Hallo zusammen,
hier meine bisherigen Eindrücke aus Dnepropetrovsk:
bisher heulen jeden Tag 2 bis 3 mal die Sirenen. Anfangs liefen die Leute noch panisch aus den Häüsern in irgendwelche Keller. Gestern Abend gingen die wenigen Menschen, die noch auf den Straßen spazierten, bei Ensatz der Sirenen normal weiter, oder blieben mit Kindern sogar auf den Spielplatz. Ich habe den Eindruck, daß die Sirenen die Menschen nur in Panik versetzen sollen. Es waren bisher nur am 24. Februar Einschläge weit außerhalb zu hören, als militärische Ziele angegriffen wurden. Angriffe auf zivile Ziele gab es nicht.
Bei einem Spaziergang sah ich ein Kind den Kopf aus dem Fenster eines Wohnblockes stecken, und zweimal 'Slawa Ukraina' rufen. Im Park unterhielten sich Passanten. Eine Frau meinte: 'Die da oben haben die Ukraine sowieso schon unter sich aufgeteilt, jetzt brauchen sie nur noch etwas von unserem Blut.
Auf einer Baustelle, auf der seit dem 23. Februar nicht mehr gearbeitet wird, füllten Aktivisten in zivil Sandsäcke, und riefen 'Heil Ukraina, Ruhm unseren Helden, Tod unseren Feinden'.
Der Bruder meine Frau, 34 jahre alt, hat sich auf die Datscha verzogen. Bei ihm und auch bei all seinen Bekannten besteht nicht die geringste Lust, zur Armee zu gehen und für die Ukraine zu kämpfen. Auch sieht man tagsüber viele junge Männer die ihren alltagsbeschäftigungen nachgehen, anstatt in der Armee zu sein.
Es gibt im Bekanntenkreis meiner Frau viele Menschen, die sich freuen würden, wenn die Russen das Land übernehmen würden. Nach meinem persönlichen Eindruck ist das Land zumindest hier im Osten gespalten. Wie groß die Anhängerschaft für die Russen ist, läßt sich nicht wirklich abschätzen. Keiner von denen sagt einfach so frei seine Meinung, aus Angst vor Repressionen. Die Leute, die jetzt am lautesten sind, werden die Ersten sein die rennen werden, wenn es wirklich noch zu einer ernsteren Situation kommen sollte.
Nach meinem Bauchgefühl wird aber hier nicht mehr viel passieren, aber das will natürlich nicht viel heißen...