Der Thread Flucht aus der EUdSSR? animiert mich diese kleine Geschichte zu schreiben.
Meine Frau und ich entschieden uns, nachdem wir sechs Jahre in der Ukraine gelebt haben, in mein Heimatland zurück zu kehren. Meinerseits eine Entscheidung, die mir eigentlich nicht wirklich gefällt. In der UA hatte ich ein relativ sorgloses Leben. Ich besuchte so 1-2 Mal im Jahr die Schweiz, besuchte meine Kunden, holte neue Aufträge rein und konnte mit diesem Geld ganz gut leben. Da ich ein Lebemann bin, viel es mir nicht ein, gross zu sparen.
Wir beschlossen, dass ich als erster zurück reiste und alles vorbereite (Wohnung, Möbel, Familiennachzug etc.).
In der Schweiz angekommen, ging ich zuerst mal für einen Monat in ein Hotel um von dort aus unser zukünftiges Leben zu planen. Innerhalb eines Monates habe ich dann eine Wohnung gefunden und eingerichtet. Das mit dem Familiennachzug gestaltet sich ziemlich schwierig. Nachdem ich alles eingereicht hatte wurde dies ohne Begründung abgelehnt, somit musste ich einen Anwalt einschalten, was bei uns schweineteuer ist. Alles was ich machte und organisierte war relativ schwierig, da ich ja kein Geld hatte. Meine Arbeit bringte mir für Schweizer Verhältnisse zuwenig ein. In der UA wars mehr als genug...aber hier, ne! Ohne Hilfe von Freunden und Nebenjobs hätte ich das nie auf die Reihe gekriegt. Es ging ein halbes Jahr, bis ich meinen Engel in die Schweiz holen konnte. Als sie das Visum auf der Schweizer Botschaft holen konnte, fuhr ich nach Sumy, holte sie und unsere Habseligkeiten ab, inkl. Hasi
Wir wohnen nun zwei Jahre in der Schweiz. Meine Frau hat sich gut integriert und hat auch eine Arbeit gefunden. Weil ich zu alt bin (50 in der Zwischenzeit) war es praktisch unmöglich, das ich als Arbeitnehmer irgendwo unterkomme. Ich versuchte also als Webmaster weiter mein Glück. Aber die Zeiten haben sich geändert. Seit jeder auch nur eine Tastatur eines PC bedienen kann denkt er, ich bin auch Webmaster (gehöre auch zu denen ) und deshalb sind die Preise im Keller und die Konkurrenz zu gross. Ich musste also nach neuen Möglichkeiten suchen.
Vor genau einem halben Jahr habe ich eine Gratiszeitung ins Leben gerufen, obwohl ich davon keine Ahnung hatte. Diese Zeitung wird über Werbung finanziert. Am Anfang gingen wir mit 12'000 Exemplare an den Start, die monatlich in alle Haushaltungen verteilt wird. Seit zwei Monaten haben wir die Auflage auf 23'000 Exemplare erhöht und wir können die ersten bescheidenen Früchte davon ernten. Wir sehen jeden Monat, wie wir immer ein wenig besser werden und den Umsatz steigern können. Unser Glück ist, dass die Leser diese Zeitung gut angenommen haben. Der heutige Zustand ist, dass wir jetzt die Schulden, die durch den Wechsel in die Schweiz entstanden sind langsam wieder abzubauen. Meine Frau und ich arbeiten zur Zeit wie die Ochsen, aber irgendwie macht es Spass obwohl unsere Zweisamkeit stark darunter leidet. Aber wir haben ein Ziel! In ferner Zukunft soll es wieder zurück in die Ukraine gehen....ach, wie liebe ich das Abenteuer!