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Als junger Mann kämpfte der Ukrainer Zynowiy Kyryk in Afghanistan für die Sowjetarmee - er verlor viele Kameraden, seine Gesundheit,
seine Liebe. Seine jüngeren Landsleute haben den Krieg der achtziger Jahre längst vergessen. Und auch der Staat lässt die Veteranen im Stich.
Der Krieger aus Stahl streckt die Hand in den Himmel, über ihm ragt das Kreuz empor. Neben ihm liegt die Kalaschnikow. So erinnert er an all
die Toten. Doch kaum einer sieht ihn. Der Krieger aus Stahl steht allein, abseits vom schmucken Zentrum von Lviv. Fragt man die jungen
Menschen, die über den Boulevard an der Oper flanieren, nach dem
Denkmal, wissen die wenigsten, wo es steht. Ab und an marschieren doch junge Menschen in blauen Uniformen und mit
gewaltigen Hüten an dem aus Eisen gegossenen Kämpfer vobei. Die Kadettender benachbarten Feuerwehrakademie am Stadtrand. Ansonsten verirren
sich wenige Menschen dorthin. Ein paar Plastikblumen bringen Farbtupfer auf den grauen Stein zu seinen Füßen. Der stählerne Krieger ist
vergessen.
Doch nicht von Zynowiy Kyryk. In seiner Küche hängt das Denkmal auf einem Poster gedruckt - direkt neben der Mutter Gottes. Ein einfacher
Kalender des örtlichen Afghanistan-Veteranenverbands. Der einzige Hinweis in der kleinen Ein-Zimmer-Wohnung, dass der Bewohner einst
selbst ein Afghanistan-Kämpfer war.
Zynowiy Kyryk hat mit Anfang 20 seine Jugend verloren, seine Gesundheit, seine Liebe und die Hoffnung auf ein gerechtes Leben. In
zwei Jahren war alles dahin. Zwei Jahre in einem Krieg, "den keiner gebraucht hat". Das sagt der 51-Jährige heute über einen Konflikt in
einem Land, das immer noch nicht zur Ruhe gekommen ist. Dessen Kriegen längst Millionen zum Opfer gefallen sind.
Als Kanonenfutter gut genug
Zynowiy Kyryk geht zu seiner Wohnzimmervitrine, um das Fotoalbum zu holen. Dutzende von Schwarz-Weiß-Bildern erzählen darin von seinen zwei
Jahren in Afghanistan.
Der 51-Jährige braucht ein wenig länger, um das Album aus dem betagten Wohnzimmerschrank zu ziehen. Sein Schritt ist nicht mehr fest, und die
linke Hand ist zusammengekrümmt wie nach einem Schlaganfall. Schuld sind die Granatsplitter, die die Feldärzte übersehen hatten. Sie sind in
drei Jahrzehnten tiefer in das Gehirn gewandert. Gerade 21 Jahre war er alt, als sich Schrapnelle durch seine Schädeldecke fraßen.
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