8./9. mai

Direkt an einer Veranstaltung nicht, aber ich war mal um die Zeit drüben, Reaktion von einigen, aber eher der jüngeren Generation:

Voina ne konec, nemcy v gorode

Also meine Frau fand diesen Spruch auf russisch: "voina ne konec, nemcy v gorode"
auf deutsch:"Der Krieg ist nicht zu ende, die Deutschen sind unterwegs" sehr unpassend auf die Ukraine bezogen.
Ich selber habe da kein Problem mit, wenn die Ukraine die Befreiung ihres Landes feiert und den Sieg über Deutschland und Österreich. Und ich wünsche von ganzem Herzen, dass dieser Sieg über das Großdeutsche (1000jährige) Reich niemals in Vergessenheit gerät, und es stört mich nicht mit meinem fast 90 Jahre alten Nachbarn, einem Veteranen der Zweiten Ukrainischen Front, ehemaliger Besatzer in Österreich, einen Wodka auf diesen Sieg und seine gefallenen Kameraden zu trinken!
Danke Oldtrotter

Hm...also die Leute, die ich kenne, auch Ältere, die den Krieg noch miterlebt haben, gehen mit dem
Thema, zu meiner Überraschung, eher entspannter mit dem
Thema um, Aussage Banushka: Junge, als ihr Deutschen noch hier ward, herrschte hier wenigstens Ordnung, schau Dir an, was aus diesem Land geworden ist.
Über diese Aussage war ich dann schockiert...

Zitat von Chrissi76

...kommt drauf an wer kommt. Du solltest da vielleicht eine Weile die Klappe halten!

Zitat von Siggi

Aber ich gratuliere Großmutter jedes Mal zum Jahrestag der Befreiung

Die engste Verwandtschaft und gute Freunde in UA und RU legen schon grossen Wert darauf das man ihnen gratuliert. Den Tag zu vergessen, oder einfach zu übergehen, würde da schon zu Verstimmungen führen. Aber da ich ebensowenig ein Faschist bin wie Siggi, sehe ich auch kein Problem darin am 9.Mai zu gratulieren, habe aber Feierlichkeiten leider noch nicht miterleben dürfen, da ich bisher noch nie zu diesem Zeitpunkt vor Ort war.

Hallo,
ich möchte hier vielleicht noch etwas subtiler das Thema aufgreifen. Ist allerdings schwierig, weil sich vielleicht jemand dabei angegriffen fühlen könnte. Das ist nicht meine Absicht. Es geht um mich.

Ich habe mit einer solchen Siegesfeier so mein Problem, denn ich wurde nach dem Krieg geboren. Bin von meiner Familie im Sinne der Demokratie beeinflusst erzogen worden. Folglich konnte/kann ich das System der Ex-DDR nur ablehnen. Fühle mich aber auch durch eine Siegesfeier über das Unrechtssystem der Nazis moralisch unter Druck gesetzt.
Nachvollziehen kann ich dies, weil ja auch die eigene Befreiung mit dem Sieg zugleich gefeiert wird. Dennoch schwingt in einer solchen Feier die Selbstherrlichkeit des Feiernden und die Unterlegenheit des anderen mit. Nachkarten heißt das wohl.

Um das wirklich zu verstehen ... also mich selbst zu fühlen, aber auch das Gefühl der anderen Menschen aufzunehmen, da wünschte ich mir, ich könnte die Zeit 30, 35 Jahre zurückdrehen. Dann auf dem Roten Platz die Militärparade miterleben. (Damals war eine andere Zeit, und das wäre mir wichtig.) So, und genau in dieser Situation den Zuschauern, den Marschierenden und auch mir selbst genau ins Gesicht sehen. Ich glaube, ich hätte dazu gelernt.
Gruß nobody

Zitat von nobody

Ich habe mit einer solchen Siegesfeier so mein Problem, denn ich wurde nach dem Krieg geboren. Bin von meiner Familie im Sinne der Demokratie beeinflusst erzogen worden. Folglich konnte/kann ich das System der Ex-DDR nur ablehnen. Fühle mich aber auch durch eine Siegesfeier über das Unrechtssystem der Nazis moralisch unter Druck gesetzt.

Habe hier ein Verständnisproblem. Was hat das System der Ex- DDR mit den Siegesfeiern in der heutigen Zeit denn noch zu tun, bzw. welche Verbindung/Beziehung siehst Du da ?

Zitat von Wolle

Darum haben wir auch unsere liebevoll in der Schule gepackten Pakete in den Osten geschickt.

Na so ein Mist aber auch, da ist bei mir nie etwas von angekommen. :phatgrin:

Zitat von Wolle

Das ist die Sicht danach, weil nobody erst nach dem Krieg im Westen (wie auch ich) geboren wurde. Darum verstehe ich das. Es hat etwas mit dem System zu tun. Wir wurden im Westen nicht gegen den Osten erzogen, sondern uns wurde immer geasgt, die im Osten haben Hass auf uns und damit müssen wir leben. Verstehe das mal und dann versteh mal den Krieg der vor uns war ! Und direkt danach war D plötzlich geteilt. Dann wurde uns auch noch gesagt, dass dieses Ost-System nicht gut ist. So sind wir aufgewachsen. Die im Osten mit Hass auf uns und wir mit Zweifel welches System das bessere System ist. Wir haben uns aber schnell für unser System entschieden ohne Hass auf die Kommunisten.

@ Wolle: Was Du schreibst mag ja aus Deiner / Eurer Sicht alles so stimmen, wobei ich das mit dem Hass so nicht unterschreiben würde. Trotzdem erschliesst sich mir daraus auch weiterhin der Zusammenhang zwischen heutigen Siegesfeiern und dem System der Ex DDR nicht. Was hat diese mit den Siegesfeiern von heute noch zu tun ?