Neuling braucht DRINGEND Euren Rat bezüglich Auswandern und Arbeiten in Kiew

  • Sie ist anders, die Lebensweise der Ukrainer!Völlig!Unbeschwerter, trotz aller Widrigkeiten.Die kollektive Jammerei wie in Deutschland kennt man dort nicht, obwohl es
    vielen Leuten dort wirtschaftlich wirklich nicht so toll geht.Doch den Augenblick können sie besser leben, die Ukrainer!Und ihre Gastfreundschaft ist einfach umwerfend!Ich hab mich dort gleich willkommen gefühlt.Von Anfang an!Das gleiche wünsch ich Dir auch Birke, falls Du Dich für den Job in Kiew entscheiden solltest!

  • Hallo zusammen,


    wollte mich mal wieder melden, nachdem ich auch mit der netten Dame vom Jobcenter gesprochen habe. Sie hielt mich wohl für etwas durchgeknallt, angesichts der Tatsche, dass ich mich tatsächlich zu diesem Job hinreissen lassen sollte... zumindest kam der AG auf mich zu. Würden wohl die doppelte Miete für drei Monate übernehmen und mich "erst" in einem Monat erwarten. Habe nochmal meine Kalkulation überschlagen und gemerkt dass ich 100 Euro für einen Lagerraum meiner Möbel vergessen habe. Ergo müsste ich mit 250 Euro über die Runden kommen. Ohne Extras, wie KV oder so... ich lebe auf recht kleinem Fuß, aber Fakt wäre, wenn ich von dort nicht nahtlos einen neuen Job finde ist Hartz 4 angesagt. Wie ärgerlich, dass das Geld immer so ins Gewicht fällt... Ich werde dem Vorstand morgen einfach verklickern, dass ich mir den Job nicht leisten kann. Da die aber grad echt verdammt in der Klemme stecken, spekuliere ich auf eine Gehaltsverhandlung in meinem Sinne. Wenn nicht, werde ich mein Glück in der Schweiz versuchen... genug sparen und mir so den Traum vom Leben in der Ferne erfüllen :D

  • ...aber aus dem Kopf!


    Hallo Ihr,


    ich wollte mich nur mal rückmelden, was meine Auswanderungsidee anbelangt. Habe es mir echt nicht leicht gemacht. Einige von Euch meinten ja, mit dem mir zugesagten Gehalt könne man in Kiew schon leben. Das mag für viele auch zutreffen, aber meine 5 stelligen BAföG Schulden (plus null Rücklagen) haben mich einfach nervös gemacht. Wenn die nicht wären, kein Problem. Aber mit dem Alter werde selbst auch ich vernünftig;) Und daher habe ich dem guten Mann heute abgesagt und ihm meine Situation geschildert.


    Ich hatte gleichzeitig die Befürchtung einen riesen Fehler zu begehen. Denn seit fast 20 Jahren träume ich von einer Anstellung im Ausland. Habe an die 80 Bewerbungen weltweit verschickt und Kiew waren die einzigen, die mich wollten. Ich hatte echt Angst, dass ich mir den Traum vollends versaut habe... ABER, siehe da, dem ist nicht so. Der Gute schrieb zurück, dass ich meinen Kram, der mich in D noch belastet, bereinigen soll und sie würden sich jederzeit freuen, wenn ich danach dann wieder auf sie zurück käme !trio! Besser hätte es eigentlich nicht kommen können.


    Ich werde nun erstmal intensiv in der Schweiz weiter suchen, mich finanziell sanieren (oder zumindest polstern) und dann mit ruhigem Gewissen einen weiteren Anlauf Richtung "richtiges" Ausland wagen.


    Danke schön dennoch für die vielen, guten Ratschläge!!


    Birke

  • .....
    Ich kann doch nicht als offizieller Touri arbeiten, dafür auch noch Geld bekommen... und was ist, wenn ich Mist baue während der Arbeit. Zahlt dann irgendeine Versicherung??
    .....

    Meine Stieftochter hatte in einem Photogeschäft gearbeitet. Wenn dort eine Kamera geklaut worden ist, durfte das Personal dafür gerade stehen, sprich: Die Kamera bezahlen. Und zwar nicht zum Einkaufs-, sondern zum Verkaufspreis. Es wurde denen halt unterstellt, dass sie selber die Kamera gemobst hätten, um sie privat zu verkaufen. Genauso wäre es aber auch möglich gewesen, dass der Arbeitgeber selber die Kamera schwarz verkauft hatte!!!!


    Ob mit höheren Gehaltsgruppen ähnlich herum gesprungen wird, vermag ich nicht zu bestätigen.


    Grundsätzlich musst Du Dir bezüglich Arbeiten in der Ukraine über einiges im Vorwege im klaren sein: Geht es dem Unternehmen oder dem Chef schlecht, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich gross, dass Du kein Gehalt erhälst. Die Rechtssicherheit, welche Du hierzulande als Standard betrachtest, wirst Du in der Ukraine weitesgehend nicht vorfinden. Schliesse daher besser keinen Arbeitsvertrag nach ukrainischem Recht ab, sondern einem nach deutschem. Was wiederrum bedeutet, dass, zumindestens für mich, eine Beschäftigung nur dann interessant wäre, wenn eine hiesige Firma jemanden für einen ukrainische Niederlassung sucht. Desweiteren musst Du dir darüber im klaren sein, dass die Arbeitsplätze nicht unbedingt so wie hierzulande gewohnt ausgestattet sind. Will heissen, es muss sehr viel improvisiert werden. Und das die Kollegen einer ukrainischen Firma dich nicht gleich mit offenen Armen empfangen werden, darüber bist Du dir sicherlich schon im klaren. Mindestens einer der neuen Kollegen dürfte mit deinem Arbeitsplatz geliebäugelt haben.

  • Die Rechtssicherheit, welche Du hierzulande als Standard betrachtest, wirst Du in der Ukraine weitesgehend nicht vorfinden.

    Hallo,


    woher hast du diese Information?


    Zumindest was das Arbeitsrecht in Theorie und Praxis hier in der Ukraine angeht, würde ich es als Arbeitgeber tunlichst vermeiden mich mit Angestellten vor Gericht ausseinanderzusetzen....
    Im Gegensatz zu weitverbreiteten Annahmen ist die Rechtsstellung von Arbeitnehmern hier nämlich gegenüber Arbeitgebern gar nicht schlecht.
    Löhne nicht oder zu spät zu zahlen, zieht hier ganz erhebliche Schadenersatzansprüche und möglicherweise endlosen Ärger mit weiteren Behörden nach sich...


    Denke das kann hier jeder bestätigen, der in der Ukraine eine Firma mit Angestellten hat.


    Grüsse,


    Peter.

  • Ich kenne Leute, die keine oder eine verspätete Lohnzahlung erhalten hatten.


    Und dann kam immer noch dieser Spruch nach: " Wenn du was willst, dann klage doch! Ich esse mit dem Bürgermeister zu Mittag (stimmte wirklich) - MIR passiert nichts!"


    wer Rechtssicherheit wie in D erwartet, dem ist einfach nicht zu helfen!

  • Zumindest was das Arbeitsrecht in Theorie und Praxis hier in der Ukraine angeht, würde ich es als Arbeitgeber tunlichst vermeiden mich mit Angestellten vor Gericht ausseinanderzusetzen....


    Meine Frau hatte kein Gehalt erhalten, weil es dem Arbeitsgeber schlecht ging, und die ausstehenden Gehälter wurden allenfalls Teilweise nachgezahlt.


    Auch heute ist es noch üblich, insbesondere zu Zeiten der "Krise", dass ihre ehemaligen Kolleginnen und Bekannte bei anderen Arbeitgebern kein oder nur Teilweise Gehalt erhalten haben.


    Mag ja sein, dass die Ukraine über eine ausgesprochen arbeitnehmerfreundliche Gesetzeslage verfügt. Nur, Recht haben und dieses auch durchsetzen, sind eben 2 ganz verschiedene Paar Schuhe. Da werden dann schon Mal Einladungen zu Gerichtsverhandlungen an falsche Adressen oder überhaupt nicht verschickt, und "Recht" in Abwesenheit einer der Beteiligten gesprochen. Letzteres ist meiner Stieftochter passiert. 3 Mal wurde sie eingeladen, nie ist ihr Verfahrensgegner erschienen, was dazu führte, dass das Verfahren verschoben wurde. Zuletzt griff oben genannte Methode.

  • Von Bekannten, die beim Finanzamt arbeiten, höre ich auch, dass unbezahlte Überstunden tagtäglich verlangt werden, sogar unbezahlte Arbeit am Wochenende wird erwartet. Ich weiß nicht, ob der Rechtsweg etwas bringen würde. Aber niemand legt es darauf an. Zu groß ist die Angst, den Job zu verlieren. In unserem Bekanntenkreis ist es eher so, dass die Arbeitnehmer sich nicht in einer Position der Stärke sehen, sondern sie fühlen sich oft ausgeliefert. Mag sein, dass es ihnen einfach an Mut fehlt, für ihre Rechte zu kämpfen.


    Gruß
    Siggi

  • Hallo,


    klar kenne ich diese Geschichten auch.
    Bin hier ja mittendrin ;) sozusagen....


    Aber wenn man ehrlich ist, werden diese ausstehenden Lohnzahlungen, welche vor allem im öffentlichen Dienst, staatlichen Stellen und staatlichen Unternehmen vorkamen, doch immer seltener im Vergleich mit vor 6, 8, oder 10 Jahren.
    Bei einer kleinen oder mittelständischen privaten Firma besteht kein Grund so etwas hinzunehmen. Schon die Drohung mit dem Anwalt bewirkt hier Wunder.
    Selbst wenn die Gegenseite hier etwas mit Richtern etc. hintenrum drehen könnte, wäre spätestens in der Instanz Schluss damit.
    Ausserdem beeinflusst man Gerichtsentscheidungen hier Heutzutage auch nicht mehr mit 500.- Euro.
    Da muss schon bedeutend tiefer in die Tasche gegriffen werden.
    Die Gerichtsgebühren sind hier wirklich lächerlich und von fast jedem
    Ukrainer bezahlbar. Die maximale Gebühr liegt bei etwa 300.- Euro, sowas
    wird aber in Arbeitsgerichtsverfahren normalerweise bei weitem nicht
    erreicht.
    Im übrigen macht sich ein gestandener Unternehmer seine Beziehungen kaputt, wenn er wegen so einem Killefit versucht Behörden zu bestechen, die werden Ihm spätestens beim 2. Mal erzählen er soll seinen Kram gefälligst zivilisiert regeln, anstatt hier rumzunerven.
    Zusätzlich können weitere Behörden eingeschaltet werden, wenn Sie das nicht von selbst tun. Hier in der Ukraine besteht die Regelung, dass Behörden auf jede Beschwerde in einer bestimmten Zeit reagieren und Bericht erstatten müssen, auch wenn das Anliegen noch so schwachsinnig ist.
    Damit kann man eine kleine oder mittlere Firma für Wochen beschäftigen oder sogar lahmlegen.
    Besuche von Steuerinspektion, Feuerwehr, verschiedener Milizabteilungen etc. sind nicht spassig, Sie kosten Zeit, Nerven und Geld.
    Da kommt schnell eins zum anderen und auf einmal steht man vor Problemen, welche mit der Gehaltszahlung an eine Sekretärin, auch von der Grössenordnung her nichts mehr zu tun haben.


    Allgemein mangelt es gerade bei Problemen mit dem Arbeitgeber, tatsächlich meistens an Mut sowas durchzusetzen, wie Siggi schon schrieb.
    Aber so ist das ja in Deutschland auch, manche lassen sich sowas bieten und andere Leute eben nicht.


    Hier hatte ich vor etwas längerer Zeit mal einen interessanten Fall mit der Botschaft.
    Die Botschaft hatte mehreren Ortskräften im Zuge der VFS-Auslagerung die befristeten Arbeitsverträge nicht verlängert. Aufgrund nachlässig formulierter Verträge hätte allen eine nicht ganz unerhebliche Abfindung zugestanden.
    Ein Mitarbeiter hat sich daraufhin an uns gewandt. Wir haben die Abfindung in voller Höhe + Schadenersatz für Verzug sofort aussergerichtlich erstritten.
    Alle anderen haben nichts bekommen, weil Sie sich dagegen nicht zur Wehr gesetzt haben, obwohl das Resultat durch das Beispiel des einen Kollegen schon feststand.
    Dennoch hatte man wohl Angst vor der Botschaft.


    Grüsse,


    Peter.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!