Die Bürgerrechtsorganisation „Memorial“ erhält den „Sacharow-Preis für geistige Freiheit“. Deshalb: lauter Applaus für das EU-Parlament.
Gelernte EUropäer zucken mittlerweile ja schon reflexartig zusammen, wenn Nachrichten aus dem regulierungswütigen Europäischen Parlament kommen. Endlich einmal aber wollen wir uns erheben und heftig Beifall klatschen: Es ist eine großartige Entscheidung, dass der „Sacharow-Preis“, den die EU-Volksvertretung jedes Jahr vergibt, 2009 an die russische Bürgerrechtsgruppe „Memorial“ geht. Während die norwegischen Berufsgutmenschen vom Friedensnobelpreiskomitee auch heuer wieder – wie fast immer – eine möglichst bequeme Wahl getroffen haben, haben die EU-Parlamentarier mit ihrer Entscheidung eine klare Botschaft ausgesandt.
Oleg Orlow, Sergej Kowaljow und Ludmilla Alexejewa, die stellvertretend für „Memorial“ im Dezember den Preis in Empfang nehmen werden, gehören zu den anständigsten und mutigsten Menschen Russlands. Kowaljow (übrigens auch Träger des Kreisky-Preises) und Alexejewa, beide schon betagt, haben sich bereits unter der Sowjetdiktatur für Bürger- und Menschenrechte eingesetzt. Orlow, der Chef von „Memorial“, wehrt sich seit Jahren gegen die offizielle Verklärung der Sowjetgeschichte, vor allem der mörderischen Stalin-Ära. Der Kampf für die Unterdrückten und Verfolgten in Tschetschenien, für den Orlows Organisation auch steht, hat erst diesen Sommer das Leben der „Memorial“-Mitarbeiterin Natalija Estemirowa gefordert. Niemand verdient den Preis, der den Namen des großen Andrej Sacharow trägt, mehr als diese Vertreter eines „anderen Russland“.
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Sehr zu begrüßen. Solche Organisationen sind der Grund warum wir eig. über Anschläge im Nordkaukasus erfahren, so wie über Banditentum, Vetternwirtschaft und Blutrache in dieser Region. Nicht alles scheint dort so zu sein wie Prawda und co. es gerne vermitteln. Auch die Inschrift Stalins ist wieder bei der Moskauer Metro zu sehen die Ende der 50'er entfernt wurde und riesen Denkmäler dieses Dikattors wie in Jakutien prägen das Bild einiger russischer Oblasten. Dabei war Stalin ein Tyrann der seine Macht missbrachte und die Völker der SU blutig unterdrückte (ich glaube dies näher zu erläutern spare ich mir da ich sonst mehrere Seiten schreiben könnte).
Dieser Preis ist allerdings einer von vielen. Auch Reporter der afghanische Sender Tolo TV, die Union somalischer Jornaliste etc. erhielten die letzten Jahre Preise für ihre Bereitschaft in den jeweiligen Regionen.
An sich wäre es aber gut, wenn man auch in anderen Ländern den Fokus verstärkt auf Menschenrechte legen würde, wie z. B. im Baltikum.