Hier ein interessanter Lagebericht vom Kiever Maidan, der heute auf den Nachdenkseiten erschien. Irgendwie steht dieser Erfahrungsbericht im Widerspruch zu den ständigen Beteuerungen eines geschätzen Users hier, der die faschistischen Umtriebe in der Ukraine nicht als Problem sieht.
ZitatAlles anzeigenDer Maidan ist nur das sichtbarste Zeichen für diesen kampfbereiten Nationalismus. Abgesehen von den gelb-blauen Nationalfahnen und den zahlreichen Geldsammel-Boxen für „Helden“ und Frontkämpfer ist der Platz gespickt mit Flaggen, Parolen und Symbolen rechter Organisationen. Das rot-schwarze Banner der ukrainischen Nationalisten weht hier überall. Dreizack, Wolfsangel oder das Konterfei des „Nationalhelden“ Stepan Bandera unterstreichen diesen Befund. Die politische Vielfalt der Bewegung, die Unterstützer immer wieder betonten, ist, zumindest was die Symbolik angeht, nicht auszumachen. Einzige Ausnahme ist ein stilisiertes Mitglied der Kommunistischen Partei. Die lebensgroße Figur wurde an einem Mast aufgeknüpft.
...
Der Maidan heute ist absolut desillusionierend für jeden, der offen für die idealistischen innergesellschaftlichen Reformziele der Maidan-Bewegung ist. Uniformierte überall präsentieren unzweifelhafte Symbolik und lassen auch keinen Zweifel daran, wer hier das Gewaltmonopol hat. Statt progressiver Reformforderungen oder kritischer Begleitung der aktuellen Machthaber gehen vom Maidan heute vor allem Hass und Nationalismus aus. Der Platz ist ein Ort zum Fürchten geworden.
Anmerkung JB: Die Eindrücke von Stefan Korinth werden auch durch eine aktuelle Studie der Friedrich Ebert Stiftung bestätigt