Das erste mal in Deutschland - Wie ist der Eindruck im fremden Land

Zitat von David1982

...zum Thema unfreundlich an den Kassen ist mir selbst schon aufgefallen jedoch versetze ich mich immer in die Lage das anderen nach der Frage Warum ???? bei 150-200 € im Monat und aussichtslos auf eine andere Anstellung würde ich genauso schauen

In 3 Wochen besuchen mich Freunde im Deutschland dann werde ich euch sagen was sie von unserem Land halten !

Bis dahin David

Also die Ukrainer sind im Allgemeinen ein freundliches Völkchen (Ausnahme Geschäfte), wenn ihr unfreundliche Leute kennen lernen wollt, fahrt nach Moskau. Da muß man, wenn man aus dem Haus geht, schon die Mundwinkel nach unten ziehen, wenn man nicht auffallen will.
Wobei mein Mann sich immer amüsiert, wenn wir zusammen Bus fahren und mich jedes 2. Mal irgendjemand anspricht und ein Gespräch aufdrängt.

An den Aussagen ist schon etwas dran und die Grösse eines Ortes spielen auch eine nicht zu unterschätzende Bedeutung, letztendlich aber auch die Verwurzelung des Partners in dem Ort von dem wir berichten oder in dem wir uns befinden. Unser eigener ganz persönlicher Gesichtsausdruck ist oftmals auch nicht dazu angetan ein fort laufendes Lächeln in das Gesicht einer gestressten und unter bezahlten Verkäuferin zu zaubern. In einem Hotel oder Restaurant sieht es da schon ganz anders aus, ebenso in den Luxuspassagen der Zentren, da geht aber nicht jeder hin, warum auch?

In den Wohnblöcken bezieht sich Freundlichkeit und Nächstenliebe wohl auch eher auf die Leute, die man kennt! Da gibt es mittlerweile auch schon ähnliche Tendenzen, wie im Westen, man kennt seinen Nachbarn nicht mehr oder will es auch nicht! Man nennt das wohl Entfremdung!

Deutlich ist es in den alten Siedlungen am Stadtrand zu erkennen. Einige bauen oder renovieren ihre Häuser wie Festungen, da gibt es dann auch kein Kontakt zur Nachbarschaft, andere bauen und renovieren ihre Häuser zwar auch mit einigem Komfort, aber nicht als Festung und pflegen ihre
Nachbarschaft, wie diese schon immer in der Siedlung gepflegt wurde!

Was macht man da als Fremder und Ehemann einer Ukrainerin hier in der Ukraine? Ich habe mich angepasst! Trotzdem halte ich Frauen die Tür auf, begrüsse zumindest die mir persönlich bekannten Frauen mit Handschlag, wenn diese den Wunsch erkennen lassen. Auf dem Rinok/Bazar bin ich immer freundlich zu den Verkäuferinnen und habe auch ein lächeln oder einen Gruss für die Personen an dem Stand daneben, da fällt dann manches mal ein guter Tipp ab. In den Supermärkten übersehe ich die gequälten Gesichtsausdrücke der genervten Kassiererinnen, muss aber trotzdem mal auf die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Damen und Herren im Geschäft selber hinweisen. Ich hab ja so meine Sprachprobleme, kann zwar die kyrillischen Buchstaben lesen aber finde dann manches nicht, also bitte ich dann mal um einen kurzen Blick auf meinen Einkaufszettel und siehe da strahlende Gesichter und unverzügliche Hilfe! In Notfällen hilft auch ein kurzer Anruf bei meiner Frau und die Übergabe des Handys an das Bedienungspersonal. Hat mir bis jetzt immer geholfen.

Ja, in der Nähe meines Grundstückes gibt es einen Fluss und dort gehen die Kinder aus dem dortigen Gebiet zum Baden! Was macht meine Nachbarin, eine pensionierte Deutsch-, Mathe- und Sportlehrerin, sie sammelt jedes Jahr Geld in der Nachbarschaft ein, um eine grosse Fuhre Sand an die Badestelle zu bringen (Kosten 800 UAH für einen grossen Lkw.). Dieses Jahr sprach sie meine Frau an, ob ich mich da auch beteiligen würde! Sicher habe ich mich beteiligt und ich habe auch deutlich gesagt, dieses als eine Selbstverständlichkeit zu sehen und das ich mich geehrt fühle angesprochen zu werden. Beim Blick ins Spendenbuch konnte ich sehen, der Festungsbauer und sein Nachbar sind gar nicht eingetragen, während wir da schon vermerkt waren! Bemerkenswert war, selbst die alten Pensionäre haben alle 5 UAH pro Nase abgedrückt, manche sogar 10 UAH, die Leute mit Einkünften entsprechend einen 20ger oder 50ger Schein.

Je länger man sich irgendwo aufhält umso eher werden natürlich positive wie auch negative Erfahrungen gesammelt werden, manches mal wird man auch einfach bei sich selber oder bei seinem Gegenüber einfach den sogenannten Schlechten Tag erwischen und dann kann natürlich ein erster Eindruck alles weitere in unserem Kopf festsetzen!

Fazit: Für mich persönlich haben sich die Nachbarschaft, die Bekannten und Verwandten als überaus gastfreundliche und hilfsbereite Menschen herausgestellt. Ich habe noch keine negativen Erfahrungen sammeln können, obwohl ich schon seit April 2011 auch mein Auto hier warten lasse!
Beispiel von Vorgestern: Scheibenbremsbeläge an der Hinterachse ausgewechselt am VAG Van (Originalteile) in etwa 45 Minuten=330UAH am Tag vorher bestellt, Termin 1 Stunde vorher telefonisch bekanntgegeben. Beim Eintreffen konnte ich direkt in die Box fahren und nach genau der o.a. 45 Minuten mein Fahrzeug wieder in Empfang nehmen einschliesslich der Belehrung meine Beläge langsam und behutsam an ihre Aufgabe heranzuführen!

Danke Oldtrotter

Also meine ist stolz, wenn ich den Gentleman in mir zeige. Und grad beim Tür aufhalten ist auch eine fremde Frau oft sehr angenehm überrascht. Aber ok, wir sind mittleres Semester und haben unsere Absprachen. Eine lautet: "Appetit holen - meinetwegen, aber gegessen wird zu Hause!"

LG,
Jens