Es ist tendentiell eher typisch deutsch, dass man Ausländern immer anrechnet, dass sie nur des Wohlstandes wegen nach Deutschland kommen.
Ich denke, dass dies stimmt. Es geht in erster Linie um die besseren Verdienstmöglichkeiten. Weswegen sollten sich Ausländer im allgemeinen denn auch sonst von DE angezogen fühlen? Wegen des schönen Wetters? Wegen der guten Atmosphäre im Land, in dem die Menschen vorbehaltlos auf Ausländer zugehen?
Für binationale Partner ist das natürlich schon etwas anderes. Da gibt es den Partner. Ich kann mich noch an die Anfangszeit erinnern. Die Nachbarn fragten meine Frau, ob sie DE mag, wie es ihr gefällt, etc. Sie sagte höflich "Ja, alles ok". Auf Nachfrage dann aber: "Wenn mein Mann nicht mehr hier wäre, würde ich morgen sofort zurück gehen." Das hat die Leute total verwundert. Sie war nicht begeistert, nach DE gehen zu müssen. Es war etwas, was sie akzeptiert hat, um bei mir zu sein. Nicht falsch verstehen, meine Frau mag schon viele Dinge in DE. Sie hasst das Land nicht. Für einen Urlaub ist sie immer wieder gern da. Aber den Lebensmittelpunkt mag sie lieber in UA haben. Sie würde natürlich auch wieder nach DE ziehen, wenn wir keine andere Möglichkeit hätten.
Was ich im vorhergehenden über meine Frau gesagt habe, gilt aber nicht für jede Ukrainerin. Ich kenne Gespräche mit Bekannten, wo sie in UA keine Perspektive mehr sieht, im Job genervt ist und sie man liebsten nur vor allen Dingen davonlaufen will. Je weiter, je besser. Je schlimmer die täglichen Probleme werden, je größer die Kompromissbereitschaft in Bezug auf einen Partner, gemäß des Mottos: An jedem anderen Ort wird alles besser sein, als diese Situation hier und jetzt.
Es ist eben, wie mit so vielen Dingen: Individuell gibt es große Unterschiede.
Gruß
Siggi