EUROPA IN DER FALLE DER WÖLFE
von Dimitri Pskesin
(übersetzt von mir)
PolitRussia.com, 29. April 2015 - 18:54 Uhr.- Europa ist alarmiert. Von überall her heulen ihm die Wölfe entgegen. Nein, das ist die Gefahr, die Europa in der Invasion der vierbeinigen Raubtiere aus dem Wald und im russischen Motorradclub "Nachtwölfe" sieht, deren Mitglieder lieber auf zwei Rädern fahren. Die Panik begann mit der langen Fahrt, die von dieser Gemeinschaft der Motorradfahrer zu Ehren des 70. Jahrestages des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg geplant worden ist.
Die Idee, den Kriegsverlauf auf Motorrädern M-72 abzufahren, entstand im Jahr 2006, als die "Nachtwölfe" sich mit der Veteranin des Grossen Vaterländischen Krieges Nadeshda Kirillowa trafen. In diesem Jahr ist die Umsetzung erwartet worden. Abfahrtsort am 25. April an den Lenin-Bergen bzw. Borobjewyje Gory in Moskau. Geplant vom Club war, am 9. Mai auf einer Strecke von ca. sechstausend Kilometern über Minsk, Brest, Wroclaw, Brno, Bratislava, Wien, München, Prag, Torgau, Karlshorst schliesslich Berlin zu erreichen.
Aber in die Pläne der Motorradfreunde mischte sich die Politik ein. Vor der Fahrt begannen Repräsentanten bestimmter Länder, sich gegen die geplante Route der "Nachtwölfe" auszusprechen. Regierungsvertreter der Tschechischen Republik, Polens und Deutschlands sprachen sich gegen die russischen Motorradfreunde auf ihren Territorien aus. Der tschechische Außenminister nannte die Fahrt sogar eine Provokation.
Überraschend tolerant verfährt Europa mit seiner herzerwärmenden Pflege sexueller Minderheiten und der Förderung der homosexuellen Jubelparaden, stellt protzig seine Sorge um die Menschenrechte und seine begeisterten Äußerungen über das Primat der demokratischen Werte zur Schau. In diesem Fall der "Nachtwölfe" steht Europa im engen Schulterschluss bereit, sich bis an seine Grenzen gegen jene zu verteidigen, die es gewagt hatten, Blumen an den Gräbern der Befreiung der Welt vom Faschismus niederzulegen.
Allerdings klingt ein erstes Erstaunen rasch ab, wenn man über die Politik der Alten Welt im Hinblick auf die Beurteilung der Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges nachdenkt. Heutzutage wird das freie Europa wegen der momentanen politischen Vorhaben alles tun, um jenes Ereignis selbst und vor allem die Rolle der sowjetischen Soldaten aus der Erinnerung seiner Völker zu tilgen. Denn Russland soll nach dem Verständnis der Führer Europas nicht anders als nur eine Verkörperung des Bösen wahrgenommen werden. Doch dieses Gedenken an die früheren Verdienste unseres Landes trägt dazu nicht bei.
Es ist erwähnenswert, dass diesbezüglich Fortschritte erzielt worden sind. Wie Umfragen zeigen, haben die Europäer beinahe diejenigen vergessen, die ihr Land von der "braunen Pest" befreiten. Nur 13% antworten klar, dass dies die sowjetischen Truppen getan haben. (Und die meisten der Befragten mit dieser starken Erinnerung entfielen auf jene mit Wohnsitz in Deutschland.) Fast die Hälfte der Briten sind davon überzeugt, dass Europa von britischen Soldaten befreit wurde. Und 61% der Franzosen danken dafür den US-Streitkräften.
Aber die Fahrt der "Nachtwölfe" nahmen die europäischen Staats- und Regierungschefs als Angriff auf ihre Versuche wahr, die Geschichte umzuschreiben. Und so begann eine völlige Hysterie. Die ganz friedliche Tour der Motorradfreunde hält als Invasion von Kreml-Reitern der Apokalypse auf Stahlrössern her. Wir müssen gehörig zurückstecken angesichts der ständigen Verteufelung Russlands in den Augen seiner Bürger, bei welcher Europa bereits begonnen hat, selbst an seine Legenden zu glauben. Und ein nervöses Zucken in Erwartung der russischen Bedrohung erfasst die Länder der Alten Welt wiederholt angesichts dieser Motorradtour.
Womöglich wäre zu verstehen, wenn Deutschland in Panik wegen unserer Panzer sein würde, durch deren Rüstung ihre Geschosse nicht brechen können. Keine Rolle spielt es, dass wir noch nicht einmal den Deutschen gegenüber angedeutet hatten, dass wir sie weder bekämpfen wollen noch über echte Waffen sprechen. Aber als Schweden ernsthaft auf der Suche nach einem in den Gewässern gar nicht mehr vorhandenen russischen U-Boots war,- oder als in Litauen die Polizei zusammen mit den Grenzschutzbeamten Alarm schlägt, um den Zug zu stoppen, in dem die litauische Regierung sich "kleine grüne Männchen" im jugendlichen und wehrfähigen Alter vorstellt, beginnt man, über einen schweren Fall von Paranoia nachzudenken. Weil es Soldaten und U-Boote gibt, sehen die von Russland so sehr eingeschüchterten armen Finnen und Esten bereits eine Gefahr für ihre eigene Souveränität in der Verpackung der Schokolade.
Und nun siehe da, wie die Führung der europäischen Länder gallonenweise ihre Aufputschdrogen in Erwartung der Fahrt der russischen Motorradfreunde zu den Stätten ruhmreichen Kampfes sprudeln lässt. Höhepunkt war der Vorfall an der belarussisch-polnischen Grenze. Als die Motorradfreunde vom belarussischen Dorf Chatyn zur Festung Brest fuhren, stiessen sie auf eine Barriere. Von polnischen Sicherheitskräften verstärkte Grenzbeamte standen bereit, um den russischen Motorradfreunden zu begegnen. Innerhalb von drei Stunden wurden die Teilnehmer der Fahrt sorgsam überprüft und befragt, mit welcher Absicht sie in das Territorium dieses Staates gelangen wollen. "Leute kommen in 'schußsicherer Schutzkleidung' zur Durchführung der Durchsuchungen und stöbern in unserer Unterwäsche herum. Dies ist eine theatralische Produktion der Verkommenheit", so beschreibt der Anführer der "Nachtwölfe", Alexander Zaldostanow, die Ereignisse dort. Diese "Inszenierung" endete mit der Tatsache, dass den Motorradreisenden nicht erlaubt wird, über die Grenze zu fahren, so dass sie umkehren müssen.
Allerdings schlugen alle Bemühungen der polnischen Grenzbeamten fehl, und erwiesen sich die lokalen Politiker mit ihrer Unterstützung dabei selbst einen Bärendienst. Neben den Menschen in Uniform auf der anderen Seite der Grenze trafen die russischen Motorradfreunde ihre polnischen Pendants, die ihrerseits auch die Straße aus Protest gegen die Handlungen an ihrer Grenze blockierten. "Wenn durch unser Land einige Motorradfreunde reisen, die sich normal verhalten und nicht gegen geltendes Recht verstoßen, wie beispielsweise ganz kulturvoll Blumen in Auschwitz niederzulegen, dann geht das hier um nichts anderes als ein Aufblasen von etwas zu einem Problem. Also ich würde nicht so mit Menschen umgehen, die nach Berlin reisen, um das Ende des 2. Weltkrieges zu feiern", meinte der ehemalige Leiter des polnischen Motorradclubs Alexander Ostrowsky.
(Fortsetzung folgt)