Das erste mal in Deutschland - Wie ist der Eindruck im fremden Land

Ich habe mal meine Frau gefragt, wie ihre Eindrücke vom ersten Mal waren, verglichen mit heute.
Als sie das erste Mal nach DE kam, war sie sehr in die vielen Hügel und Berge rund um unseren Wohnort verliebt. Da die UA ja in der Regel meist eher flach ist und es dort selten Berge gibt. Sie war sehr verwundert, dass Klamotten hier meist eine so gute bis sehr gute Qualität haben, dennoch günstiger als in der UA sind.
Sie fand das Centro Oberhausen überwältigend, als Shopping-Center. Sie mag die Absicherungen in diesem Land, weil man hier vom Staat im schlimmsten Fall durch Sozialhilfe aufgefangen wird, was in der UA (noch) nicht der Fall ist. Da muss man meist um das Überleben kämpfen. Auch trennen sich Paare dort nicht so schnell wie hier. Zum Beispiel bleiben Paare dennoch noch zusammen wohnen, weil man alleine finanziell nicht "überleben" kann (weil man z.B. nur 2000UAH verdient und eine Wohnung schon 1000 UAH pro Monat kostet und dabei hat man noch nichts gegessen).
Sie mag die fairen Preise für Essen, weil das Essen hier allgemein manchmal günstiger ist, im Verhältnis. Besonders im Bezug von Einkommen zu Lebenshaltungskosten.
Sie liebt alte Städte oder Dörfer mit den sehr alten Häusern aus z.B. 17. Jahrhundert, ebenso Köln und den riesigen Dom mit seinen vielen bunten Fenstern. Sie liebt die Schlösser und Burgen hier.

Aber sie hat auch negative Meinungen. Sie war und ist immer noch schockiert, wie viele "Schwarzhaarige" hier leben, immer mehr werden und das sich die Deutschen sogar soviel gefallen lassen. Das man in Schulen schon als Deutscher die Vorgabe bekommt den Kindern kein Schweinefleisch mitzugeben, aus Höflichkeit der "Schwarzhaarigen". Oder das sogar hier Moscheen gebaut werden, die fast die Größe einer Kirche übertreffen. So etwas gibt es in der UA Gott sei Dank nicht.
Ebenso mag sie diese ganzen "Fresstempel" nicht. Egal wohin man kommt, egal in welcher Stadt man ist, egal in welchem Shoppingcenter oder auf welchem Volksfest, soviel Essen verführt nur zum dick werden.
Sie mag das "Gegeneinander" hier gar nicht. In der UA hilft man sich gegenseitig wo man kann. Hier dagegen (außer ggf. die Sache mit der Hilfe im Osten und den Flutopfern) hilft man sich kaum.

Im Allgemeinen aber hat sie bisher den Schritt nie bereut nach DE zu kommen, auch wenn sie erst 16 Monate hier ist.
Aber in vier Tagen werden wir erstmal wieder für 2 Wochen die heiße Sonne der Ukraine genießen. Lustig ist, dass ich mich derzeit mehr freue wieder in die UA zu fliegen

Hallo Holger, ich würde Dir empfehlen https://de.wikipedia.org/wiki/Kiew diese Seite aufmerksam durchzulesen. Danach kannst Du Dir die meisten Fragen selbst beantworten, indem Du die beiden Städte mal miteinander vergleichst (Münschen - Kiev)und Dir die Frage stellst, welche Unterschiede gibt es?

Das kann man allgemein ja nicht beantworten. Als meine Frau 1993 nach Deutschland kam, war das schon mal ein anderes Deutschland wie heute.
Damals waren die Autos in unserem Dorf selten älter als 3 Jahre, die Strassen waren in sehr gutem Zustand, das Freibad war noch geöffnet, es gab noch eine
öffentliche Bücherei und sogar noch 2 Lebensmitellgeschäfte, einen Bäcker, einen Metzger, eine Post, eine Kreissparkasse, einen Friseur, einen Milchladen
und 4 Gaststätten.
Heute gibt es im selben Dorf keinen einzigen Laden mehr, keine Post, keine Bank, keine Kneipe, zum Brötchen kaufen, 3 km in den nächsten Ort, zur Postfiliale 5 km in die
andere Richtung und zur Bank 10 km in die Kreisstadt.
Diese Entwicklung hat sie natürlich hautnah mitbekommen und ist darum der Meinung, dass sich Deutschland augenblicklich schneller bergab bewegt, als die
Ukraine bergauf. (war mit ein Grund für unseren Umzug nach UA, aber nicht der Einzige)
Für meine Frau waren 1993 die ersten Tage in D ein absolutes Schockerlebnis, was man nur verstehen kann, wenn man zu dieser Zeit in der UA war.
Der erste Besuch bei Karstadt begann in der Kosmetikabteilung und meine Frau begann zu weinen. Hier gab es Unmengen von Deo-sprays, in UA musste man
einen Laden finden, der ein Einziges hatte, dass dann in einer abgeschlossenen Glasvitrine stand und den unglaublichen Betrag von 5 Dollar kostete (war BAC).
Deutschland erschien ihr damals als fast unwirkliches Schlaraffenland, dass ihr sogar Angst machte, weil sie nicht aus diesem Traum aufwachen wollte.
Es war ihr emotional nicht mal möglich, ihrer Familie die Situation in D am Telefon zu beschreiben, weil sie mir sagte. die glauben das sowieso nicht.
Im Verhältnis zu 1993 sind die Unterschiede zwischen UA und D so klein geworden, dass Kulturschocks oder Ähnliches völlig ausgeschlossen sind.
Und wenn ich die Reklame im Fernsehen sehe, so ist der einzige Unterschied noch die Sprache, die Produkte sind ja schon die Gleichen,
L'oreal, Wiskas, Kitekat, Voltaren, Schwarzkopf usw.
Über was sollten sich jetzt Ukrainer, die erstmalig nach D kommen noch wundern? (Ach ja: die Kehrwoche) :bigice:

Pss51, man sollte immer die Weine aus der Region trinken, genauso verhält es sich mit Weinbränden, Sekt, Klaren Bränden usw.usf..
Bei Zigaretten und Tabak für die Pfeife war es doch genau so oder bei Zigarren aus den Herkunftsländern, echte Handarbeit!
Warum dieses so ist, vermag keiner zu erklären, jedenfalls hatte ich diese Probleme schon öfters und das auch schon während der Zeit bei der Flotte, der Originalstoff aus Schottland oder Irland war einsame Klasse, aber das gleiche Zeug in Kiel oder Flensburg war total daneben, ausser echter Rum aus Jamaika in Flensburg destilliert, da kamen sogar die Briten nicht mit!
Danke Oldtrotter

Siehste, genau da hast Du den Fehler gemacht, Du hättest sie, Deine bessere Hälfte, auf die Idee bringen sollen, Brot und Brötchen a la Germania selbst zu backen. Besonders, weil die Kompromissbereitschaft keine ukrainische Erfindung zu sein scheint, Deiner Meinung nach!

Darum muss ich auch nicht durch die Stadt irren, um irgendwo ein zumindest halbwegs annehmbares Brot zu erwerben oder etwa gar noch nach Brötchen zu suchen, die ich hier eher als Mini-Brote in Erinnerung habe. Heute gibt es frisches Bauernbrot mit Natursauerteig, alles selbst gebacken, von meiner Frau, die sich in Deutschland besonders für solche Dinge interessiert hat und es auch heute noch gelegentlich im TV tut!

Danke Oldtrotter

Zitat von Herr Mayer

Jedenfalls habe ich früh genug eine für mich wertvolle Entdeckung gemacht: Kompromissbereitschaft ist keine ukrainisch/russische Erfindung.

Zitat von Pss51

Der Jack Daniel's aus ATB (oder war es doch Silpo???) schmeckt irgendwie nach Parfüm...

ich weiß, dass man die scheinbar gleichen Produkte nicht 1 zu 1 vergleichen kann. Auch nicht in anderen Ländern, denn z.B. deutsches Bier
schmeckt schon in Frankreich ganz anders. Die Produkte werden oft den ländertypischen Geschmacksvorstellungen angepasst.
Gleiche Produkte bezog sich eher auf die Fernsehwerbung.

Die Meine war schon lange vor mir in Spanien, Polen und dem Teil Deutschlands, der östlich der Elbe liegt, einschliesslich dem Berliner Osten.
Da habe ich dann dort von ihr gelernt. Hat mir sehr geholfen, ich brauchte nicht nach Erklärungen zu suchen für Dinge, die ich erst nach ihr kennenlernte in den Neuen Bundesländern zB.. Ich mag diese starken Frauen, die ein festes Ziel vor Augen haben und notfalls sofort die Zügel in die Hand nehmen, bevor die Karre in den Dreck fährt!
Danke Oldtrotter

Zitat von oldtrotter

Ich mag diese starken Frauen, die ein festes Ziel vor Augen haben und notfalls sofort die Zügel in die Hand nehmen, bevor die Karre in den Dreck fährt!

Ich auch und ich mag Männer, die das einem aus der Hand nehmen, wenn man mal keine Lust oder Kraft dazu hat.