Eines der letzten Interviews im Leben von Alexej Mosgowoj
"DIE OLIGARCHEN SIND DER HAUPTFEIND"
von Jekaterina Ruskewitsch
(übersetzt von mir)
liva.com.ua, 28. Mai 2015.- Anmerkung der Redaktion: Dies ist eines der letzten Interviews von Alexej Mosgowoj, dem Kommandeur der Brigade "Prisrak". In diesem Interview erklärt er offen, dass das Volk des Donbass und der Ukraine zusammenarbeiten müssen, um der Macht der superreichen Kapitalisten an der Frontlinie ein Ende zu bereiten.
Am 9. Mai 2015, unmittelbar nach den Feierlichkeiten in der Innenstadt von Altschewsk, ging er zu einem der städtischen Bauplätze, einem Spielplatz, welchen seine Männer auszugestalten halfen. (Ukrainische Politiker nutzen normalerweise ein solches Ereignis für ihre PR-Kampagne. Aber es gab dort keine Kameras, keine "Extra-Zuschauer".) Die Kämpfer der Einheit Mosgowojs, darunter einige miteinander sprechende Kommunisten aus Griechenland und Italien, legten ihre Waffen beiseite und arbeiteten zusammen mit Schaufeln und Brechstangen an der Herrichtung von Schaukeln und Rutschen für die Kinder. Ihnen halfen die Einwohner aus der näheren kinderreichen Umgebung.
Nach der Arbeit antwortete Alexej Mosgowoj auf die Fragen der Journalisten von LIVA.
Das internationale antifaschistische Forum hatte linke Aktivisten aus Italien, Griechenland, England, Deutschland, Spanien, Polen, der Türkei, Belarus, Russland und der Ukraine zusammengeführt. In seinem Rahmen fand in diesen Tagen des Monats Mai in Altschewsk eine einzigartige Veranstaltung statt. Daran beteiligten sich bekannte linksgerichtete Bands wie die türkische «Yorum» und die italienische «Banda Bassotti» sowie Journalisten von einer Reihe von internationalen Publikationen. In Lugansk hatte man sich im letzten Moment geweigert, diese "zu linksgerichtete" Konferenz zu unterstützen. Dann wurde auf Mosgowojs Sicherstellung der Durchführung dieser Veranstaltung zurückgegriffen, welcher in Altschewsk keine Angst vor einer Auseinandersetzung deswegen hatte. Dies hatte er bereits am Rande bei der Eröffnung des Forums gesagt, als er mit linken Journalisten sprach.
Die Forumsteilnehmer konnten mitansehen, welche Art von Arbeit in Altschewsk der Kommandeur von "Prisrak" und die Kommunisten ins Leben gerufen haben. Politische Arbeiter seiner Brigade leisten Hilfe für die Kindergärten und die Schulen, gewährleisten die kostenlose Verteilung von Medikamenten und Nahrungsmitteln an die Bedürftigen.
Die Forumsteilnehmer erfuhren von den Plänen, um die vom Krieg betroffene Region wieder zu beleben. Denn die ehemaligen Kapitaleigentümer hatten längst alles verlassen und sich nach Kiew, Moskau und in die Europäische Union aus dem Staub gemacht. Es gab Gesprächsrunden mit Altschewsker Stachanowleuten und auch auf den Straßen bei den Feierlichkeiten zu Ehren des Tags des Sieges. Mit den Forumsteilnehmern wurde bei den Konzerten gesprochen, wo sich Tausende von Menschen versammelten. Sie lernten die Beliebtheit von Mosgowoj bei den Einwohnern der Stadt kennen und schätzen, mit welchen Mosgowoj stets offen redete.
All dies kam in einer verspielten Debatte zutage. Der gerade eingetroffene Aktivist Roschawy sprach über die Erfahrungen mit der kurdischen Regierung, griechische und spanische Aktivisten argumentierten über die Politik von SYRIZA und Podemos, der Organisator einer britischen Gewerkschafts teilte seine Erfahrungen aus der Praxis mit, und ein italienischer Linker sprach über die Bedeutung von Internet-Technologien für die Entwicklung der linksgerichteten Bewegung und bot sofort an, seine Fähigkeiten in einer praktischen Art und Weise zu teilen.
Natürlich konnte das alles sich nicht auf den sehr intelligenten Mosgowoj auswirken. Aber es half ihm, seine eigenen ideologischen Ansichten besser abzugrenzen, die ausgehöhlt worden waren, wie es unweigerlich bei jeder Person passiert, die noch nie zuvor in der Politik gearbeitet hat. Und daher ist es besonders bedauerlich, dass dieser bunte und aufgeweckte Mann bald nahe Altschewsk in einem Hinterhalt zusammen mit seinem Pressesprecher und einigen Objektschutz-Soldaten getötet werden sollte und auf tragische Weise umkam. Eine Welle von Erinnerungen an Aktionen erfasste jetzt nicht nur den Donbass, sondern auch Menschen in vielen Ländern der Welt und zeigt auf, wie wichtig für viele Menschen die symbolische Bedeutung dieser Persönlichkeit aufgrund dessen, dass die nationalistischen Intellektuellen im Interesse der Kapitalisten das Feuer eines tribalistischen Bürgerkrieges schüren, der aus dem Dorf Nischnaja Duwanka stammende Alexej Mosgowoj offen die Notwendigkeit begründet, dass sich die Ukrainer im gesellschaftlichen Kampfes gegen ihren wahren Feind zusammenschliessen müssen.
(Fortsetzung folgt)