Die Reise in das gelobte Land oder der Ukraine-Virus

  • Die Reise in das gelobte Land oder der Ukraine-Virus



    Liebe Forumsgemeinde :thumbup: ,


    am 30.März war es wieder soweit. Pünktlich gegen 6.15Uhr brachte mich
    mein Freund Giovanni zum Bushaltepunkt nach Ulm-Seligweiler. Kurze Zeit
    später erschien der Bus des Busunternehmens meines Vertrauens
    http://www.kaufmann-reisen.de/. Das Schicksal nahm somit seinen Verlauf.
    Während des ersten Reisetages lernte ich meinen Sitznachbarn Vitalij kennen.
    Dieser lebt schon sehr lange in Deutschland und spielt mit dem Gedanken,
    später wieder nach UA zu gehen? Da waren wir wohl gedanklich Brüder :D


    Die Reise ging nach alter Tradition über Augsburg, München, Ingolstadt,
    Nürnberg, Hof, Chemnitz und Dresden zur deutsch/polnischen Grenze.
    Weiter ging es über Görlitz, Breslau, Oppeln, Kattowitz, Krakau zur
    polnisch/ukrainischen Grenze. Nach knapp 90 Minuten war der
    Grenzübergang bezwungen. Nach der Grenzüberquerung überkam mich
    irgendwie so ein erleichterndes, befreiendes, unbeschreibliches Gefühl !tanz1!
    Nun ging es weiter über Lemberg, Zhytomyr nach Kiew. Bewaffnet
    mit einer Kurzbeschreibung von Ahrens(der Kiew-Kenner :grumble: )
    bezüglich des Umsteigens ging die Reise weiter. Bereits die ersten
    Kontakte in Kiew waren mal wieder gekennzeichnet durch Hilfsbereit-
    schaft und Gastfreundlichkeit :thumbup: Ein Taxi brachte mich dann
    zur Marschrutka nach Cherkassy. Endspurt, nochmal 3 Stunden
    Marschrutka mit anschließendem Taxi. Nun war es 21.30Uhr(knapp 39
    Stunden absolviert).


    Sehr freundlich und herzlich wurde ich von Jensinski und seiner Ehefrau
    Lyudmyla empfangen :thumbup: Bereits nach den ersten Worten und Gesten
    war klar, daß man sich blendend verstehen sollte :beer:


    Dann nahte der erste Tag, morgens erstmal Tiere versorgen. Es begann
    für mich eine neue Form der Lebenserfahrung :pleasantry: . Das Leben in einer
    kleinen Kolchose !tanz1! . Ich lernte hierbei Julia T. kennen, eine kleine
    weiße Ziege. Danach kurzer Spaziergang mit Jens zum Lebensmittelladen,
    wo er nebenbei bemerkte, daß aufgrund der Witterung(es waren die ersten
    schönen Sonnentage des Jahres), die Möglichkeit besteht, daß man am
    nächsten Tag ohne Strom sein könnte :pillepalle: . Dann wachen nämlich die
    Elektriker aus dem Winterschlaf auf :gutenmorgen:.Anschließend wurde mir das
    Anwesen gezeigt und erklärt. Am Abend stellte mir Jens Frau die
    ledige Nachbarin vor, die ich in den nächsten Tagen näher kennenlernen
    durfte. Eine wundervolle Frau! Was will man mehr? :thumbup:


    Der nächste Tag brachte dann die Weissagungen des Jensinskis, Stromausfall
    :assault: , war wie bei Nostradamus !happy! Aber glücklicherweise nur kurze
    Zeit!Nun durfte ich den Basar kennenlernen. Ich habe dort Dinge gesehen und
    erlebt, in Deutschland unvorstellbar :D Jetzt mußte erstmal ein Stadtplan von
    Cherkassy zur besseren Orientierung her.


    Die folgenden Tage waren gekennzeichnet vom Leben auf dem Lande :thumbup: Ein
    völliges Abschalten vom deutschen Streßleben, eine Wohltat für die Seele! Das
    Leben würde ich als einfach, aber arbeitsam bezeichen und vor allem sehr
    unkompliziert. Meine Begleiter für die nächsten Tage waren: Schäferhündin Irma,
    das Maisfeld, Marschrutkas in Cherkassy, meine neue Bekanntschaft, Jensinskis
    Zoo, das Frühbeet, das Gewächshaus, meine Kampfstiefel in friedlicher Mission,
    die Straßen(Feldwege !tanz1! ) in Sloboda, der Stadtplan, der Basar, Übersetzungs-
    büros(aber nicht wegen Übersetzungen), der Dnepr, der Misthaufen im Garten, ein
    Kiew-Star-Laden und vieles vieles mehr :thumbup:


    Nun zu den Höhepunkten der weiteren Tage:


    03.März - Mein Erscheinen im Übersetzerbüro löste anscheinend eine kleine
    Überraschung aus. Man fragte nach meinem Anliegen? Ich sagte, ich wolle in
    Cherkassy wohnen, leben und arbeiten. Das stieß etwas auf Unverständnis,
    komisch :hmm: :hmm: :hmm:


    04.März - Ich kam in den Genuß Oldtrotter kennenzulernen. Ich brauche das,
    glaube ich, nicht weiter kommentieren. Er paßt auf jeden Fall in die Ukraine :pleasantry:
    06.März - Frühbeet umgraben stand auf dem Plan :holzhacken: . Danach Besichtigung
    des Dnepr's und das Kennenlernen einiger Ukrainer.


    07.März - Renate K. und Angela M.(2 weitere Ziegen) wurden in die kleine
    Kolchose aufgenommen. Warum bekommen die Ziegen immer so komische
    Namen !think! !think! !think! Anschließend durfte ich weitere Ukrainer kennenlernen.


    08.März - Ein Besuch bei einem der Kiew-Star Läden in Cherkassy. Ich hatte
    Fragen zum Tarif und zu einem neuen Handy. Beim Zücken meines Nostalgie-
    Handys dachten die Mitarbeiter bestimmt, ich hätte den Laden mit einem
    Museum verwechselt. Das gute alte Siemens S-4 kam zum Vorschein und löste
    bei den Mitarbeitern breites Grinsen aus. Es entwickelte sich mit Händen,
    Gesten, dem Langenscheid-Wörterbuch, englisch und ein bißchen russisch
    ein amüsantes Gespräch. Ich versprach am Ende, wieder zu kommen :thumbup:
    Am gleichen Tag nahm ich die Kirche:
    http://de.dreamstime.com/lizenzfreie-sto…e-image18638307
    in Augenschein, wirklich eindrucksvoll :thumbup:
    Und natürlich, der Misthaufen war an diesem Tag noch fällig, er mußte
    umgesetzt werden :D


    10.März - Der Kiew-Star Laden mußte wieder dran glauben. Beim Betreten
    meinerseits war wieder mal das breite Grinsen angesagt :phatgrin: Der schon
    wieder :beer: In 30 Minuten waren alle Unklarheiten beseitigt. Bei der
    Verabschiedung drohte ich einen erneuten Besuch im Juli an. Hätte ich
    vielleicht nicht machen sollen, die machen dann bestimmt Betriebsferien
    !trio! !trio! !trio! !trio!
    Am Nachmittag wurde der Tatendrang am Gewächshaus ausgelassen :holzhacken:


    11.März - Heute erfolgte der Besuch am Bankomat. Aus der Vergangenheit
    wußte ich, daß das öfters mit Schwierigkeiten verbunden war. Entweder
    wollten gewisse Automaten die EC-Karte nicht oder es war kein Geld im
    Automat. Volltreffer, kein Kohle :( Die nachfolgende Ukrainerin bekam aber
    welche :hmm: Also fragte ich: Банкомат не работает? Sie sagte aber ja und
    schickte mich um die Ecke zur Zentrale. Dort hatte ich nun Erfolg !wsmile!
    Als ich dann 15 Minuten später mich nichtsahnend über den Basar bewegte,
    sah ich bereits von Weitem eine gestekulierende ältere Dame. Es war die
    Frau vom Automat und wollte wissen, ob alles geklappt hat. An dieser Stelle,
    das sind Ereignisse, die einen prägen!
    Jetzt war noch das Besorgen einer Rose angesagt, natürlich im Blumen-
    laden meiner Wahl. Der Babuschka war ich schon bekannt. Trotzdem ver-
    suchte sie mich wieder davon zu überzeugen, kein Trinkgeld zu geben. Sie
    mußte dann doch wieder einsehen, daß es zwecklos ist mit mir ;)


    12.März - Tag der Abreise. Wieder überkam mich so ein seltsames Gefühl,
    aber es war anders als bei der Anreise. Ich umschreibe es mal mit Hegi's Worten:
    "Heimweh"
    Ich lebe wieder in der Schweiz, ich bin Schweizer, aber nach sechs Jahren Ukraine
    (Sumy) hab ich manchmal regelrecht "Heimweh". MeineFrau ist aber im Moment glücklich
    in der Schweiz...
    Nun, wer kennt auch solche Gefühle?


    Sehr widerwillig verabschiedete ich mich morgens gegen 08.15Uhr von Jens, Lyudmyla war an
    der Arbeit. Es ging mit der Marschrutka wieder nach Kiew. Dort traf ich mich mit unserem Forumsfreund
    Ahrens zu einem kurzen Plausch beim Kaffee :beer: Anschließend brachte mich Ahrens zur Metro.
    Ich muß gestehen, die Rolltreppe in die Katakomben der Metro hatten eine bedrohliche Länge :(
    Es ging ziemlich tief bergab. Nach kurzem Fußmarsch von der Metro-Haltestelle zum Busbahnhof
    erreichte ich nun wieder den Bus meines Vetrauens. Auch Vitalij, mein neuer Bekannter von der
    Hinfahrt, war wieder an Bord !wsmile!
    Die Heimriese führte wieder über die gleiche Strecke wie hinwärts. Am 14.April gegen 0.30Uhr erreichte
    der Bus wieder Ulm-Seligweiler(wieder 40 Stunden erfolgreich absolviert :thumbup: ).


    Abschließend möchte ich mich bei meinen Freunden Jensinski, Oldtrotter und Ahrens für die
    Unterstützung und die vielen Informationen bedanken :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:
    Wie ja bereits aus dem Forum bekannt sein dürfte, bin ich auch bestrebt, eines Tages in diesem
    Kreis verweilen zu dürfen !tanz1!
    Letztendlich muß jeder für sich selbst entscheiden, was er vom Leben erwartet. Dafür sind die
    Vorstellungen der einzelnen Menschen sehr verschieden, und das ist auch gut so! Sonst wollten
    ja alle am gleichen Fleck wohnen.
    Für Menschen der unkomplizierten und einfachen Lebensweise bietet sich die Ukraine geradezu
    an. Auch die Bedürfnislosen, so wie Siggi, sind dort gut aufgehoben !tanz1!


    Abschließend noch einige Infohinweise: http://www.ukraweb.com/
    http://www.reiseportal-ukraine.com/
    Das Busunternehmen Kaufmann-Reisen befördert auch Gepäck und Post aller Art in die Ukraine,
    entlang der Haltestellen. Pausen finden in der Regel alle 2 Stunden statt. Eine Toilette und ein
    kleines Sortiment an Speisen und Getränken ist an Bord. Das Bordpersonal ist in der Regel sehr
    aufmerksam und freundlich. Zweimal wird jeweils 1 Stunde zum Essen von warmen Speisen
    Pause gemacht.


    Das Einzige, was ich wirklich vermißt habe war mein "Русское Радио", mein Lieblingssender
    aus Kiew. Der war auf Jensinkis Rechner nicht installiert ;(



    Es grüßt Euch Michael aus BW



    P.S.: Ich bin zwar kein Mediziner, aber ich befürchte, mein Ukraine-Virus hat sich verschlimmert :D

  • Hallo Michael,


    schön das du deine ganzen Erlebnissen hier so gut dargestellt hast. War schön das zu lesen :D Ja das Leben in der Ukraine ist einfach einzigartig und nicht zu vergleichen mit Deutschland!!!

  • Hallo Michael,


    ich vermute, dass die wenigsten die Ukraine so kennenlernen. Da kannst Du Dich glücklich schätzen, ein wenig von der wahren Ukraine erlebt zu haben.


    Was uns alle nun aber am meisten interessiert hast Du nicht erwähnt: Wie geht es jetzt mit der Nachbarin weiter?


    Gruß
    Siggi


    P.S: Ich hoffe, dass es Dich auch mal auf die Krim verschlägt, um Dir meinen "abgehobenen Lebensstil" im Plattenbau anzuschauen.

  • ich vermute, dass die wenigsten die Ukraine so kennenlernen. Da kannst Du Dich glücklich schätzen, ein wenig von der wahren Ukraine erlebt zu haben.


    Ich darf es auch jedesmal, mehr oder weniger, wie Michael es beschrieben hat in den Karpaten erleben und genieße es jedesmal auf´s neue!
    Einfach mal abschalten vom Streß in D!
    Es macht einfach nur glücklich!!!

  • Letztendlich muß jeder für sich selbst entscheiden, was er vom Leben erwartet. Dafür sind die Vorstellungen der einzelnen Menschen sehr verschieden, und das ist auch gut so!


    Jetzt muss ich doch mal eingreifen, sonst wird mir das zu viel der Lobreden auf die Ukraine. Alles Träume, alle falsch! Richtig ist, wie ich soeben erfahren habe:
    Mehr Geld macht doch glücklicher

    Zitat

    Es ist eine schöne Geschichte, wenn es gerne heißt, Geld mache nicht glücklich. Beruhigend wird versichert, dass es den Reichen auch nicht besser geht, weil man Glück nicht kaufen kann, oder zumindest, dass ab einem mäßigen Wohlstand die Lebenszufriedenheit nicht weiter wächst, was man auch das Easterlin-Paradox nennt. Auch Wirtschaftswachstum, der für mehr Wohlstand in einer Gesellschaft - BIP pro Kopf - sorgt, mache die Menschen nicht zufriedener, wird behauptet. Sybillinisch kam eine globale Umfrage zu dem Ergebnis, dass mehr Geld zwar zufriedener, aber nicht glücklicher mache, wenn (Die Menschheit sagt, ob Geld glücklich macht).

    Die Mär für die Armen und die Mittelschicht, die die Unzufriedenheit oder den Neid nicht weiter anwachsen lassen soll, wollen nun aber Betsey Stevenson and Justin Wolfers in einer Studie widerlegt haben.


    http://www.heise.de/tp/artikel/39/39029/1.html


    Jetzt wissen wir es: Mehr Geld macht doch glücklicher, also nicht aussteigen in UA, kein Traum von der finanziellen Unabhängigkeit (Rente oder relativer Bedürfnislosigkeit) mit 4x oder 5x Jahren. Schuftet Leute, denn ohne Haus (Villa/Schloß), Boot (Jacht), und Flugzeug (Privatjet) wisst ihr gar nicht, was Glück bedeutet! ;)


    Wie man in der Grafik des verlinkten Artikel sieht, fühlt man bei identischem Einkommen, in DE deutlich mehr Lebenszufriedenheit, als in UA. Jeder, der Euch versucht etwas anderes zu erzählen, lügt also! ?(


    Gruß
    Siggi

  • Mehr Geld macht doch glücklicher


    Kann ich so nicht stehenlassen:


    Am wichtigsten ist Gesundheit!


    Denn was nützt alles Geld der Welt wenn man todkrank ist?


    In diesem Sinne
    Marcel

  • Denn was nützt alles Geld der Welt wenn man todkrank ist?


    Das ist trivial. Aber der Artikel behauptet auch nicht das Gegenteil. Die Aussage des Artikels ist, dass man (Gesundheit vorausgesetzt), mit 1M Einkommen glücklicher ist, als nur mit 100T. Ferner ist die Aussage, dass man mit 20T Jahreseinkommen in DE glücklicher ist als mit demselben Einkommen in UA.


    Frühere Studien hatten immer andere Aussagen: Ab einem bestimmten Einkommensniveau trage weiteres Einkommen nicht mehr viel zum Lebensglück bei. Beispiel: Ob nun 50T oder 100T Euro Jahreseinkommen, das macht fast keinen Unterschied auf das Glücksempfinden. Was ist nun richtig?


    Gruß
    Siggi

  • Frühere Studien hatten immer andere Aussagen: Das ab einem bestimmten Einkommensniveau, weiteres Einkommen nicht mehr viel zum Lebensglück beiträgt. Was ist nun richtig?

    Ich bleib dabei!


    Das Gesundheit wichtiger ist als Geld!

  • Von mir aus können die umfragen und feststellen, was sie wollen. Thesen verbreiten und den Leuten dummes Zeug einreden :grumble: :grumble: :grumble:


    Wichtig für mich ist nur, daß die Ukrainer mich zum gegebenen Zeitpunkt über die Grenze lassen :phatgrin: :phatgrin: :phatgrin:


    Und Siggi, keine Sorge, Dein Plattenbau wird auch noch besichtigt :beer:

  • Das Gesundheit wichtiger ist als Geld!


    Das stimmt sicher, wie ich vorher schon schrieb. Aber gesund bist Du 70 oder 80 Jahre in Deinem Leben, wenn alles gut läuft. Mit Geld (sprich guter medizinischer Versorgung) ist Gesundheit sogar wahrscheinlicher, als ohne.


    Die Frage ist: Welchen Unterschied macht innerhalb der 70 gesunden Jahre das Einkommen auf das Glücksempfinden? Hat die neue Studie recht?


    Gruß
    Siggi

  • Da fällt mir nur Fips Assmussen ein. Er sagte einmal "Geld allein macht nicht glücklich, es muss einem schon gehören" ;)


    Und ich sag mal so: Wenn das Einkommen reicht, seine Wünsche zu erfüllen und das Geld bis zum 31. des Monats langt, also den Euro/Hriwna nicht 3x wenden muss, bevor man ihn ausgibt, trägt das schon zu mehr Glück im Leben bei - oder eigentlich anders gesagt: Man hat eine Sorge weniger.


    Ansonsten sehe ich solche Studien eher skeptisch. Könnte man doch vermuten, dass man die Menschen animieren will, noch mehr zu arbeiten, noch "Geldgeiler" zu werden? !think!


    LG,
    Jens

  • Wenn das Einkommen reicht, seine Wünsche zu erfüllen und das Geld bis zum 31. des Monats langt, also den Euro/Hriwna nicht 3x wenden muss, bevor man ihn ausgibt, trägt das schon zu mehr Glück im Leben bei - oder eigentlich anders gesagt: Man hat eine Sorge weniger.


    Das sagten alle Studien aus, die ich bis dato gelesen hatte: Wenn man mit dem Einkommen X ordentlich leben kann, dann ist es für das Lebensglück relativ unwichtig, ob man 2*X oder 3*X verdient.
    Aber die heutige Studie sagt genau das Gegenteil. Geht sogar soweit zu behaupten, dass der Milliardär deutlich glücklicher als der Millionär ist.
    Und noch eine Aussage gibt es bei der heutigen Studie: Das man mit 20'000 Euro Jahreseinkommen in DE eine höhere Lebenszufriedenheit habe, als mit 20'000 Euro in UA, obwohl jeder von uns weiß, dass man mit 20'000 Euro Jahreseinkommen in UA ungleich mehr Kaufkraft hat.
    Da frage ich mich immer: Von wem wurde die Studie in Auftrag gegeben?


    Gruß
    Siggi

  • Da bieten sich hier im Forum ja wohl nur einige wenige Beantworter an!


    Viel Geld verdirbt sogar manches Mal die sprichwörtlich gute medizinische Versorgung mancher Länder!


    In diesem ganz speziellen Fall bin ich mit meiner medizinischen Betreuung hier ganz gut gefahren, auch wenn sie für viele nicht so sichtbar ist!


    Mein Einkommen hat zwar manches Mal für ein gewisses Glücksgefühl gesorgt, aber auch manches Mal für das genaue Gegenteil.


    Heute muss ich zugegebener Weise die Feststellung machen, es hat sich gelohnt harte Zeiten durchzustehen und in den letzten Jahren ein gemeinsames Glücksempfinden mit seinem Partner haben zu dürfen. Wobei dieses nach wie vor nicht von einem Übermass an Geld bestimmt wird sondern von dem, was wir bewusst daraus machen. Und das können wir beide, meine ukrainische Frau und ich nur in der Ukraine!


    In Bad Saarow hätten wir uns auch alles leisten können, direkt neben dem Klinikum, aber nicht das Glücksempfinden, welches wir hier innerhalb unserer Familie und Freunde haben. Und dieses möchten wir noch ein paar Jahre geniessen!


    Danke Oldtrotter

  • Sehr schöner Bericht.
    Kann mich nur anschließen. Meine ersten Erfahrungen von 1995 bis 2004 waren auch so geprägt und damals wollte ich auch in die Ua oder lieber nach Ru (meine wirklich heimliche Liebe).
    Aber gerade dieses Leben was du siehst ist gefiltert. Du hast die Sicherheit jederzeit zurück nach D zu gehen, in der Regel wesentlich mehr Geld.
    Das beruhigt und lässt entspannen.
    Ein Start in einem 2. Welt - Land bedarf mehr.


    Meine Schwiegerleute werden jetzt aus der Ua nach Polen auswandern. Sehen dort keine Zukunft mehr. Die Enkel studieren schon in Polen und wollen auch nicht mehr zurück.
    Schade für das Land, dass so viele gehen.
    Hoffentlich hast du mehr Glück

  • Meine ersten Erfahrungen von 1995 bis 2004 waren auch so geprägt und damals wollte ich auch in die Ua oder lieber nach Ru (meine wirklich heimliche Liebe).


    Wenn es nur leichter wäre, in UA ein Auskommen zu finden, wäre vermutlich das halbe Forum schon übergesiedelt.


    Meist erlebe ich diese Konstellation: Der westeuropäische Mann ist vom "UA-Virus" befallen und sehnt sich nach UA, während die ukrainische Frau diesem Wunsch gar nicht positiv gegenüber steht.


    Ich bin gestern durch die Randbezirke von Sumy gefahren: Es verbreitete sich Endzeitstimmung, so viele riesige Ruinen industrieller Bauten stehen dort auf einigen Quadratkilometern. Die meisten der Werke sogar mit eigener Bahnanbindung. Mitten drin ab und an ein Werk was noch arbeitet, aber die besten Zeiten auch schon ganz deutlich hinter sich hat. Insgesamt ein absolut desolater Zustand, der mich wundern lässt, dass die ökonomische Situation in UA nicht noch viel schlechter ist.


    Gruß
    Siggi

  • Ich bin gestern durch die Randbezirke von Sumy gefahren: Es verbreitete sich Endzeitstimmung, so viele riesige Ruinen industrieller Bauten stehen dort auf einigen Quadratkilometern. Die meisten der Werke sogar mit eigener Bahnanbindung. Mitten drin ab und an ein Werk was noch arbeitet, aber die besten Zeiten auch schon ganz deutlich hinter sich hat. Insgesamt ein absolut desolater Zustand, der mich wundern lässt, dass die ökonomische Situation in UA nicht noch viel schlechter ist.

    Diese Werksruinen hast Du überall. Die hättest Du in Deutschland wahrscheinlich auch (siehe Ruhrpott, Ostgebiete), nur da ist der Grund und Boden zumeist in Privatbesitz bzw. anhand der begrenzten Größe Deutschlands ist das Land viel mehr Wert. Die Ukraine hat eben genug Platz.


    Ich mache mir auch viele Gedanken zu der Situation hier vor Ort, kenne viele Menschen aus allen Schichten und versuche zu verstehen. Ich kann leider nicht immer nur die "pöse pöse Regierung" als Schuldigen ausmachen oder alles der Korruption in die Schuhe schieben. Zu meinem Freundeskreis hier zählt ein erfolgreicher Geschäftsmann. Er ist im Baugeschäft, hauptsächlich für Privatbauten. Er zieht dir z.B. den Rohbau hoch, macht Erdarbeiten und vor allem Pflaster. Das Geschäft gehört ihm und seinem Freund Anatoli. Mein Freund ist der "Macher", er kümmert sich um die Baustellen, Materialbeschaffung, Logistik. Sein Freund ist eher der Kaufmann. Er pflegt die Kundenkontakte, erstellt Angebote, etc. Tätig sind sie in den Oblasten Tscherkassy, Poltava, Kiew.


    Die Arbeiter verdienen je nach Qualifikation und Auftrag zwischen 200 und 500 Hriwna pro Tag. Und wisst ihr, woher die kommen? Zu 90% aus den Karpaten! Ich fragte ihn mal, warum nicht aus Tscherkassy? Die Antwort tut weh und lässt tief blicken: "Die Männer hier wollen keine schwere Arbeit, sie wollen lieber Manager sein. Außerdem kann man ihnen schwer vermitteln, was sie tun sollen, sie machen einfach, was sie wollen. Die Arbeiter aus den Karpaten sind fleißig, gut ausgebildet und hören auf das, was man sagt."


    Das bestätigt sich leider auch mit vielen jungen Männern, die ich im Umfeld kenne. Keinen Bock auf Ausbildung. Keinen Bock auf körperlich etwas schwerere Arbeit. Wohlgemerkt, ich rede nur von Männern. Und vielen geht es "noch" zu gut, sie ruhen sich auf dem Geldbeutel ihrer Eltern aus. Dazu ein Beispiel aus der Nachbarschaft. Eine einfache Familie, 2 erwachsene Söhne. Der eine ist "Fensterbauer". Er war es zumindest so lange, wie es die Firma gab. Gelernt hat er es nicht, konnte auch nur mit dem System dieser Firma was anfangen - und hatte bei anderen Firmen somit keine Chance. Arbeit gab es auch nur in der Sommersaison. Jetzt hat er endlich einen Job im Epicenter (große Baumarktkette) bekommen, die zahlen gar nicht mal so schlecht. Ob er dort bleibt, ist jedoch ungewiss. Es stinkt ihm, dass er jetzt über die Feiertage arbeiten muss... ja klar, wenn man neu ist, ist das überall so. Da muss man sich erst einmal ein bisschen durchbeißen, zeigen, was man kann!


    Schlimmer ist der andere Sohn. Ganz krass gesagt: Total faul, mit zwei linken Händen. Auf einer privaten Schule, die einen Haufen Geld kostete, haben ihn die Eltern Bankkaufmann lernen lassen. Nur, ihn will mit diesem Abschluss niemand haben. Und auf die Idee, was anderes zu machen, kommt er nicht. Er wird von Mami verhätschelt und Papi, der ja schon lange Rentner ist, geht jetzt, mit 60 Jahren, wieder als Schweißer auf Montage nach Russland, damit Söhnchen sich PC, Smartphone, Satschüssel, etc. leisten kann.... Und dann machen die Eltern sich Sorgen, dass sie noch nicht verheiratet sind. ;)


    Von diesen Beispielen kenne ich noch so einige. Aber zum Glück auch andere, wo die Menschen die Sache selbst in die Hand nehmen und ein Business starten, oft erfolgreich, weil sie hart dafür arbeiten. Also, es geht - wenn man will. Auch in der Ukraine.


    LG,
    Jens

  • Ok, Siggi, es sieht vermutlich rein oberflächlich betrachtet nach einem fortschreitenden Verfall der Ukraine aus, besonders der ehemaligen heute noch immer verlassenen Produktionsstätten, die wohl niemals mehr in irgend einer Form zu neuem Glanz geraten werden.


    Auf der anderen Seite sieht man aber auch neue Dinge entstehen, wenn auch nicht für jedermann auf den ersten Blick erkennbar, so ist auch das eine oder andere frühere Werk aufgrund seiner ehemaligen Konzeption und der noch vorhandenen Technik wieder auf den Weg gebracht worden, wenn auch im kleineren Rahmen aber oft Dank dem Knowhow seiner ehemaligen Beschäftigten.


    Nicht alle leben an der unteren Armutsgrenze hier in der Ukraine, die Pensionen sind wirklich unter aller Sau und wenn da nicht einige Privilegien wären aus vergangenen sowjetischen Zeiten, dann hätten wir auch noch wesentlich grössere Probleme hier zu lösen. Das sich Pensionäre etwas zum Lebensunterhalt dazu verdienen, ist hier eine ganz und gar übliche Situation und wird auch nicht als etwas Ungewöhnliches angesehen. Wenn Krankheit oder Unfallfolgen, sowie hohes Alter dieses unmöglich machen, dann treten die Kinder in die Verantwortung oder eventuell noch vorhandene Verwandte. Das dieses nicht immer funktioniert liegt auf der Hand, zu sehr werden egoistische Interessen durchgesetzt, in der einen Familie mehr, in der anderen Familie weniger. Nicht überall gibt es noch intakte Familienstrukturen, die Scheidungen, Unglücke, Verluste eines Familienmitgliedes und im Ausland arbeitende Mitglieder kompensieren können. Das es aber auch heute noch geht beweisen viele Familien hier in der Ukraine täglich aufs neue, auch wenn es für jedermann nicht offensichtlich erscheint, besonders für den Outsider und dieses sind wir doch alle mehr oder weniger!


    Ich kann verstehen, wenn junge Menschen ihrer Heimat den Rücken kehren und möglichst nicht wieder zurückkehren wollen, aber ich muss auch den Wunsch meines Partners akzeptieren, wenn er in den Schoss seiner Familie zurückkehren will. Egal wo oder wie man heiratet, eine Familie ist in der Verantwortung, ohne geht es kaum! Dieses gilt besonders für die ukrainische Frau und das schon vom ersten Moment des Daseins an!


    Darum solltet ihr Euch sicher sein betreffs Eurer Entscheidungen und Eurer Partnerwahl, nichts ist unmöglich alles machbar, vorausgesetzt man will es gemeinsam erleben, dieses Gefühl des Glückes ohne besondere Reichtümer aber ein erfülltes Leben zu geniessen.


    Danke Oldtrotter

  • Hallo Michael,


    danke für deinen Bericht. War schön zu lesen. Ich hoffe du bist bald, in der Ukraine.


    Ich freue Mich auch, die anderen mal kennenzulernen. :thumbup:


    Geld ist nicht alles. Das stimmt schon, aber es ist auch Teil der Existenz. Ich habe hier in Deutschland zwar Geld, bin aber nicht glücklich. Die Rahmenbestimmungen, stimmen für Mich nicht. In der Ukraine habe Ich sogar noch mehr Geld, aber weniger ,,westlicher Standart'' werde aber dort glücklicher sein. Weil Ich den Rahmen, selber bestimme. (Wann Ich arbeite, wie viel Geld, Ich will, spontan 2 Wochen im Land rumfetze etc.). In Deutschland muss Ich, das Geld umdrehen, bist angestellt und arbeitest 5-6 Tage in der Woche. In der Ukraine, mache Ich meine ,,Geschäfte''. Wann Ich will, und wann nicht. Mehr Geld und Zeit, um mein Kind aufwachsen zu sehen. Zeit für meine Frau haben. Viele denken, oh Gott wie kann Er dort hinziehen, vergessen aber den Rahmen. Und das, Ich in Deutschland mein ,,Geschäft'' nicht machen kann, liegt am Finanzamt bzw Deutschland. Verlangen von der Sportbörse, 5% auf jeden Trade. Jetzt nehmen die aber selber nur 5% vom Gewinn. Also sind das für Sie, sogar 100% Steuern, in Deutschland. Klar das der Stinkefinger, dann kommt. Und weil man, kein Risiko eingehen will, werden alle Trader mit einem deutschen Wohnsitz gesperrt. Seit November, ziehen sich die Verhandlungen hin. Es wird auf kein Lösungsvorschlag eingegangen. Dann gibt es halt keine Steuern von uns. Viele haben Deutschland verlassen. Klar, ob Ich jetzt denn ganzen Monat arbeite, für 1600 Euro netto, oder (bei fortgeschrittenen Tradern) 7000 Euro die Woche mache, ist ein Unterschied. Gut gehen zwar noch Steuern weg, aber Ich bin ,,freier'' als in Deutschland. Und die Ukraine, kann Ich immer noch verlassen, falls es nötig sein sollte. Ich will nur meinen Frieden und der meiner Familie. Und den Verfall von Deutschland sehe Ich, seit Jahren.

  • Wenn es nur leichter wäre, in UA ein Auskommen zu finden, wäre vermutlich das halbe Forum schon übergesiedelt.

    Wenn du wüstes wie recht du hast!

    ;(


  • ...... Wenn es nur leichter wäre, in UA ein Auskommen zu finden, wäre vermutlich das halbe Forum schon übergesiedelt.


    Meist erlebe ich diese Konstellation: Der westeuropäische Mann ist vom "UA-Virus" befallen und sehnt sich nach UA, während die ukrainische Frau diesem Wunsch gar nicht positiv gegenüber steht. ......

    Lieber Siggi,


    diese Aussage kann ich aufgrund meiner vielen Kontakte hier im Forum nur bestätigen :thumbup: Aber einige Forumsfreunde und ich arbeiten an der Lösung dieses Problems :holzhacken:


    Gruß an den Bedürfnislosen mit dem abgehobenen Lebensstil :thumbup: im Plattenbau!



    Michael aus BW

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