Apropos Rolf
Wo ist die Dame mit den zwei Kindern und Armee - Ehemann aus Ternopil?
Schon in Deutschland?
Aber hier auch wieder ihre Extrawürstchen kochend?
Ja, ganz genau. Wieder Extrawünsche. Sie sieht sich nicht als Flüchtling sondern als "Verwandtenbesuch in Mecklenburg-Vorpommern".
Sie wollte eigentlich in Ternopil bleiben und ihren Beitrag zur Landesverteidigung leisten. Irgendwann habe ich dann mitbekommen, dass sie weder Waffen noch Munition besitzt und auch kein Interesse am Schießtraining hat. Noch nicht einmal Tarnnetze hat sie geknüpft. Sie meinte, sie würde sich als Verräterin fühlen, wenn sie ins Ausland ginge. Ich habe ihr dann gesagt, dass sie im Ausland Geld verdienen könne, um die Ukraine von dort aus zu unterstützen anstatt unnütz zwischen Wohnung und Schutzraum hin- und herzulaufen bis zu dem Tag, wo die Fenster herausfliegen. Das wollte sie auch nicht. Dann habe ich gesagt, dass ich persönlich niemals meine Kinder diesem Risiko aussetzen würde wenn ich die Möglichkeit hätte, sie in Sicherheit zu bringen. 10 Minuten später fragte sie mich dann, ob ich sie, die Kinder und den Hund an der Grenze abholen würde. Natürlich bejahte ich dies.
Zu einem Treffen kam es aber dennoch nicht, da sie sich im März von Ihrer Mutter in Stettin abholen ließ nachdem sie am Vortag eisige 20 Stunden vor der polnischen Grenze verbracht hatte und mich dabei in alle Ewigkeit verfluchte. Da sie für ein Erstaufnahmelager zu fein war, ließ sie sich eine Unterkunft von Privat suchen und kam in der Nähe des Wohnorts der Mutter in einer Pension unter, welche gerade renoviert wurde. Mittlerweile hat sie ihre eigene Wohnung und hat die letzten Wochen mit dem Kauf von Gebrauchtmöbeln und Einrichten verbracht. Die Nachbarn sind extrem hilfsbereit und diese Nähe wurde ihr bereits zuviel.
Vor zwei Wochen schrieb sie mir, dass sie Mitte Mai wieder nach Ternopil zurückginge wenn nichts dazwischenkäme. Das habe ich aber nicht ernst genommen. Ich kenne sie ja schon ein wenig. Vor ein paar Tagen hat sie mich in ihre neue Wohnung eingeladen. Sie habe ein freies Zimmer für Gäste. Ich habe aber einen Besuch offen gelassen. Ich gefalle mir nicht in der Rolle eines Verehrers, der mit der Frau eines Mannes flirtet welcher an der Front gerade um das nackte Überleben kämpft. Er gibt täglich ein Zeichen, dass er noch lebt. Ich als Küchenpsychologe kann mir gut vorstellen, dass der Krieg das Paar wieder in gewisser Weise vereint hat.
Was ich auch nicht so prickelnd fand, war, dass sie vor ein paar Wochen aus der Pension heraus den Wunsch äußerte, mit mir nach München zu fahren, um einmal das Grab von Stepan Bandera zu berühren. Ihr Großvater habe ihr so großartige Sachen von diesem Helden erzählt. Ich habe dann mal gegoogelt und danach überlegt, ob sie noch alle auf dem Zaun hat.
Wenn es nicht 600 Kilometer bis zu ihr wären, würde ich vielleicht mal an einem Wochenende an ihr schnuppern. Aber momentan habe ich beruflich viel zu tun und kann nicht einfach so weg.