Beiträge von Siggi

    Das ist reine Propaganda..Perfekt inszeniert!


    Ich weiß es nicht. Ich würde nicht in Abrede stellen, dass es auch Maidan Demonstranten gab, die echte Veränderungen zum Besseren wollten. Viele der ursprünglichen Ziele finden vermutlich auch einen breiten Konsens in der Bevölkerung. Nur leider wird in der Realität wahrscheinlich fast nichts realisiert werden. Den erhofften Umschwung im Denken wird es im Land wohl nicht geben.


    Im Moment überschattet der Bürgerkrieg alles und nach Verbesserungen der Lebensbedingungen der Bevölkerung fragt niemand mehr. Man ist ja schon froh, wenn es nicht noch deutlich schlechter wird.


    Gruß
    Siggi

    Der Wechselkurs wurde über Jahre von der Regierung Janukowitsch künstlich gehalten.


    Von allen Regierungen wurde das Instrument der Devisenkontrolle angewendet. Seitdem ich diese Kurse verfolge (2000) war diese Politik erfolgreich. Lediglich in der Krise 2008 gab es einmal einen Einbruch.


    Zitat

    Es war im letzten Jahr vor dem Maidan schon vielen bewusst, dass diese Seifenblase irgendwann platzt.


    Ich würde das nicht Seifenblase nennen. Der Kurs wurde durch gezielte Maßnahmen der NBU in einem Bereich gehalten, der für UA günstig war. (Andere Länder mit nicht so starker Volkswirtschaft bedienen sich derselben Mechanismen.) Sicher hätte man den Kurs der Landeswährung auch irgendwann etwas absenken müssen, aber um viel weniger, als dies nun passiert ist. Der IWF hat in neoliberaler Tradition UA einen frei fluktuierenden Wechselkurs verordnet. Das kann ich verstehen: Der IWF gibt Geld zu den Bedingungen, die für die Geberländer positiv sind. UA ist in einer Zwangssituation und muss die ungünstigen Bedingungen akzeptieren. Das hätte die Regierung unter Janukowitsch sicher niemals getan, da ihm eine Refinanzierung durch russische Quellen offen stand. Aber diese Türen sind nun zugeschlagen. Die negativen Konsequenzen wird man noch viele Jahre spüren.


    Zitat

    Und Kredite oder Geldanlagen bei Banken waren in der Ukraine noch niemals eine sichere Angelegenheit.


    Stimmt. Aber sicher genug, so dass wir bei unseren Anlagen (die wir seit 2002 in UA haben) nie Verluste machten. Sogar die Zinsen wurden ausgezahlt, nur manchmal mit Verspätung.


    Gruß
    Siggi

    Hier ein interessanter Artikel (bitte zu Ende lesen)..


    Der Grundtenor des Artikels beschwört die Verständigung, den Kompromiss. Das ist grundsätzlich das Einzige, was die Menschen wieder zusammenbringen kann.
    Meine Befürchtung ist nur, dass die Situation weiter eskaliert. Ich sehe keine integrierende Figur, keinen Annäherungsversuch, nur ein Beharren jeder Seite auf die eigene Position.
    Mit jedem weiteren Toten, jeder weiteren Gewalttat tun sich größere Klüfte auf. Es ist schade um die Menschen.
    Jeden Tag stimmen uns die Vorgänge in UA trauriger.


    Gruß
    Siggi

    Es fehlt immer noch der Beleg für "Deine Tatsache" das die UA sich (weitestgehend) Richtung Westen orientiert.


    Die Unterzeichnung (eines Teils) des EU Assoziierungsabkommens kann man doch durchaus als Orientierung Richtung Westen sehen.


    Würde ich meine Informationen nur aus deutschen Massenmedien beziehen, hätte ich solche Sicht:
    - Es gibt Demonstrationen, weil der Präsident das EU Assoziierungsabkommen nicht unterzeichnet
    - Ein paar Monate später wird der Präsident gestürzt (toll, die Guten haben gewonnen)
    - Die Russen annektieren die Krim (Völkerrechtsverstoß, neuer Imperialismus, böse Russen)
    - Die neue Regierung unterzeichnet das fragliche Abkommen (fantastisch, wieder ein Land will in die EU)
    - Russland betreibt mit terroristischen Störaktionen eine Spaltung des Landes (böse Russen, aber das kennt man ja)
    - Die Ukraine reagiert mit Anti Terror Einsätzen (gerechte Gewalt)


    Gruß
    Siggi

    Gegen die bewaffneten Seperatisten müsste man massiv vorgehen. Es handelt ja sich nicht um Ukrainer ukrainischer Abstammung, sondern um Ukrainer russischer Abstammung, wenn überhaupt.


    Verstehe ich das richtig, die Frage ob man die Handlung der bewaffneten Separatisten verurteilt oder nicht, hängt von Ihrer Abstammung ab? Das wäre für mich überhaupt nicht nachvollziehbar.


    Zitat

    Klar gegen Putins kriminelle Söldner muss eine härtere Gangart vorgenommen werden.


    Vermutlich hast Du aus der Perspektive der Zentralregierung recht. Kiew kann nur noch die Einheit des Landes retten, in dem sie mit brutaler Gewalt vorgehen. Aber diese bewaffneten Kräfte finden Unterstützung in der Bevölkerung. (Wir alle haben am 1. Mai Demonstrationen der Bevölkerung gesehen pro Referendum, wir alle kennen Videos, in denen sich diese Durchschnittsbürger unbewaffnet vor Panzer stellen.) Das Problem wird also sein: Wie vernichtet man die bewaffneten Kräfte ohne dabei den Osten des Landes zu verwüsten und signifikante Anteile der eigenen Bevölkerung zu töten?


    Zitat

    Es sind ja terrorähnliche Paramilitärs.


    Terroristische Aktionen gegen die lokale Bevölkerung habe ich von Seiten der bewaffneten Kräfte bislang nicht gesehen.


    Gruß
    Siggi

    Kurzbericht: Größere Explosion in relativer Nähe hat die Leute im 10 stöckigem Haus meiner Frau überzeugt, das Land zu verlassen. Sie wohnte im Ortsteil Sofiivska Borshchahivka, westlich von Kiew. Es wurde ein Konvoi 9 Autos organisiert, jemanden vom Heimatschutz war dabei. Dadurch gab es keine Problem mit den ukrainischen Straßensperren und sie wussten genau, welchen Weg sie nehmen müssen, um den Kämpfen auszuweichen. Mein Sohn hat somit vom Krieg nichts gesehen, nur in der Wohnung in Kiew die Explosionen gehört. Er scheint mir nicht traumatisiert.

    Für die ersten 70km benötigten sie 3,5 Std. Erster Tag bis Khmelnytsky. Unterkunft unbeheizt auf dem Niveau eines schlechten Hostels, aber besser als draußen, zweiter Tag bis Lemberg (L'viv). Dann ohne Konvoi weiter bis zur Grenze Uzhhorod.

    Ich bin dann dort zu Fuß an einem kleinen Fußgängerüberweg (südlich von Uzhhorod) über die Grenze, habe das Auto sofort zur Grenze (nördlich von Uzhhorod) gefahren, da eine Übernachtung nicht möglich war, alles belegt. Nach ca. 10 Std. Stop and go in der Wartschlage zur Grenze ließ es sich das Auto nicht mehr starten., Keyless Entry erkannte den Schlüssel nicht mehr. Ich dachte schon, jetzt haben wir ein wirkliches Problem. Abschlepper gerufen, beim Abladen des Fahrzeugs geschah ein Wunder: Er lief wieder! Also wieder zur Grenze und rüber. Insgesamt also in knapp 24 Std. für den Grenzübertritt, was man in der aktuellen Situation als gut bezeichnen muss.

    Der Rest ist einfach, Hotel in der Slowakei genommen, nächstes in Dresden und gestern angekommen.

    Soweit zu den Fakten. Ich könnte noch viel mehr schreiben, aber nicht jetzt.

    Gruß
    Siggi


    P.S: Im Westen von UA war alles ruhig. Man muss nicht Rambo sein, um dort hinzufahren. Ich muss mich jetzt um viele Dinge für die Familie kümmern, also bitte keine zeitnahen Antworten erwarten.

    Sie weiß ja um deinen schlechten gesundheitlichen Zustand

    Nein, ich will nicht noch mehr Sorgen machen. Wir haben gerade gesprochen: Sie bleibt. Es gibt große Solidarität. Die Leute rücken zusammen und helfen einander. Das in einem Wohnblock, wo sie bislang 0,0 Kontakte hatte. Sogar die Leute in den Privathäusern aus der Nachbarschaft bieten Hilfe an.

    Habe das schon mehrmals durchgemacht

    Bei mir ist es jetzt das 3. Mal. Ich kenne das mit ein wenig Fieber, das kommt und dann geht, als sei nichts gewesen.


    Ich fahre jetzt weiter an der Ukrainischen Grenze nach Ungarn oder Rumänien

    Habe gerade von einem Österreicher erfahren, dass die Wartezeit in Bergehove 4 Std. betragen soll. Aber solche Info ist veraltet schnell und ist ca. 2 Tage alt. Ich kann es nicht verifizieren.

    ...meine Stief- und Schwiegertochter nebst minderjährigen Söhnen (7 und 14) haben sich auch dazu entschieden, momentan noch in Chernivtis zu bleiben

    Gestern gab es eine große Explosion, ca. 20km entfernt, aber trotzdem vibrierten die Fensterscheiben. Das machte allen Angst. Aber sie kann nicht fahren. Ich habe sie überredet, sich einen Fahrer zu suchen, irgendetwas nur raus, solange sich der Belagerungsring nicht geschlossen hat.


    Sie wollte, dass ich komme. Aber das dauert Tage. Ist dann noch Kiew zugänglich? Kommt man mit einem Mietwagen über die Grenze (natürlich ohne Genehmigung des Vermieters, die man wohl nicht bekommen wird)? Welche Papiere/Dokumente muss man bei den UA Kontrollen im Land vorzeigen, dass sie einen nicht für einen Spion halten? Meine Kommunikationsfähigkeit in Russisch ist sehr begrenzt. Komplexe Fragen kann ich nicht beantworten. Google hat die Verkehrslage abgeschaltet, d.h. man ich wäre "blind". Alles keine guten Voraussetzungen. Alle halten mich für total verrückt, dass überhaupt in Erwägung zu ziehen. Ein UA Freund fährt gern bis zur Grenze mit, aber ins Land bringen ihn keine 10 Pferde, er will nicht zum Militärdienst gezwungen werden. Somit wäre ich auf mich allein gestellt. Vermutlich sollte ich auch nicht die M06 fahren, sondern Richtung Süden. Wo könnte man auf der Strecke übernachten, etc. So viele Fragen. Zu allem Überfluss bin ich auch noch gesundheitlich im Moment nicht auf der Höhe, immer wieder mal Fieberschübe (Divertikulitis).

    Überrollen lassen ist nicht das Problem. Aber dann? Sumy ist überrollt worden. Straßensperren, keiner rein, keiner raus. Die Lebensmittel und Wasser wird knapp laut Berichten aus der Heimatstat meiner Frau. (Die eigentlichen Kämpfe begannen, als ich schon dachte, alles ist vorbei.)

    Meine Angst: Es dauert viele Wochen und natürlich hat die Versorgung der Zivilbevölkerung in solchen Situationen keine Priorität.

    Stell Dir nur einmal vor, Du müsstest in DE (aber in Deiner Wohnung ohne Ausgang und ohne Hilfe von außen) 2 Wochen ohne Strom (und in der Folge ohne Heizung und auch ohne Leitungswasser, denn die Pumpen laufen elektrisch) ausharren. Jetzt hast Du noch Deine alte, kränkliche Mutter dabei und einen sechsjährigen.


    Gruß

    Siggi