Problem Rückreisewilligkeit? Welches Visa?

  • Hallo allerseits,



    Die Frage der Rückreisewilligkeit scheint ja ein ziemlich wesentlicher Faktor für die Erteilung eines Besucher-Visums zu sein. Eigentlich war ich ganz guter Dinge, meine Freundin aus Kiew demnächst bei mir in Deutschland sehen zu können, aber mittlerweile habe ich - nach allem, was ich hier so zum Thema gelesen habe - so meine Zweifel, ob sie überhaupt ein Visum bekommen kann. Mich würde interessieren, wie Eure Einschätzung dazu ist.


    Die Ausgangslage ist wie fogt:


    Ich werde sie im August zum dritten Mal besuchen. Wir wollen versuchen, für den September ein Besucher-Visum für Deutschland zu bekommen. Der heikelste Punkt scheint mir dabei die Anerkennung der Rückreisewilligkeit zu sein. Denn meine Freundin hat weder Kinder noch pflegebedürftige Angehörige noch nennenswertes Vermögen oder Immobilienbesitz. Außerdem ist sie derzeit arbeitslos.


    Allerdings hatte sie bis zum Krieg einen sehr guten Job und war Dutzende Male im Ausland: hauptsächlich Südostasien (bis zu 6 Monate), Georgien und 2008 war sie einmal mit Schnegen-Visum für 6 Tage in Ungarn. In ihrem alten Pass (1996-2006) sind Stempel für zahlreiche Reisen nach Ungarn (damals noch ohne Schengen-Visum).


    Mit Ausbruch des Krieges machte ihre Firma dicht und sie hat ein Jahr lang freiwillig für die Ukraine gearbeitet - und ihre Ersparnisse aufgebraucht. Sie spricht Deutsch.


    Was meint Ihr? Besteht überhaupt die Chance, ein Besucher-Visum für D zu bekommen? Ich habe irgendwo gelesen, dass man auch mal per Mail bei der deutschen Botschaft in Kiew sozusagen "voranfragen" kann - ein bisschen mit auf die Tränendrüse drücken - um so zu erfahren, wie die Tendenz eingeschätzt wird?


    Falls ja, sollten wie eine möglichst kurze Spanne beantragen?


    Oder sollten wir eher ein Visum für ein anderes Schengenland beantragen, dort ein paar Tage bleiben, und dann nach Deutschland weiterreisen?


    Oder ist ein Besucher-Visum der ganz falsche Weg? Gibt es Möglichkeiten über Sprachkurse in Deutschland? Oder wäre die Erteilunng eines Touri-Visums leichter zu bekommen?



    Vielen Dank schomal für Eure Meinungen und Tipps!!!


    Gruß, Kleber

  • Denn meine Freundin hat weder Kinder noch pflegebedürftige Angehörige noch nennenswertes Vermögen


    das trifft für die meisten zu, die ohne Probleme ein Visum bekommen habe


    oder Immobilienbesitz. Außerdem ist sie derzeit arbeitslos.


    dann wird es schon schwieriger.


    Sie muss halt argumentieren können, weswegen sie denn zurück in die UA zurückkheren würde.
    Aber wo nichts ist....


    Schnegen-Visum für 6 Tage in Ungarn. In ihrem alten Pass (1996-2006)


    positive Visahistorie ist immer ein Plus


    überhaupt die Chance, ein Besucher-Visum für D zu bekommen?


    eine Chance: ja



    dass man auch mal per Mail bei der deutschen Botschaft in Kiew sozusagen "voranfragen" kann - ein bisschen mit auf die Tränendrüse drücken


    meiner unmassgeblichen meinung nach, bringen Vorabfragen nichts.
    Aber du kannst Ihr ja ein Belgeitbrief als "Einladung" neben der VE mitgeben, wo genau das drin steht.
    Dann steigt die Chance, zumindest meiner Meinung und Erfahrung nach


    Falls ja, sollten wie eine möglichst kurze Spanne beantragen?


    angeblich vergrößert das die Chancen


    Oder sollten wir eher ein Visum für ein anderes Schengenland beantragen, dort ein paar Tage bleiben, und dann nach Deutschland weiterreisen?


    Wenn das Hauptziel eindeitig D ist, wäre das unzulässig


    Gibt es Möglichkeiten über Sprachkurse in Deutschland?


    ja
    AufenthG - Einzelnorm

  • Danke erstmal.


    Kann man für die Rückkehrwilligkeit eigentlich auch eher "softe" Faktoren wie Patriotismus angeben? Bringt das was, wenn man das bspw. durch Freiwilligeneinsätze belegen kann?

  • Kann man für die Rückkehrwilligkeit eigentlich auch eher "softe" Faktoren wie Patriotismus angeben?


    kann man immer
    .. aber ob es was bringt?


    Bringt das was, wenn man das bspw. durch Freiwilligeneinsätze belegen kann?


    kann man nie im Voraus sagen.
    Wenn sie es nicht probiert, wird sie es auch nie erfahren.

  • Wie schon mehrfach hier geschrieben: Es gibt kein Patentrezept für Deinen Fall.
    Zwei Möglichkeiten:
    1. Du probierst es (wie auch immer Du die Rückkehrbereitschaft versuchst nachzuweisen)
    2. Du umgehst das Risiko der Nichterteilung des Visum über den formal illegalen Weg mit dem Schengen Visum eines Nachbarlandes.
    Beides hat Vor- und Nachteile, je nach Ergebnis, Vorbereitung und Durchführung.


    Gruß
    Siggi, dessen Vertrauen in die DE Botschaft in diesem Fall für Lösung #1 nicht reichen würde

  • das Risiko der Nichterteilung des Visum über den formal illegalen Weg mit dem Schengen Visum eines Nachbarlandes.


    wenn zum *Zeitpunkt der Antragstellung' tatsächlich die Absicht besteht, in dieses Nachbarland als Hauptreiseziel zu reisen, ist daran nichts illegal. Aber auch hier setzt man sich dem Risikoder Nichterteilung des Visums aus. Die Risikowahrscheinlichkeiten sind von Land zu Land und Fall zu Fall unterschiedlich.
    Bei "gekauften Arbeitsvisa" sollte aber bedenken, dass man ohne die entsprechenden Nachweise für diese Arbeit inkl. Gehaltseingang schlechte Karten hat, wenn man dann im Ausland kontrolliert wird ... was gar nicht so selbten geschieht.

  • Bei allen Fällen im Bekanntenkreis, in denen Visa über Agenturen/Reisebüros besorgt wurden (das waren nicht wenige) kenne ich keinen Fall, in dem das Visum verweigert wurde.


    Das die illegale Verwendung eines Visum einen erhöhten Aufwand bei der Benutzung zur Risikominimierung nach sich zieht, sollte selbstverständlich sein.


    Gruß
    Siggi

  • Bei allen Fällen im Bekanntenkreis, in denen Visa über Agenturen/Reisebüros besorgt wurden (das waren nicht wenige) kenne ich keinen Fall, in dem das Visum verweigert wurde.


    Bei allen Fällen im Bekannten- und Freundeskreis, die ein visum beim dt. Konsulat in Kiew beantragt haben, ist bisher auch jedes Visum gegeben worden. Zum Teil wurde mehr gegeben als gewollt und beantragt. Ich habe dabei seit ca. 10 Jahren mit mehreren visa pro Jahr zu tun. Vorbereitung ist eben alles.
    Die einzigen probleme bisher hatten dieses Jahr wir mit dem Visazentrum (erster versuch mit denen), deren ungesetzliche aus den Fingern gesogene, unlogische und selbstherrliche Anforderungen haben erheblichen Mehraufwand bedeutet.
    Ahc ja, vor einigen Jahren gab es doch ein Problem: es war im Sommer kein Termin zu bekommen, also kam es in dem Jahr für diese Freunde gar nicht zu einem Antrag.

  • Es mag sein, dass mein Blick auf die Visavergabepraxis der DE Botschaft nicht objektiv ist. Im wesentlichen melden sich bei mir ja immer Leute aus dem Forum, wenn etwas daneben gegangen ist. Zurückweisungen von arbeitslosen Personen kommen in meiner Wahrnehmung schon oft vor.


    Vorbereitung ist eben alles.


    Was soll denn Deiner Meinung nach der Fragesteller tun, um die Rückkehrbereitschaft zu belegen, wo es doch kein klassisches Kriterium erfüllt ist? Hilf ihm doch mit konkreten Vorschlägen, wie soll er sich vorbereiten? Oder ist in diesem Fall nur hoffen und beten angesagt?


    Bei "gekauften Arbeitsvisa" sollte aber bedenken, dass man ohne die entsprechenden Nachweise für diese Arbeit inkl. Gehaltseingang schlechte Karten hat, wenn man dann im Ausland kontrolliert wird


    Die Grenzüberquerungen sind das Kritische. Hast Du schon mal davon gehört, dass jemand beim Shopping in "Wanne-Eickel" kontrolliert wurde? Aber sicher hast Du recht: Man sollte schon eine passende Story mit Nachweisen haben. Im übrigen gibt es nicht weinige Ukrainer, die frustriert von Arbeitsversuchen aus Polen zurückkehren. Deren Geschichten sollte man schon kennen.


    Gruß
    Siggi

  • Was soll denn Deiner Meinung nach der Fragesteller tun, um die Rückkehrbereitschaft zu belegen, wo es doch kein klassisches Kriterium erfüllt ist? Hilf ihm doch mit konkreten Vorschlägen, wie soll er sich vorbereiten?


    konkrette Vorschläge kann man nur für den Einzelfall machen und auch nur dann, wenn man die Lebensumstände des Antragstellers kennt. Im Grunde weiss der Antragsteller am besten, was ihn zur Rückkehr bewegt und warum er nicht in D bleiben will.
    Wenn es sich natürlich gar nicht so verhält, dann gibt es ein Problem. Wo es keine Rückkehrbereitschaft gibt, kann man sie nicht glaubhaft machen.


    Aber mit Beispielen kann ich dienen, die Begründungen kann sich jeder selbst daraus rauspicken -- wobei diese auch nicht explizit angegeben wurden
    - Junge Frau, ledig, ungebunden, (nur Eltern), Job der nicht viel bringt und den man auch von heute auf morgen aufgeben kann (hat sie auch dann gemacht), allerdings eigene Wohnug in Kiew und ein Auto: mehrere Visa kein Problem, von 2 Wochen bis 90 Tage
    - Älterer Mann, Rentner, verheiratet und erwachsene Kinder, Woheigentum in einer Kreisstadt, Besuchsvisum alleinreisend: mehrere Visa von 2 Wochenbis unechtes Jahresvisum kein Problem
    - Ältere Frau, Rentnerin, verheiratet und erwachsene Kinder, Wohneigentum in einer Kreisstadt -- Besuchsvisa alleinreisen, mehrere Visa von 2 Wochen bis mehrere Jahre kein Problem
    - Frau im besten Alter, verheiratet, Kind, allerdings guter Job, alleinreisend und mit Familie: mehrere Visa von wenigen Wochen bis 1 Monat waren kein Problem
    - Mädchen, 16 Jahre, reisend mit Mutter: keine Probleme
    - Junge Frau, leding, ungebunden und sogar suchend, Job auf dem Papier, Immobilie irgendwo wo es keinen interessiert, mehrere Visa von wenigen Wochen bis unechte Mehrjahresvisa kein Problem.
    Und ich kenne noch einem Menge anderer, mit deren Visa ich aber nichts zu tun habe da es nicht unsere Gäste sind und deren Lebensverhätlnisse hier nicht beschreiben kann und nicht will.
    Aber es sind auch welche darunter, die aus Donezk in den Westen oder Süden der UA fliehen mussten. Alte und jungere (so um ide 30), männlich und weiblich, alleinreisend und zusammen mit dem Ehegatten (und ohne Kinder als "Grund" zurückzukehren).


    Keiner wollte in D bleiben und alle wollten wirklich zurückkehren (Naja, bei *echter* Gelegenheit und auf keinen Fall illegal hätte es sich der/die eine oder andere überlegt). Keine Ahnung warum ihnen geglaubt wurde, als sie das alles vortrugen. Aber sie haben sich vorbereitet und entsprechende Nachweise für das vorgetragene beigelegt -- ungefragt (und jedesmal beigelegt ohne sich darauf zu versteifen, dass die Unterlagen doch im Konsulat zur Hand der Visaentscheider sein müssten, da schon vor einem Jahr fürs letzte Visum abgegeben)
    Wer das nicht macht, naja ... ich kenne keinen, der so naiv war.
    Naja, die oben erwhähnten Alten sind naiv ... glauben, dass jeder und alles in D russisch spricht ...aber wenn man auf sie eindringt, waren sie vorbereitet. Und haben mit ihren naiven Äusserungen im Konsulat und beim Grenzübergang so manchen Lacher geerntet.



    Wobei ich zuletezt gehört habe, dass es schwieriger geworden ist, ein Visum zu bekommen. Habe aber nicht nachgefragt, was sie damit meinten. Es gibt jetzt aktuell mehr Ablehnungen als in der Vergangenheit.
    Allerdings wurden die letzten zwei Visa mit denen ich zu tun hatte erst im Juni beantragt und gegeben. Mehrjahresvisa. Verwandte und "nur" Bekannte. War bei der Bekannten selber überrascht, denn an sich hat sie keinen anerkannten Grund für Mehrjahresvisa und gehört zu den üblichen Verdächtigen (jung, ledig)... aber eben mit exzellenter Visahistorie und vorbereitetem Begleitschreiben, der natürlich der Wahrheit entsprach.


    Hmmm ... vielleicht sollten wir alle Lotto spielen


    Die Grenzüberquerungen sind das Kritische. Hast Du schon mal davon gehört, dass jemand beim Shopping in "Wanne-Eickel" kontrolliert wurde?


    ja tatsächlich, ich habe von welchen gehört und kenne welche. Im Bus, im Zug, in der Fussgängerzone beim shopping, im Grenzgebiet und auch mitten im Land.

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