Alles anzeigenNicht wirklich. Ahrens hat das doch schon passend formuliert.....
Eine Wohnung hat der Staat fast allen Ukrainern zum Glück "geschenkt". Waren halt Altbauten. Aber selbst mit deren Verkauf kann man noch gutes Geld machen. Und so mancher "Alkoholiker oder Arbeiter in der 200 Dollar-Fraktion" ist in Wirklichkeit stolzer Besitzer einer 50.000 Dollar-Immobilie. Jedenfalls sofern das Eigentum nicht längst versoffen wurde oder abgebrannt ist. Das vergessen viele Ausländer. Denn in Deutschland gibt es das "so" nicht. Da hat die Mehrheit der Hartz-4-Bezieher keinen derartigen Rückhalt. Es sind wirklich "Besitzlose".....
Inzwischen wird überall in der Ukraine neu gebaut. Die meisten Wohnungen lassen sich aber für die Käufer irgendwie auf Pump finanzieren. Was ist in der Ukraine recht einfach ist. Denn eine Schufa wie in Deutschland existiert nicht und selbst das interne Kreditrisiko-Management der Banken lässt sich mit ein paar Tricks leicht aushebeln. Einkommensnachweise sind genau so fraglich. Oft geben Banken die Kreditlinie nur auf Grundlage der bisherigen Umsätze frei. Hat man ein halbes Jahr lang jeden Monat tausend Dollar aufs Konto eingezahlt (und natürlich auch wieder ausgegeben), so gibt es geradezu ein Bombardement an Kreditangeboten und selbst die Kreditlinie des Kontos zeigt dann mal schnell 100.000 UAH auf. Die man auch wirklich nutzen kann. Ob die Leute in der Ukraine wirklich Geld haben oder nicht weiß man in der Ukraine darum nie genau. Denn selbst die Kreditlinie wird oft wie "verfügbares Geld" behandelt und bis zum Anschlag genutzt. Rückzahlung: Offen.....
....Das die Banken auf jeder Menge an faulen Krediten sitzen nimmt man stillschweigend hin. "Russisch Inkasso" gibt es nicht (sofern man das Geld nicht privat gepumpt hat. Vom Kreditnehmer bewohnte Wohnungen lassen sich ohnehin nicht pfänden.....
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Ahrens hat hier im Forum aber auch schon mehrfach kundgetan, dass die UA-Durchschnittslöhne in letzter Zeit sehr gestiegen sind...woraufhin dann eine Diskussion über die Glaubwürdigkeit dieser Zahlen entbrannt ist, da der Anhang und ihre Familie ja ach so wenig verdienen würden (eine Adäquanz zur jetzigen Beziehungssituation ist natürlich nicht beweisbar^^).
Bzgl. der "Gratiswohnungen" müsste man die Entstehungsgeschichten dieser Bauten kennen & deren Hintergründe. Kurz gesagt: Nach der "Wende" wurden in ziemlich allen Postkommunistischen Staaten (mit Ausnahme der ehemaligen DDR) die Staatswohnungen (die sich ja vorher offizielle auch im Volkseigentum befunden hatten) ihren Bewohnenden entschädigungslos übertragen. Hintergrund war, dass die jungen Staaten völlig blank waren und für deren Unterhalt nicht mehr aufkommen konnten. Im Gegenzug verhinderte dieser Vorgang natürlich auch soziale Unruhen in der Bevölkerung, da eine "richtige" Privatisierung an Immobillienspekulanten a la DDR verhindert werden konnte. Ein interssanter Artikel zu diesem Thema gibt es hier und hier.
Nun haben wir also die Situation, dass ehemalige Sowjetbürger ohne den Hauch einer Ahnung im Umgang mit Eigentum stolze Wohnungseigentümer (und eben nicht Immobilieneigentümer) wurden. Das Ergebnis ist bekannt: Völlige Koordinationslosigkeit & Verfall der allgemein zugänglichen Immobilienbereiche. Dazu kommt eine bis heute nicht restlos geklärtes Situation der Eigentumsverhältnisse in den Bauten selber: Wer mal in den UA-Grundstückkataster geschaut hat wird feststellen, dass diese Objekte nicht im Kataster erfasst sind. Die Lehre streitet sich ja bis heute darüber, wem die Räume (Treppenhaus, Hauseingang, Fassade etc.) ausserhalb der Wohnungen gehören...Dies bedeutet nun folglich, dass sich bei Zivil- und Insolvenzrechtlichen Streitigkeiten keine Partei auf dieses Register als Eigentumsbeweis stützen kann (wie man dies in der übrigen Zivilisation wohl tun würde^^). Man ist folglich auf die notariell beglaubigten Kaufverträge angewiesen, in der Hoffnung, dass diese (noch) existieren. Zumal solche Wohnungen ja oft auch unter der Hand familienintern weitergegeben wurden und es somit wohl ein leichtes ist, diese im Rahmen eines Pfändungsverfahrens wieder herauszukriegen wenn der Besitzer nicht der Eigentümer ist und dies gerichtsfest bewiesen werden kann.
Was ich damit sagen will ist, dass ich persönlich in Ermangelung von Rechtssicherheit niemals eine Khrushchyovka-Wohnung käuflich erwerben würde...
Was Sicherheiten & Kreditscores angeht, darfst du aber versichert sein, dass Finanzinstitute in einem Transformationsland wie der UA solche Risiken auch zum Selbstschutz (Stichwort Compliance) ins Auge fassen.
Liebe Grüsse
Alex
und sorry für soviel off topic content