In letzter Zeit bekomme ich viele Anfragen per PN zum Leben in UA. Ich verstehe nicht so ganz, warum das immer per PN erfolgt, weil meist wirklich keine persönliche Info in den Fragen vorhanden ist.
Immer wieder geht es dabei um das zentrale Thema: "Wie viel Geld braucht man (als Westeuropäer) zum Leben in UA?"
Das ist sehr schwer allgemein zu beantworten. Wie in jedem Land, so hängt auch in UA viel von den Ansprüchen und der Lebensweise ab.
Kostenpunkt Nr. 1 ist das Wohnen. Die Miete ist in Metropolen ungleich höher als in kleineren Städten oder gar auf dem Land. Hier in Sumy (ca. 300'000 Einwohner), unweit des Zentrums, bezahlt man für eine renovierte 2 Zimmer Wohnung ab ca. 1200UAH pro Monat zzgl. Nebenkosten. Hat man das Glück, eine Frau mit Immobilie zu haben oder hat man genug Geld, um eine Immobilie in UA erwerben zu können, sei einem gesagt, dass die Nebenkosten eher sehr gering sind im Vergleich zu DE. Damit man ein Gefühl bekommt, hier mal unsere Nebenkosten:
Wasser 44 UAH Abwasser 39 UAH
Strom 105 UAH
Kabelfernsehen 38 UAH + Internet 35 UAH (512 KBit) oder 150 UAH (100 MBit)
Also in Summe 376 UAH = ca. 33 Euro. (mit schnellem Internet)
Wir sparen nicht, ganz im Gegenteil. Dazu kommt Gas. Im Sommer fast nichts, im Winter (wg. der Gasheizung) ca . 300 UAH pro Monat für das ganze Haus. Meine Frau will es aber in jedem Raum richtig warm haben (ca. 25°). Wir bekommen einen rabattierten Preis. Ohne Rabatt würden wir bei unserem Verbrauchsverhalten mit ca. 50 Euro im Monat während der Heizperiode zu rechnen haben. Bei deutschem Verbrauchsverhalten (Schlafzimmer kühl, Flur nicht heizen, geringe Durchschnittstemperatur, etc.) würden deutliche Einsparungen möglich sein.
Nach Immobilien ist Geldfresser Nr. 2 das Auto. Das ist in UA auch nicht billiger, eher im Gegenteil (selbes Modell wie in DE vorausgesetzt). Natürlich kann man auch lokale Modelle für unter 10'000 Euro neu kaufen. Kauft man neu oder gebraucht? Muss eine VK Versicherung sein (VK oder auch TK sind in UA sehr teuer), Haftpflicht liegt dagegen bei ca. 20 Euro im Jahr. Es ist unmöglich hier etwas allgemein zu sagen. Als Anhaltspunkt mal unser letztes Auto (SUV, Mittelklasse), neu gekauft in UA, nach 5 Jahren mit 75'000km in UA verkauft. Alle Kosten gerechnet, inkl. 3 Jahre VK, Wartung (eher wenig), Wertverlust (19000 Euro), Benzin (kein Diesel, 13L Durchschnittsverbrauch, also kein Sparwunder), usw. umgerechnet pro Monat 620 Euro. In UA gibt es einen gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr. Will man sparen, kann es m.E. am besten beim Auto tun. (Ich habe im letzten Monat keine 300km gefahren. Wenn man davon noch 2 Ausflüge in die Umgebung mit je 80km abzieht, dann sieht man, dass wir das Auto nur minimal innerhalb der Stadt nutzen. Taxi fahren wäre günstiger!)
Bei Lebensmitteln geht es weiter. In UA bauen viele Menschen auf ihrer Datscha Gemüse selbst an. Sie sind praktisch Selbstversorger bei einigen Produkten. Damit lässt sich zweifelsohne Geld sparen. Auch das Verbrauchsverhalten ist wichtig. Kauft man beispielsweise Importgemüse außerhalb der Saison, wird es richtig teuer. Oft sind die Preise für Importprodukte auf einem ähnlichen Niveau wie in DE, teilweise sogar darüber. Bei Wurst geht z.B. mit ca. 6UAH/kg mit Blutwurst los. Man kann aber auch 100UAH/kg für eine Salami ausgeben, die zweifelsohne viel schmackhafter als die billige Wurst ist. Ein Schweizer zeigte mir neulich eine andere Wurst, die kostet sogar 220UAH/kg (alles aus lokaler Produktion - Importwaren sind noch teurer). Es ist alles sehr individuell. Die Sozialrente beträgt in UA gut 700UAH. Davon kann man überleben. Ob es einem Ausländer zum Leben reicht, würde ich bezweifeln. Wir haben in dieser Beziehung keine Buchhaltung. Ein Wocheneinkauf im Supermarkt kostet bei uns ca. 500-700UAH (3 Personen plus 3 Katzen). Dazu kommen noch diverse Zusatzausgaben für gute Weine, frisches Gemüse beim Händler um die Ecke, Nachkauf beim Tante Emma Laden von Produkten, die uns zwischendurch ausgehen, Restaurantbesuche, etc.
Wir haben alle keine KV. Man sollte also Kosten für Medikamente und auch für medizinische Heilbehandlung (wenn man den geringen Standard in vielen öffentlichen Krankenhäusern entkommen will) einplanen.
Ich habe sicher noch einiges Vergessen. Ich hoffe auf Nachfragen und bitte die anderen Residenten, ihre Sicht der Dinge zu ergänzen.
Gruß
Siggi