHEN UND "SOMALIA"


    Frage: Frage Nummer 1, die mir praktisch all die vielen Leute vom Don angetragen haben. Haben Sie eine Freundin?


    Givi: Nein. Auch wenn über mich geschrieben worden ist, dass ich Frau und Kinder hätte. Das ist nicht wahr.


    Frage: Warum ist "Givi" Ihr Deckname?


    Givi: Zu Ehren meiner Grosseltern. Mein Opa war ein grosser Militär, Kommandeur in einem der Gebiete des Kaukasuskriegs. Ich kenne ihn nur aus den Erzählungen meiner Oma.


    DEN NAMEN DES BATAILLONS "SOMALIA" ERFAND "MOTOROLA"


    Frage: Warum heisst Ihre Einheit "Somalia"?


    Givi (lachend): Den Namen "Somalia" erhielten wir in Ilowajsk. Damals bestand die Abteilung aus 70 Leuten und einem Gewehr auf Rädern. Mir kam "Motorola" zu Hilfe (der andere legendäre Kommandeur der Miliz aus Donezk - Interviewerin). Wir gingen raus auf die einzige Strasse, die nicht unter ukrainischem Beschuss lag. Sie war schon ziemlich kaputt von all den Einschlägen. Und als "Motorola" ankam und sah, auf was für Strassen da gefahren wurde, wo die Geschossteile noch auf den Strassen herumlagen, sagte er nur: "Du hast ja das ganze Somalia abbekommen!"


    Aber das war im August. Das Wetter war heiss. Die Leute waren dort in TShirts, Kampfwesten, Tarnkleidung, in Reiterhosen. "Motorola" sah sich um und liess wieder so einen historischen Spruch ab: "Mann, natürlich hast Du hier sich bewegende Piraten! Eben Somalia!"


    Dann ging es los mit der Bildung eines selbstständigen Bataillons. Die Frage der Namensgebung stand an. Und binnen fünf Minuten auf unserer Zusammenkunft im Standort waren alle einverstanden mit "Somalia", den Piraten, da wir alle wie verzweifelte Menschen leben. Solche Leute habe ich nun mal, und sie leisten ihren Dienst. Und sie sind immer mal verzweifelt, was mich manches graue Haar kostet. Jeder durchgeführte Einsatz wie eine Säuberungsaktion, ein Sturmangriff, ein Panzergefecht, - das sind schon ganz grosse Erfahrungen.


    Frage: Und in der Zeit des Friedens?


    Givi: In den Zeiten des Friedens wird der Tag von Minute zu Minute gelebt. Es gibt unter uns Wissenschaftler mit einer militärischen Ausbildung. Es gibt das miitärische Handeln. Wir sind stets mit irgendwas beschäftigt.


    Frage: Sie werden täglich populärer. Selbst auf Youtube gibt es schon Geschichten über sie. Und in mancher Schule in Donezk hängt im Lehrerzimmer Ihr Porträt. Wie fühlen Sie sich dabei?


    Givi: Tja, nicht sonderlich. Jeder hat seine Favoriten, seine Ideale. Ich hänge im Standort Amateurfotos von meinen Jungs auf. Jeder hat seine eigenen Ideale.


    EINE GUTE SCHULE


    Frage: Wo haben Sie gelernt, militärisch zu kämpfen?


    Givi: Ich war auf einer guten Schule. Sie werden es nicht glauben. Ich war bei den Streitkräften der Ukraine. Zwei Jahre Wehrdienst. Ich hatte viel Vergnügen dabei. Ich wollte mich 2000 weiter verpflichten, scheiterte aber wegen meines Sprachfehlers. Dann befasste ich mich mit den Verdiensten der grossen Kommandeure Suwurow, Kutusow, Napoleon, Tschapajew, und mit noch viel mehr über sie.


    Frage: Sie wissen ja, wie das läuft: Schulabschluss, zur Arbeit kommen. Und im ersten Jahr hört man: 'Vergessen Sie alles, was Sie im Institut gelernt haben.'


    Givi: Sie verstehen, dass es nicht möglich ist, nach Buchlektüre in den Krieg zu ziehen. Wir sind derzeit in der Realität auf einem realen Terrain in realen Kampfhandlungen.


    Nehmen Sie beispielsweise mal Tschapajew. Einige sagen, dass er als militärischer Kommandeur nichts taugte. Andere sagen, dass er einer der erfolgreichsten Kommandeure war. Wäre er nicht verraten worden, wer weiss, was aus ihm geworden wäre. Nehmen sie Koltschak, der auch verraten wurde. Trotz der Abgeschirmtheit dieser Bücher aus unserer Gegend und unseren Zeiten, kann daraus viel gelernt werden, um es in der Praxis anzuwenden.


    Aber Sie verstehen, dass ich mein Wissen, meine Kenntnisse habe. Wobei nichts ohne die Leute geht, die bei mir sind. Wäre ich ein schlechter Kommandeur, würden sie meine Befehle nicht befolgen. Aber solange sie klar die Befehle befolgen, wobei die Leute fragen und mich im Bataillon befragen, - gut, dann vertrauen sie mir.


    Frage: Somit werden Ihre Befehle nicht diskutiert?


    Givi: Nein. Sie werden nicht diskutiert. Bei Zweifeln gibt es den Rat. Ich bin ein lebender Mensch. Ich sehe nicht alles. Ich kann was übersehen. Das werde ich nicht verheimlichen. Aber ganz in meiner Nähe gibt es erfahrenere Genossen. Im Gespräch mit ihnen gibt es die Entscheidung. Es gibt die Leute, mit denen ich in Slawjansk den Kampf durchgefochten habe, als wir mal gerade in der Armee begonnen hatten. Das sind meine Freunde. Ich war Schütze BMD-2. An der "Nona" im Krieg ...


    Frage: Erzählen Sie mir, gab es einen Tag, an welchem Sie besonders Angst hatten?


    Givi: ... Angst? ... Ja, es gab ihn. Als ich noch ein einfacher Soldat war und in Jampol in eine Einkreisung geraten war. Als wir von 200 Mann angegriffen worden waren ... möglicherweise von einem ganzen Regiment. Wir hatten keine Ausrüstung. Und sie kamen mit schweren Waffen, mit den Panzern, mit den Schützenpanzerwagen. Tja! Eingekreist. Da blieb ein Weg übrig, durch den wir rauskamen.


    Als sie dann weggingen, berührten mich jene Jungs tagelang nicht. Als sie wieder zurückkamen, beruhigten sie sich und sahen ein, dass wir unsere begonnene Tätigkeit fortsetzen müssen.


    (Fortsetzung folgt)

    ++ wo unrecht herrscht, wird der widerstand zur pflicht ++

  • Fortsetzung:


    AN WAS ES AN DER VORDEREN FRONTLINIE FEHLT


    Frage: Sagen Sie mir, ob es an der Front so etwas wie Routine gibt.


    Givi: Nein. An der Front muss jedes Problem mit allen Mitteln bekämpft werden. Unsere Aufgabe besteht derzeit darin, dem Feind kein einziges Stück an Boden zu überlassen. Weil er seine Versuche diesbezüglich nicht stoppt.


    Frage: Sie geben nichts auf?


    Givi: Wir zahlen nicht. Sondern wir blieben standhaft bis zum Ende.


    Frage: Und was ist das Hauptproblem an der Front?


    Givi: Ich gehe jeden Tag dorthin (-lacht-). An der Front gibt es ein Problem. Dort sind nicht genug Zigaretten. Das ist ein echtes Problem. Sie brauchen nur die Zigaretten. Erstens Muntions, dann die Zigaretten.


    Frage: Und was gibt es an der Front zu essen?


    Givi: Ich habe grossartige Köche für grossartige Speisen. Diese Leute haben immer etwas zu backen, eine Mahlzeit zu kochen. Sozusagen die erste, zweite, dritte Mahlzeit, Saft und Kuchen.


    Frage: Können Sie kochen?


    Givi: Natürlich. Vor allem bereite ich gerne Fleisch zu. Am einfachsten ist ein Frühstücksomelett.


    Frage: Wird selbst gekocht?


    Givi: Ja, Wer soll mich trainieren?


    "FUSSBALL FEHLT MIR"


    Frage: Was fehlt Ihnen vom zivilen Leben am meisten?


    Givi: Fussball.


    Frage: Spielen Sie? Oder schauen Sie zu?


    Givi: Ich spielte und setzte mich für "Schachter" ein. Ich wurde immer sehr wütend, wenn sie Fehler machten. Wissen Sie, ich schaute damals auf Rinat Leonidewitsch Achmetow (den örtlichen Oligarchen und Besitzer des Fussballklubs - Interviewerin). Wie er sich Sorgen machte, wenn "Schachter" verlor. Wie er das sehr gut verstand und mitfühlte. Mir schlug das auf die Stimmung. Ich wollte nicht hinnehmen, dass "Schachter" verlor.


    Frage: Denken Sie, dass es für Rinat Achmetow einen Platz in der Volksrepublik Donezk gibt?


    Givi: Das weiss ich nicht. Ich war traurig, weil er unsere Politik nicht begreift. Als der Maidan ablief, hätte er verstehen müssen, was da wirklich losging. Aber seine Berater erzählten es ihm nicht. Sie sehen, dass ich ihn immer respektierte. Aber jetzt habe ich keinen Respekt mehr für ihn. Jedoch hasse ich ihn nicht. Er tat so viel für diese Stadt getan. Wie Sie sehen können, ist so ein Stadion schon etwas wert! Von diesem Stadion träumt eine Welt. Aber er traf seine Entscheidung.


    Frage: Stellen Sie sich vor, dass morgen Kiew plötzlich verkündet, den Donbass sich selbst zu überlassen. Was würden Sie dann erst einmal tun?


    Givi: Als erstes würde ich ein Salutschiessen zu Ehren der Volksrepublik Donezk, zu Ehren des Staatschefs, zu Ehren des Verteidigungsministers veranstalten. Sollte das Angebot stehen, dass ich weiterhin im Dienst der Volksrepublik Donezk stehe, würde ich zustimmen. Ich würde dies gerne machen wollen und könnte es tun. Ich würde die Rekruten ausbilden, damit wir die Grenzen unseres Landes verteidigen können.


    DIE UKRAINE MUSS SICH BERUHIGEN


    Frage: Halten Sie die Volksrepubliken Donezk und Lugansk kombiniert oder Neurussland für richtig?


    Givi: Ich denke, dass erst notwendig ist, das Gebiet der früheren Regionen Donezk und Lugansk zu befreien. Und haben wir es befreit, dann können wir den Dialog zwischen den Republiken führen. Und generell sollten dies die Einwohner der Volksrepubliken Lugansk und Donezk entscheiden.


    Frage: Ist der Waffenstillstand für die Volksrepublik Donezk ein Plus oder ein Minus?


    Givi: Das ist ein Plus für beide Seiten. Die Ukraine muss sich beruhigen und die Republik allein lassen. In Wirklichkeit ist nicht klar, ob es überhaupt etwas gibt, wo sich die Ukraine nicht einmischt. Mir gefiel die Erklärung des Präsidenten der Tschechischen Republik. Ich denke, dass er es war, der sagte, dass die Ukraine krank im Kopf ist, wenn man sich mal vorstellt, was Europa braucht. Und ich bin mehr als sicher, dass sie nicht erwünscht sind. Ich begreife, dass Poroschenko den Krieg braucht, weil das investierte Geld arbeiten muss, und dieses Arbeiten kann nur der Krieg sein.


    Frage: Aber dann braucht er nur einen Sieg.


    Givi: Ihn wird ein Sieg ereilen, auch wenn es bis Kiew nur gepanzerte Kröten gibt. Glauben Sie meinen Worten: Der Sieg wird unser Sieg sein.


    Frage: Stehen an Ihrer Seite auch Persönlichkeiten der Volksrepublik Donezk?


    Givi: Ja. Kononow (Verteidigungsminister der Volksrepublik Donezk - Interviewer), Sachartschenko (Staatschef). Kononow kämpfte an unserer Seite in Slawjansk, mit Sachartschenko kam ich in Schachtjorsk zusammen. Als ich in Ilowajsk Kononow mit dem Anliegen ansprach, dass ich mindestens eine weitere Geschützbatterie brauche, schickte er mich zu Sachartschenko. Ich sprach dort vor. Er reagierte sofort: "Was brauchst Du, Mischa?" Ich sagte, ganz dringend Artillerie. Am darauffolgenden Morgen hatte ich schon die Einsatztechnik. Glauben Sie mir, wenn ich sage, dass dies ein Mann ist, der nicht nur in der Öffentlichkeit schön redet, sondern wirklich was macht. Sachartschenko versucht immer zu erklären, was er erreichen will. Und er hält da nichts zurück. Es gibt Siege, es gibt Zerstörung. Im Krieg geht es nicht ohne Zerschlagen. Aber er hält da nichts zurück. Ständig schaut er nach und sagt, was Sache ist. So wie der Verteidigungsminister.


    Frage: Und von den historischen Persönlichkeiten? Wer hat da Autorität?


    Givi: Wassili Tschapajew und Suworow waren die grossen Strategen. Ganz grosse. Nimmt man die gegenwärtigen Ereignisse, Kononow. Warum? Weil er den Kessel von Ilowajsk erschuf und das klug anstellte.


    (Fortsetzung folgt)

    ++ wo unrecht herrscht, wird der widerstand zur pflicht ++

  • Fortsetzung:


    "ZIVILPERSONEN WURDEN NIEMALS BEEINTRÄCHTIGT!"


    Frage: Gibt es etwas, was Ihnen am bedingt zivilen Donezk nicht gefällt?


    Givi: Die Beziehungen mit einigen der Stadtbewohner. Negativ. Ehrlich, ich verstehe nicht, warum?


    Mein Bataillon stand unter anderem in Chanschonkowo und nahm Nischnaja Krinka ein. Dank dessen fielen mal gerade ein Dutzend Artilleriegeschosse auf Chanschonkowo. Meine Leute haben tagelang nicht geschlafen, damit Chanschonkowo und Makejewka ruhig schlafen konnten.


    Und jetzt schaut man uns vorwurfsvoll an. Anfangs dachte ich, dass dies nur scheinbar so ist. Aber dann bemerkten es auch andere. Alles wird schnell vergessen. Und die Jungs prüfen das derzeit nach, glauben Sie mir, sie jammern mit Hingabe.


    Ich verstehe alles. Jede Familie hat ihr schwarzes Schaf. Verhält sich jemand unmoralisch, dann Anruf beim militärischen Kommandeur. Lassen Sie ihn festnehmen. Aber wegen eines Ganoven die ganze Armee zu verurteilen ...


    Einige Leute glauben immer noch an den Quatsch, dass wir auf Wohngebiete oder Siedlungen geschossen haben. Noch viel mehr derartiges gab es, als wir aus Slawjansk abzogen.


    Aber dann, als die Streitkräfte der Ukraine mit dem Artilleriebeschuss auf Donezk, die Aussenbezirke, die Innenstadt begannen, begriffen wir, dass nicht wir das gewesen waren. Von unserer Seite richtete sich kein einziges Geschoss gegen Zivilpersonen. Und so etwas wird es auch niemals geben.


    Frage: Viele glauben, dass die Miliz Wohnsiedlungen beschossen hat und bei diesen Punkten zeigen sich dann "Reaktionen" ...


    Givi: Nein ... "Grads" oder Artillerie kann in der Stadt nichts bringen! Haben Sie gesehen, was dabei herausgekommen ist? Und ich würde gerne nach Awdejewka gehen, damit die zivilen Einwohner dort erzählen, woher die ukrainischen Truppen kommen.


    Und ich sage Dir, sie kommen aus der 9. Etage. Sie dringen ein, verstecken sich und schiessen. Verlassen sie das Haus, bleibt keine Glasscheibe mehr heil. Aber das schert sie nicht. Für sie sind wir kein Volk. Das ist jene Kriegsführung, die sich hinter den Zivilpersonen versteckt.


    Frage: Was fehlt, um einen endgültigen Frieden zu schliessen?


    Givi: Dass die gesamte männliche Bevölkerung sich erhebt ... Der Donbass ist stets für seine kräftigen und die stärksten Männer in der Welt berühmt gewesen.


    Frage: Und wie haben Sie die Entscheidung getroffen, in den Krieg zu ziehen?


    Givi: Als ich sah, was sich auf dem Maidan abspielte. Wissen Sie, wie widerlich das war? Unerträglich übel war das.


    Janukowitsch war schlecht für sie? Zu Janukowitsch hielt das ganze Land. Bei Janukowitsch wurden wir bezahlt. Wir arbeiteten. Man liess uns nicht Milliarden verdienen, aber es gab wohlhabende Leute.


    Und dann kam das Maidangeschehen ... und nur allein unser Volk rebellierte gegen den Maidan. Wissen Sie, wie lange ich darauf gewartet hatte? Damit zumindest irgendjemand gegen diese Scheisse aufsteht. Und am 1. Mai war ich in Slawjansk.


    "LANGWEILIGE LEUTE"


    Frage: Was ist Ihr Lieblingsfeiertag?


    Givi: Neujahrsfest. Letztes Neujahr wurde an zwei Stellen gefeiert, - im Bataillon und an der Front. Um 23 Uhr gratulierte das Volk dem Bataillon. Und wir zogen an die Front. Wir gaben Salut über den gesamten Flughafen, damit sich die Streitkräfte der Ukraine an uns erfreuten, weil wir eine Stunde vor ihnen Neujahr feierten. Aber aus irgendeinem Grund hatten sie Angst.


    Frage: Und dann salutierten sie eine Stunde später?


    Givi: Nein. Langweilige Leute.


    Frage: Sie sprachen mit den Gefangenen und mit den Kommandeuren der Streitkräfte der Ukraine. Nicht nur vor der Kamera, sondern auch hinterher. Was sind das für Menschen? Was sagen sie?


    Givi: Sie haben alle die eine Antwort "Ich habe nicht geschossen, ich habe nur die Granaten weitergereicht, ich habe nur da gesessen". Sie sagen alle dasselbe.


    Wie viele Gefangene ich auch genommen habe, - in Ilowajsk, am Flughafen. Sie sagen alle dasselbe "Ich habe nicht geschossen, ich habe nichts getan". Und ich kann nur sagen, dass das langweilige Leute sind. Das können letztlich keine Männer sein.


    Mich fragten sie mal, was ich tun würde, wäre ich gefangen genommen. Ich sagte, dass dies nicht passieren wird. Besser die Granate ergreifen, den Zündbolzen ziehen und ein paar von denen mitnehmen. Ich weiss, dass ich mich in Stücke reissen würde. Alle Ukrainer hassen mich.


    Frage: Frustriert Sie das?


    Givi: Es macht mich am glücklichsten. Wenn ich über mich selbst lese "die Bande der Volksrepublik Donezk", "die Somalia-Bande", "die Hochstapler", "die Terroristen" - das sind viele Varianeten, wie sie uns betiteln.


    Frage: Auf Sie wurde ein Anschlag verübt?


    Givi: So war es. Ehrlich, ich verstand das nicht. Das war ein Versuch oder der trunkene Nonsens von jemandem. Ja, sie feuerten auf mein Auto. Hier traf mich die Kugel, hier noch eine. Ich sprang raus. Später sagte mir der Verteidigungsminister, dass wenn ich ohne Sicherheitsleute rausfahre, er selbst mich erschiessen würde. Man musste welche anschaffen.


    VON 17 BIS 64


    Frage: Wer waren Sie im zivilen Leben?


    Givi: Ich verfüge über eine technische Ausbildung. Ich habe als Berufskraftfahrer auf einem Diesel-Truck bei einem Betrieb in Charzysk gearbeitet.


    Frage: Was planen Sie zu tun, wenn das hier vorbei ist?


    Givi: Ich bin Oberstleutnant der Streitkräfte der Volksrepublik Donezk. Ich will ein Offizier des Landes bleiben und werde ihr ... sein, wenn ich nicht getötet werde.


    Frage: Wo sind Ihre Eltern?


    Givi: Ich stamme aus Ilowajsk. Als es losging, brachte ich die Familie nach Russland.


    Frage: Und wie nehmen es Ihre Nachbarn auf, dass Sie so ein Held sind?


    Givi: Ich weiss es nicht. Das müssen Sie sie fragen. Wenn ich ankomme, haben sie die eine Frage "Was passiert als nächstes?". Ich sage gewöhnlich "Als nächstes kommen die Schaufeln als humanitäre Hilfe, um die Gräben auszuheben". Diese Frage kommt der Reihe nach. Was wird sein? Ja, alles ist gut! Wir sind bereit, wir werden weitergehen. Einer von beiden, oder die Ukraine geht von selbst weg, oder sie zerschlagen uns hier. Es gibt keine andere Wahl. Keine polnischen Söldner, keine Amerikaner mit ihren Hummers wird ihnen nützen, glaubt mir.


    Frage: Woher nehmen Sie diese Zuversicht?


    Givi: Ich glaube an unsere Armee. Ich glaube an den Verteidigungsminister. Ich glaube an den Staatschef. Und ich glaube an seine Leute ...


    (Fortsetzung folgt)

    ++ wo unrecht herrscht, wird der widerstand zur pflicht ++

  • Fortsetzung:


    Frage: Wie läuft es jetzt mit den Freiwilligen?


    Givi: Ja, das läuft. Wir wollen viele haben, aber sie müssen auch ausgebildet werden. Vorzug wird denjenigen Freiwilligen gegeben, die über Erfahrung verfügen. Aber es braucht noch Training.


    Es gibt Kerle, die nicht genug bei den Kriegsspielen mitgespielt haben. Sie begreifen nicht, dass alles ganz real abläuft.


    Wir ziehen jeden Bewerber in Betracht. Glauben Sie mir, wenn ein Mann nur zumindest etwas militärisches Talent hat, funktioniert es. Dann muss nur noch herausgefunden werden, was ihm liegt. Kann er gut das Feuer korrigieren, ist sein Denkvermögen gut, ist er ein guter Infanterist, ein guter Fahrer?


    Glaub mir, ein guter Fahrer spielt eine erhebliche Rolle in militärischen Einsätzen. Fahrer sind verzweifelte Menschen. Fahre mal an die Front, nimm den Bataillonskommandeur auf und schnell und ohne einen Kratzer! Das erfordert Mut und Überlegung. Ja, er kann das Auto nicht behalten. Aber verdient seine Tätigkeit nicht Respekt? Sie verdient es.


    Frage: Kommen auch junge Burschen zu Ihnen?


    Givi: Ja, ich hatte einen 17-Jährigen. Jetzt ist er 18. Seit Ilowajsk. Er winkte mir zu. Ich wollte ihn nicht aufnehmen, da rannte er mir hinterher. Er war ganz ausgehungert. Er sagte, ich sollte ihn zumindest an einen Beobachtungspunkt zum Wachehalten mitnehmen. Er wäre dann an der Front, niemand würde fragen. Gut, ich habe ihn aufgenommen. Beschützt. Aber kürzlich kam er und sagte "Ich bin 18, ich kann an die Front". Ich sagte ihm "Setz Dich hin! Wenn Du gross bist, dann gehst Du dorthin!".


    Frage: Ein Senior?


    Givi: Ja, den gibt es. 64 Jahre alt. Deckname "Jakutien" war im Dienst bei "Motorola". Aber sein Alter ermöglicht ihm nicht, zu rennen wie ein junger Mann. Er kam zu mir mit "Motorola" und sagte "Genosse Kommandeur, bringen Sie mich zu ihm. Ich will im Panzer sterben." Ich sagte "Was meinen Sie? Was für dumme Scherze sind das?" "Motorola" erklärte: "Ja, Du nimmst ihn. Er folterte mich. Körperliches Training geht nicht. Ein guter Panzermechaniker wird er sein." Gut, er blieb. Und in jener Woche lernte er alles.


    Und er hat noch eine Behinderung, er ist einäugig. Sein linkes Auge ist verbunden. Nicht kaputt zu kriegen.


    Frage: Geradezu ein Pirat ...


    Givi: Genau, wir sind nicht umsonst "Somalia" ...


    ÜBER FREUNDE UND GENOSSEN


    Frage: Wieviele Orden haben Sie erhalten?


    Givi: "Stern des Helden der Volksrepublik Donezk", was die höchste und berührendste Auszeichnung ist. Jeder will sie sich verdienen. Ich würde sie allen geben, die derzeit für den Donbass kämpfen. Und jenen, die schon getötet worden sind.


    Zwei Kreuze bekam ich für Slawjansk, zwei Kreuze für Ilowajsk und für Chantschonkowo, einen Orden für die Verteidigung von Slawjansk. Irgendeine Auszeichnung des Verbandes der Luftlandetruppen ...


    Noch was! Ich war mit "Motorola" beim Treffen mit den Slowaken, wo sie ihre Auszeichnungen überreichten. Aber das ist nicht nur mein Verdienst, sondern das sind die Verdienste meiner Jungs.


    Frage: Sind Sie mit "Motorola" befreundet?


    Givi: Wo wären wir ohne den "Motorola"? (Er lacht.) Wir sind Ilowajsker Freunde. Vertraut mit Semjonowka, wo wir ihnen zu Hilfe kamen. Was heisst, dass man sich versteht.


    Wir haben ähnliche Ansichten bezüglich der Taktiken und der Gefechtsführung. Nur dass er es mit der Infanterie hatte, er ein ehemaliger Marine-Infanterist ist. Und ich habe ein Mot.-Schützenbataillon mit Panzern, Infanterie, Artillerie, Raketenwerfern.


    Die Abteilung "Sparta" ist die beste Aufklärungseinheit der Volksrepublik Donezk. Und wir respektieren uns gegenseitig wie auch unsere Soldaten es tun.


    Frage: Haben Sie Freunde verloren?


    Givi: Ich musste Verluste an Freunden hinnehmen. Ich hatte einen Freund Sascha, Deckname "Partisan". Wir waren Freunde seit Ilowajsk. Er starb, weil er nicht auf meine Truppe hörte, eine schußsichere Weste zu tragen. Ich erinnere mich an jeden Namen der Opfer ... und ich fahre regelmäßig zu ihren Gräbern ... .


    Frage: Haben Sie Ausländer in der Einheit?


    Givi: Nein, ich bin dagegen. Ihr Geburtsland sollte das Volk verteidigen, welches hier geboren worden ist, die hier ihre Eltern, ihre Kinder, die Gräber ihrer Vorfahren haben. Die wissen, wofür sie kämpfen. Meine Männer kämpfen nicht für Sold.


    Frage: Aber ihnen wird ein Sold gezahlt?


    Givi: Ja, wir haben ein Gehalt. Wir haben eine Armee, deshalb sollten wir zufrieden sein. Aber es ist sehr wenig Geld. Ich bekomme etwa soviel wie ich in der Fabrik im Frieden erhalten habe. Glauben Sie mir, das ist kein Bereich, in dem Sie reich werden können.


    Die Regierung der Republik konzentriert sich auf die Renten und die Sozialleistungen, damit die Zivilbevölkerung und die Rentner es leichter haben. Die Armee, wie bitte? Die Hauptsache war die Munition, dass man etwas hatte, um den Kampf überhaupt zu führen. Kleidung, Schuhe und die Zigaretten.


    Frage: Und die Zigaretten ..


    Givi: Nun, wohin kommt man ohne sie ...


    PS: Bei der Verabschiedung bat Givi: Sie, wegen Mädchen schreiben Sie auf jeden Fall, dass es bei mir kein Mädchen gibt. Ich bin schüchtern.


    Frage: Sie wissen, dass dies den gegenteiligen Effekt hat?


    Antwort: Schreiben Sie das wie zuvor. Ich werde nicht noch mehr daran rühren.


    Quelle: Легендарный командир армии ДНР Гиви: Меня учили воевать Чапаев и Украина


    Jens

    ++ wo unrecht herrscht, wird der widerstand zur pflicht ++

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!