Was ist denn mit der Griwnas los?

  • Genau das meine ich. Ich gönne es ja den Menschen, dass ist nicht mein Problem.....aber ich kann es einfach nicht verstehen, wie sie es hinkriegen.


    Eine bekannte Studentin arbeitet nun in einer amerikanischen Firma, die für ausländische Studenten Hausaufgaben und Referate schreibt.


    Sie ist aber nicht die "Schreiberin", sondern arbeitet im Kundendienst, erstellt Angebote usw.


    Pro Schickt hat sie 30 Dollar. Bei 20 Schichten sind das 600 Dollar. 10 Euro fürs Studentenwohnheim....da kann man in Kiew gut leben...


    Aber ansonsten verdient ja eine Krankenschwester, Lehrerin oder so nur 300 Dollar. Dann mit Wohnung, Gas und Strom....da wird es doch schon sehr eng...


    Oder ist es vieleicht doch einfach so, dass es eben eine sehr große Stadt ist und dann gibt es eben einfach auch viele Leute die in den Kneipen sitzen könen.


    Und viele sitzen ja auch nur auf den Bänken in den Parks rum, oder trinken Flaschenbier am Dnepr Ufer.....

  • Genau das meine ich. Ich gönne es ja den Menschen, dass ist nicht mein Problem.....aber ich kann es einfach nicht verstehen, wie sie es hinkriegen.


    Ganz einfach: Die Statistik bezieht sich auf das gesamte Land. Wer als Tourist nur die Städte besucht hat automatisch Kontakt mit der "reichen" Schicht. Die armen Leute auf dem Land drücken die Statistik genau so nach unten wie die vielen Rentner die nur eine Mini-Rente kriegen und ansonsten von der Hand in den Mund leben. Der nächste Punkt ist die Schattenwirtschaft. Fast alle Leute die ich kenne können es sich gar nicht vorstellen "ehrlich" Steuern und Sozialabgaben zu leisten. So wie man es hier in Deutschland (in der Regel) macht. Auch das diese Summen direkt von den Firmen einbehalten werden ist nahezu unvorstellbar.


    Wenn in Deutschland irgendwer 1.500 Euro verdient, also auf Konto überwiesen bekommt, dann sind das 1.500 Euro "Monatsverdienst". Fragt man im Bekanntenkreis herum, so wird z.B. diese Summe direkt genannt. NICHT genannt wird jedoch in der Regel der tatsächliche Verdienst (inklusive Steuern und Sozialversicherung) und auch die Summe die der Arbeitgeber zusätzlich einkalkulieren muss (z.B. für Krankheit und Urlaub). Behandelt man die hiesigen Einkünfte so wie die Arbeitnehmer in der Ukraine es machen, müsste stattdessen nach obigen Beispiel ein monatliches Einkommen von knapp 3.000 Euro genannt werden. DENN in der Ukraine gibt es meistens weder Urlaubsgeld, noch bezahlten Urlaub, noch Weihnachtsgeld, noch eine echte Krankenversicherung (nach unseren Maßstäben), noch werden die Steuern korrekt abgeführt. Darum ist der Staat ja immer "klamm".


    Stattdessen verdienen die meisten Ukrainer in Massen mit weiteren Jobs oder "ordentlich Klauerei" noch Geld hinzu. Entweder "bar" (10 Griwna in die Kasse, 10 in die Tasche) oder in Naturalien (was besonders gut in Restaurants und Supermärkten funktioniert). Meine Freunde haben in Lviv erst kürzlich einen Hot-Dog Stand eröffnet. Die Dinger sind billig, aber der Laden brummt. Weil aber nicht vom Morgen bis zum späten Abend selbst hinter der Theke gestanden wird, gibt es noch Aushilfen. Diese werden mit zwei Kameras (und der Laden ist wirklich nur eine Bude) überwacht. So das ständig auf die Finger geguckt wird. Solch eine Vorgehensweise würde in Deutschland arge Proteste hervorrufen. Aber es ist wirklich so: Die Ukrainer klauen wie die Raben. Angst um den Job oder beim Klauen entdeckt zu werden haben sowieso nur die wenigsten Leute. Polizei? Lachhaft. Dann wohl eher eine Tracht Prügel. Jobs gibt es ja in Massen und nach Papieren vom Ex-Arbeitgeber fragen ebenfalls nur wenige "Chefs".


    Auf diese Weise wird aus den 150 bis 300 Dollar im Monat plötzlich ein Verdienst von 500, 600, 1000 Dollar. Und zwar ohne das eine offizielle Statistik die Werte erfasst. Ganz zu schweigen von all den faulen Krediten die in der Ukraine im Umlauf sind. Wer sich Geld leiht und dieses nicht zurückzahlen kann, der zahlt einfach nicht. Die eigene Wohnung kann man sowieso nicht pfänden. Lohnpfändung wie in Deutschland...? Lachhaft. Und wenn die Banken bei einem anrufen wechselt man galant die Telefonnummer. Das sich hier neben dem Schwarzgeld noch eine gewaltige Kredit-Blase aufbaut stört nicht. Man lebt im "Jetzt". Rente...? Die wird es wohl für die meisten Ukrainer die heute arbeiten niemals geben. Aber auch das wird verdrängt.


    Ach so: Die 4-5 Sterne Hotels in der Türkei die es in Kiew für knappe 300-500 Dollar schon für zwei Wochen "All Inclusive" gibt sind meistens abgewohnte Russen-Bunker. Auf Tripadvisor oder Booking-dot-com meistens mit fünf von zehn möglichen Punkten bewertet. Da braucht man auf einen Urlaub wirklich nicht sonderlich neidisch zu sein. Deutsche Urlauber würde es dort kaum hinziehen.

  • Stattdessen verdienen die meisten Ukrainer in Massen mit weiteren Jobs oder "ordentlich Klauerei" noch Geld hinzu.


    Das sind aber nicht die einzigen Modelle. Oft genug gibt es einen bestimmten Betrag als offizielles Gehalt und einen weiteren Anteil (der durchaus auch das offizielle Gehalt übersteigen kann) im Umschlag. Die Vorteile liegen hier auf beiden Seiten: Der Arbeitnehmer vergrößert sein Nettoverdienst durch Lohnsteuervermeidung, der Arbeitgeber vermeidet Sozialabgaben.


    Gruß
    Siggi

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