Reiseeindrücke - Ukraine
4500 km Abenteuerfahrt mit dem PKW von Eisenhüttenstadt durch die Ukraine nach Artemivsk (Artjemowsk), Oblast Donezk, Donbass (Donezbecken)
1. Reiseziel und Anlass
Am Freitag, dem 3.4.09 starteten wir, meine Frau (47), und die Freundin unseres Sohnes Felix (21) und ich selbst (62) zu dritt in die Ukraine. Unser Ziel war das 2100 km entfernt liegende Artemivsk (Artjemowsk) im Donbass, Oblast Donezk, wo Felix derzeit ein freiwilliges EU-Praktikum absolviert.
Er wollte vor Beginn seines Studiums u. a. Land und Leute im Osten Europas studieren und richtig russisch lernen. Er hat sein Abi 2007 mit Russisch als 2. Fremdsprache abgelegt. Nach dem Motto: Die Praxis ist durch nichts zu ersetzen.
Eine Sprache erlernt man am besten auf den Kopfkissen der Töchter des Landes, empfahl bereits vor 250 Jahren ein großer deutscher Dichter.
2. Reiserouten
Als Fahrtroute hatten wir zwei unterschiedliche Trassen geplant.
Hinfahrt über Krakow – Lwow – Ternopil – Chmelnizki - Winniza – Uman – Kirowograd – Dnepropetrowsk – Artjemowsk.
Rückreise über Charkow – Poltawa - Kiew – Shitomir – Rivne – Luzk – Cholm – Lublin – Lodz – Poznan – Frankfurt(Oder).
Von den ukrainischen Städten hatte ich nur Kiew und Kirowograd während meines Studiums vor 25 Jahren kennen gelernt. Alles andere in diesem Land war uns weitgehend unbekannt. Als Voraussetzungen hatten wir ein intaktes Auto, Ford Focus, Bj.2003 und unsere Sprachkenntnisse, Russisch und Polnisch sowie den Willen bei Felix gut anzukommen.
3. Grenzregime PL – UKR
Als Grenzübergang hatten wir wegen der Nähe zu Lwow den Ort Przemysl (PL) ausgewählt. Nach 850 km Fahrt und einer Übernachtung in Polen wollten wir endlich in die Ukraine. Am Grenzübergang eine lange Schlange voller schwer beladener Autos , zumeist PKW und Kleintransporter. Das kann dauern. Nachfrage bei ukrainischen und polnischen Fahrern, die geduldig warteten, ergab, dass EU – Bürger ohne zu verzollende Waren vorfahren können. Was wir dann auch taten, aber keine Ausschilderung zeigt an wo es lang geht, einfach ein paar Pylonen beiseite gerückt und vor zum Grenzkontrolleur. Der verlangte zuerst ausgefüllte Fragebogen, die wir natürlich nicht hatten. Also musste jeder seinen Bogen ausfüllen in 2-facher Ausfertigung. Als Hilfe dazu dienet ein Tafel mit Schreibunterlage, denn das Formular war nur auf polnisch, ukrainisch, russisch und englisch. Wozu auch deutsch, hier kommt doch ohnehin kaum ein Deutscher vorbei. Soweit so gut, alles ausgefüllt in 2-facher Ausfertigung, mit der Passkontrolle alles i.O.. Wir konnten weiter zum Zöllner, aber wo ist die gültige grüne Karte für das Auto? Unsere war leider abgelaufen. Ein Tipp des Zöllners, gehen Sie eine Karte kaufen, im Objekt an der Seite, ein riesiges Grenzgebäude wie wir es aus Guben-Gubinek an der polnischen Grenze kennen. Die Nachfrage dort ergab, dass hier nur die Speditionen abgefertigt werden, es gibt keine grünen Karten. Die gibt es in einem Haus mit einem blauen Dach unweit (russ. nedaleko) von hier aber außerhalb der Kontrollstelle. Wir rein ins Auto und ab zu dem Haus mit dem blauen Dach. Am Ausgang der Kontrollstelle ein Posten, der uns nicht durchlässt, weil wir keinen Zollvermerk haben. Fein ausgedacht! Wieder zurück zum Zöllner, diesmal bin ich zum Nachbarn gegangen und habe ihm erklärt., dass wir nur noch die grüne Karte brauchen, alles andere ist bereits kontrolliert. Er gab seinen Stempel, nicht ohne nochmals alle Papiere gründlich zu kontrollieren, aber er unterschrieb und wir dürfen raus in die Ukraine. Endlich weiter, die Prozedur dauerte über 1 Std. Nun zum Haus mit dem blauen Dach, zwei mal rumgekurvt und dann gefunden. Dort saßen 5 – 6 gelangweilte Damen, bei Freizeitvergnügen (Stricken, Lesen und Plaudern) und fühlten sich gestört. Ich erklärte ihnen, dass wir nur eine grüne Karte brauchen und etwas Geld, ukrainische Griwna tauschen wollen und eine Toilette. Setzen Sie sich und bewahren sie Ruhe, es geht gleich los! Es klappte alles prima, die Karte für 30 Tage kostete 45 Griwna (4,50 €) und Geld gab es auch, zum Tageskurs von etwa 1:10. Das ganze dauerte wieder eine halbe Stunde.
3. Fahrt durch die Ukraine bis zum Donbass(Hinfahrt)
3.1 Zweiter Tag (04.04.09): Przemysl (PL) – Lwow – Winniza (ca. 380 km)
Dann konnte es endlich losgehen. Endlich in der Ukraine. Tanken wollten wir erst in der nächsten größeren Stadt, Lwow, Der Liter VK 95 kostete nur 55 Cent.
Was mir auffiel, war das erste Orteingangsschild in der Ukraine, es bedeutete auf deutsch Endstation II, es gab dann auch Endstation I, ein paar Werst weiter. Beide Orte, am Westrand der Ukraine, wie aus einem Roman von Scholochow.
Bis Lwow sind es nur 70 km, wir wollten aber weiter kommen, vielleicht bis nach Winniza (ca. 430 km). Wir hatten uns vorgenommen, aus Sicherheitsgründen keine Nachtfahrten zu unternehmen, sondern uns ein Motel zu suchen wo wir uns ausschlafen konnten, für den nächsten anstrengenden Tag. Soweit alles klar, tanken kein Problem, bar oder EC-Karte, Kreditkarten nehmen nicht alle, sondern nur die großen Konzerne, die ständig online sind. Unsere Autokarte, extra bei Amazon bestellt, in russisch und ukrainisch ist nützlich, weil die Ausschilderung, besonders in den Städten manchmal zu wünschen übrig lässt.
Das größte Problem, es sollte uns auf der gesamten Tour nach Artjemowsk begleiten, sind die Straßen selbst. Die gesamten 70 km auf der E 40 bis Lwow sind
in einem katastrophalen Zustand, gemessen am Standard von Polen. Der LKW Transitverkehr hat alle Strassen in einen Flickenteppich mit vielen gefährlichen Schlaglöchern verwandelt. Die begrenzten Möglichkeiten des ukrainischen Staates, die Strasseninfrastruktur in Ordnung zu halten, werden wir noch kennen lernen.
Besoners unangenehm war die Passage in Ternopil, einer Gebietshauptstadt zwischen Lwow und Chmelnitzki. Je weiter wir in die Stadt reinfuhren, desto schlechter wurden die Strassen. Dann war es ganz aus ,eine Umleitung ohne Ausschilderung und dazu im Berufsverkehr kostete Zeit und Nerven. Schließlich erreichten wir wieder unsere Strasse nach Osten, Chmelnitzki war das nächste Ziel.auf der E 50. Auch Ines, meine Frau muss jetzt fahren und wir erreichen abends gegen 20.30 h unser Tagesziel zwar nicht, haben aber ca. 50 km hinter Chmelnitzki ein Motel (BET) gefunden, wo wir übernachten konnten. Auto auf dem bewachten Hof abgestellt, dem Wächter eine kleine Prämie, zumeist 20,- Griwna, das hilft hier, sagte man uns. Ein Abendessen war angesagt und wir konnten aus einer reich-haltigen Speisekarte wählen, es schmeckte allen, auch Judith, die eigentlich vegetarisch isst, war zufrieden mit den ukrainischen Wareniki, (russ. Pelmeni). Das ganze Essen mit Getränken kostete uns 90,- Grn (9,-€) Die Übernachtung kostete 370 Grn.(37 €) für alle drei Personen in 2 komfortabel eingerichteten Zimmern.