Hallo Freunde,
Partnersuche
Sie machen gefühlvolle Liebesversprechen - haben es aber nur aufs Geld ihrer Opfer abgesehen: Sogenannte "Romance-Scammer". Der Name klingt nach Hollywood-Film, ist aber nur ein anderes Wort für Liebesbetrüger. Die Spuren führen nach Russland, in eine Stadt namens Yoshkar-Ola. Wir machen uns auf die Reise: Wer steckt hinter dem Betrug? Kann man den Tätern das Handwerk legen?
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Gefühlvolle Liebesversprechen - geht's nur ums Geld?
Er suchte nach der große Liebe - und wurde gleich doppelt betrogen: Von einer Frau aus Russland. Erst erleichtert sie Eduard H. um viele tausend Euro. Dann bricht sie auch noch sein Herz:
»"Das hat schon wehgetan, nicht nur finanziell, sondern auch seelisch."«Dabei fängt für Eduard H. - der Name ist ein Pseudonym - alles ganz harmlos an: Im Internet, auf den Seiten einer Partnerbörse, spricht ihn eine russische Frau an. Ein E-Mail-Flirt beginnt:
»"Die hat mir die ganze Zeit versichert, dass sie mich heiraten will, dass sie jeden Tag an mich denkt, dass sie ohne mich nicht leben will und dass sie nach Deutschland will."«Doch um nach Deutschland zu kommen, braucht die vermeintliche Geliebte nach drei Monaten Geld: 1.289 Euro für Visum und Flug - die er ihr schickt. Dann, kurz vor dem Abflug, plötzlich Probleme: Erst muss die angebliche Braut aus Russland Geld für das Visum nachweisen: 5.400 Euro - auch die überweist er. Dann endlich eine Nachricht: Sie ist scheinbar am Flughafen in Moskau - da funkt ihr Arbeitgeber dazwischen. Sie müsse zurück, an den Arbeitsplatz. Weil sie die Reise aber nicht abbrechen will, wird sie entlassen. Doch ohne Job kein Visum. Deshalb braucht sie nochmals 9.600 Euro. Und Eduard H. zahlt:
»"Die hat sich sehr für mich geopfert, die hat studiert, die hat Arbeit gehabt; die hat ja die Arbeit verloren, die war quasi mittellos und ich wollte sie nicht einfach im Regen stehen lassen."«Insgesamt schickt Eduard H. 16.300 Euro nach Russland - und hört dann nie wieder etwas von seiner Traumfrau.
Solche Fälle gibt es viele. So sind im Internet tausende Fälle von entlarvten Betrügerinnen allein aus Russland zu finden. Diese Masche nennt man "Romance Scamming" - Liebesbetrug. Ein Millionengeschäft.
Polizei rät zu Anzeigen
Die Polizei rät Opfern, Strafanzeige zu stellen. Das hat der Mann aus dem Rheinland auch getan. Der Fall landet bei der Staatsanwaltschaft Aachen. Doch die stellt das Verfahren nach wenigen Wochen ein. Dr. Jost Schützeberg von der Staatsanwaltschaft Aachen erläutert, warum:
»"Unsere Ermittlungsmöglichkeiten enden an den Ländergrenzen, so dass wir auf Rechtshilfe angewiesen sind. Rechtshilfe mit Russland ist schwieriger als mit europäischen Ländern, da müssen viele Formalien eingehalten werden, es dauert länger, viele Behörden sind involviert, so dass die Erfolgsaussichten im Regelfall und so auch in diesem Fall relativ gering sind."«Doch ist das wirklich so? Er will den Betrügern das Handwerk legen: Ottmar, selbst Opfer und Gründer des Forums anti-scam.de. Mit Gleichgesinnten fand er heraus: Die Liebesmails kommen meist aus einem völlig unbekannten Ort in Russland: Yoshkar-Ola, so der Webmaster des Internet-Forums anti-scam.de.
»"Yoshkar-Ola ist schon seit geraumer Zeit die Hochburg der Scammer, es gibt hier Betrüger-Banden, die im Internet gezielt nach Opfern suchen."«Liebesgrüße aus Yoshkar-Ola
Yoshkar-Ola - rund 3.000 Kilometer von Deutschland entfernt. Wir machen uns auf die Reise - und kommen in eine beschauliche russische Stadt. 250.000 Einwohner. Und doch: Zentrum der Liebesbetrüger. Wer steckt dahinter? Wir gehen auf die Suche.
Erster Ansatzpunkt: Die angeblich heiratswilligen Frauen. Eine gewisse Elvira Sizyanova zum Beispiel. Ein 40-jähriger Deutscher hat an sie 3.500 Euro gezahlt. In diesem Haus soll sie wohnen, Suvorowa Nummer 4, Wohnung 15: Niemand macht auf. Wir fragen nach bei Nachbarn. Eine Tür öffnet sich: Kennt sie diese Frau? "Nein, ich kenne sie nicht", so die Nachbarin. Kein Wunder. Denn diese Elvira Sizyanova gibt es gar nicht. Die Bilder der attraktiven Frau sind geklaut, wie meist in solchen Fällen. Hier von einer russischen Facebook-Seite.
Wir suchen nach einer weiteren angeblich heiratswilligen Frau, die sich Lubov Vedenkina nennt. Sie hat von einem Mann aus Deutschland über 16.000 Euro kassiert. Angeblich wohnt sie an der Wolga, in einem Ort namens Korotni, in der Nähe von Yoshkar-Ola. Lebt hier eine Lubov Vedenkina, fragen wir zwei Männer. Doch diese Frau kennen sie nicht.
Opfer werden in Sicherheit gewogen
Zurück nach Yoshkar-Ola. Aber: Wie kommen die Betrüger in der Scammer-Hochburg ans Geld? Ganz einfach: Bei kleineren Beträgen nutzen sie den Bargeldservice XXX. Dort reichen ein Transaktionscode und ein Ausweis, um Geld abzuholen, und zwar bei jeder XXX Servicestelle im Land. Bei größeren Summen bieten die Betrüger auch Überweisungen auf ein Bankkonto an. Abgehoben wird das Geld fast immer von Mittäterinnen, die ihre Papiere zur Verfügung stellen - und dafür einen Teil der Beute erhalten.
Damit Betrugsopfer in Deutschland keinen Verdacht schöpfen, erhalten sie eine Kopie vom Ausweis ihrer Traumfrau. Doch die Dokumente sind gefälscht. Viele Ausweise tauchen, mit verschiedenen Fotos, gleich mehrmals auf. Ottmar und seine Mitstreiter von anti-scam.de sammeln solche Beweise und zeigen die Betrüger in Russland an:
»"Wenn wir festgestellt haben, dass ein Opfer Geld bezahlt hat und es die Frau gar nicht gibt, werden selbstverständlich auch die russischen Behörden tätig. Es ist dann vollzogener Betrug."«Strafanzeige in Yoshkar-Ola
Wir begleiten Ottmar in Yoshkar-Ola auf dem Weg zur Polizei. Mehr als zwei Dutzend Strafanzeigen deutscher Betrugs-Opfer hat er hier bereits abgegeben.
Weil der Postweg in Russland nicht sicher ist, fliegt er immer wieder nach Yoshkar-Ola, um die Anzeigen persönlich zu übergeben. Im Ministerium für innere Sicherheit der autonomen Republik Mari El, zu der Yoshkar-Ola gehört, bearbeitet Mayor Ivan Smolencev die Anzeigen deutscher Scamming-Opfer. Der Ermittler geht seit einiger Zeit gegen die Betrüger in Yoshkar-Ola vor.
Die Aufnahmen einer Polizeiaktion gegen eine Scammer-Bande zeigen, wie die Täter in Wohnungen überrascht und festgenommen werden. Es handelt sich ausschließlich um junge Männer. Sie sind der Teil der Bande, der am Computer Kontakt zu Opfern herstellt und hält. Zum Flirten nutzen sie Übersetzungsprogramme. In einem Raum befinden sich nebeneinander fast ein Dutzend Computer-Arbeitsplätze. Mayor Ivan Smolencev vom Ministerium für innere Sicherheit Republik Mari El, zu den Strukturen der Banden:
»"Wenn es sich um eine Bande handelt, sind alle beteiligt, die Frauen, die Geld abholen, die eigentlichen Betrüger und die Organisatoren im Hintergrund. Die wissen, dass sie kriminell handeln."«Ein Scammer berichtet
Über Mittelsmänner gelingt es uns, Kontakt zur Betrüger-Szene in der russischen Stadt herzustellen. Nach langem Hin und Her: Ein Treffen. Ein erfahrener Scammer stellt sich unserer Kamera. Was verdienen die Betrüger in Russland? Der Betrüger erzählt:
»"Ich habe in einer Gruppe von vier Leuten gearbeitet und wir haben kein schlechtes Geld verdient. Wie viel genau? Eine Million Rubel für uns alle pro Monat. Also 22.000 Euro."«Einige Betrüger wurden in Yoshkar-Ola allerdings bereits zu Gefängnisstrafen verurteilt. Leben die Scammer jetzt in Angst, aufzufliegen? Dazu meint der Betrüger:
»"Für uns ist das mittlerweile ein normales Gewerbe, die Behörden kümmern sich nicht weiter darum. Sie verhaften manchmal ein paar Leute, um der Bevölkerung zu zeigen, dass gehandelt wird. Aber eigentlich interessiert es keinen."«Für Ottmar vom deutschen Anti-Scam-Forum ist daher klar: Um die Täter in Yoshkar-Ola aufzuspüren, müssten mehr Fälle angezeigt werden:
»"Ich kann nicht verstehen, dass deutsche Staatsanwaltschaften die Verfahren so häufig einstellen. Wir haben ein riesiges Archiv an festgestellten Scammern und hier vor Ort die Möglichkeit, die Scammer zu verfolgen."«Wie schützen Partnerbörsen Kunden?
Auch die Partnerbörsen in Deutschland sollten sich für Scammer interessieren. Ich melde mich bei Flirtcafe.de an. Doch siehe da: Gleich die erste Frau, die angeblich zu mir passt - ist im Internet bereits als Betrügerin enttarnt. Und die Besucherinnen meines Profils - keineswegs nur partnersuchende Singles aus Deutschland, sondern zahlreiche Soft-Porno-Models oder Internet-Pin-Ups … Wie schützt das Portal Kunden vor vermutlichen Betrügern? Trotz mehrerer Anfragen - von Flirtcafe.de gibt es darauf keine Antwort.
Anders Friendscout24.de. Die Partnerbörse bekommt nach eigenen Angaben 10.000 Anmeldungen pro Tag - darunter 1.000 von potentiellen Betrügern. Um die schwarzen Schafe zu entlarven, setzt die Plattform eine spezielle Software ein. Zudem prüfen 30 Mitarbeiter jede Registrierung. Doch nicht alle Betrüger können aufgespürt werden.
Marc Christian von FriendScout24 GmbH rät:
»"Sobald nach Geld gefragt wird, ist es sicherlich ein Betrugsfall. Dann sollte die Plattform informiert werden und der Kontakt abgebrochen werden."«Zurück zu Eduard H.: In seinem Fall hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen kürzlich wieder aufgenommen. Er hofft jetzt, dass die Täter in Russland doch noch gefasst werden. Was bei ihm und vielen Betroffenen aber oft lange Zeit bleibt: Ein Gefühl der Scham, auf einen Liebesbetrug hereingefallen zu sein.
Bericht: Josef Streule
Stand: Mitte Oktober 2013
Stand: 16.10.2013 21:45 Uhr
habe ich gerade bei plusminus gesehen, leider noch ohne Video.
Finde ich sehr interessant, da es bedeutet, immer achtsam zu sein.
sorry wenn es nicht so gut eingestellt ist, warum weis ich leider auch nicht.
Edit by Rumbo:
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