Russische Neokolonialisierung der Ukraine: Mythos oder Realität?

  • Jepp, äusserst interessanter Artikel aus der ЕП. Allerdings doch schon ziemlich harter Stoff. Viele "wenn's", viele Daten und Namen. Aber dank der hervorragenden Übersetzung dennoch für den Interessierten gut zu lesen.
    Auch hier empfehle ich einen Blick auf die Kommentare :D
    Ich kann hier nur nocheinmal betonen, das die Übersetzer der Ukraine-Nachrichten eine wirklich tolle Arbeit leisten und dem interessierten Leser Artikel aus den ukrainischen Medien in deutscher Sprache zur Verfügung stellen.

  • Ja! Ich schlisse mich O.E.F.-Mod an, ein sehr interessanter Artikel.Doch
    ob dieser Artikel nun hart ist, liegt natürlich immer im Auge des Betrachters. Auf
    der Krim spüre und sehe ich schon so etwas wie eine russische Lobby. Jedoch
    mehr auf der politischen Seite. Da hier die russische Flotte vertreten
    ist, wirkt es verstärkter als anderswo. Wenn auf großen Plakaten (ca.2,5 x 5m)
    ein russisches Kriegsschiff, beim Abschuss einer Rakete zu sehen ist und man liest „ am ….19..
    (Datum vergessen) wurde hier die erste A-Rakete von einem Schiff abgeschossen…..
    Wir haben ein Recht auf unsere Geschichte und ein Recht auf die russische
    Sprache“. Oder noch besser man geht abends in Sewastopol an der Uferstraße entlang
    und dir kommen Demonstranten entgegen die da rufen „ Sewastopol ist Russisch“.
    Naja, das finde ich als Deutscher der sich in der Ukraine befindet, dann hart.

  • Sewastopol ist Russisch. Naja, das finde ich als Deutscher der sich in der Ukraine befindet, dann hart.


    Ich kann das voll und ganz verstehen. Die Krim gehörte bis 1954 zu Russland.

    Zitat

    In der Regierungszeit von Nikita Chruschtschow wurde die Krim 1954 unter Verstoß gegen die Verfassung der RSFSR an die Ukraine übertragen.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Krim#Russische_Herrschaft


    Die ganz überwiegende Mehrheit fühlt sich dort auch heute noch als Russen. Aus diesem Grunde hat die Krim auch Autonomie Status. Das ist ein wenig "das Südtirol" der Ukraine. Wenn die Leute die Wahl hätten, würde sich die Krim vermutlich sofort wieder an Russland anschließen.


    Gruß
    Siggi

  • @Moebelkosmetiker: Kennst du die Geschichte der Krim?


    Die Krim war in ihrer Geschichte jahrhundertelang russisch und sie ist Teil der russischen Geschichte (siehe z.B. den Krimkrieg 1853 - 1856).


    Die Krim wurde dann von Chrustschow 1954 unter Verstoß gegen die damalige Verfassung willkürlich an die Ukraine übertragen, ein völlig willkürlicher und illegaler Akt für den sich damals in der Sowjetunion aber niemand interessierte- es gab ja keine echten Grenzen innerhalb dieses Staates, und ein Widerspruch wäre damals auch gar nicht möglich gewesen.


    Nach der Auflösung der Sowjetunion war die Krim dann auf einmal Teil des ukrainischen Staates, nur die Menschen die dort lebten hatte niemand gefragt ob sie zur Ukraine gehören wollen.


    Jetzt hat die Ukraine mit der Krim einen Landesteil der nicht zu ihr gehören will- den sie aber auch nicht in eine wirkliche Autonimie entlassen will.

  • Also Bernie, so ein Rückblick in die Geschichte der Krim zu Gunsten der Russen könnte sich schnell als Rückläufer entwickeln.



    Naja, genaugenommen ist Sewastopol auch fest in russischer Hand. Die paar Tage in Sewastopol, obwohl versüsst im „Best Western Hotel Sewastopol“ haben mir perönlich gereicht.
    Mit hart meinte ich solche Aussagen, das laut dem Artikel 50% der Ukrainer ohne weiteres bereit wären ihr Land zu verraten. Das ist schon ein ziemlich deftiger Vorwurf an die eigenen Landsleute. Wobei hier offensichtlich ist welche Landesteile, oder Oblasti, der Ukraine hier gemeint sind.
    Ob man es nun Neo-Kolonialisierung oder Russifizierung nennt ist dabei unerheblich. Es herrschen verhärtete Fronten zwischen den PRO-Ukraina und PRO-Russia!


    Und, Leute. Die Krim ist ein Teil der Ukraine, Autonom nur sofern das sie mit der ukrainischen Verfassung und Rechtsprechung nicht im Widerspruch steht. Die Grenzen der Ukraine sind von Russland annerkannt. Das einzige was heute tatsächlich verfassungswidrig ist, ist die russische Flotte in Sewastopol sowie der Umgang der russischen Sprache auf der Krim!

  • der Umgang der russischen Sprache auf der Krim!


    Wobei ich sagen muss...es wird zwar nahezu ausschliesslich russisch gesprochen auf der Krim, dennoch in den Supermarktketten in Sewastopol hängen die Schilder auf ukrainisch...was mich selbst verwunderte.

  • Hallo BernieDerBär

    Hallo Siggi

    Die Geschichte der Krim ist mir
    schon bekannt (Türkenkrieg, u.s.w.), auch ist mir bekannt das hier sehr viele
    Russen leben. Das mit dem „willkürlich an die Ukraine übertragen“ war mir neu,
    danke dafür. Ich wollte damit nur sagen dass der Artikel aus der ЕП mir nicht
    zu hart erscheint. Denn hier sehe ich die Lobby und kann mir vorstellen dass es
    auch in anderen Teilen der Ukraine zu sehen ist. Das Wirtschaftlich die Ukraine
    von Russland „unterjocht“ wird stelle ich erst gar nicht in Frage.

  • Hier muss ich die Ukraine in Schutz nehmen. Die Übertragung war in jeder Hinsicht legitim. Dazu nachfolgend eingestellt einen interessanten Artikel (leider nur auf Russisch), wenn ich viel Zeit habe kann ich den mal für euch übersetzen:
    http://gazeta.zn.ua/internal/m…hi-kryma-v-1954-godu.html


    Ganz nebenbei, ich als Deutscher tue mich wirklich sehr schwer bestehende Grenzen in Frage zu stellen. Dazu hat mein Land zu sehr gelitten im letzten Krieg, auch in dem davor. Und ich würde allen russlandfreundlichen Mitgliedern dieses Forums gleiches dringendst empfehlen. Russland spielt mit dem Feuer, im wahrsten Sinne.


    Persönlich kann ich kaum die Ukrainer verstehen, welche so auf Russland abfahren. Vielleicht sollten die Bewohner der Krim mal nicht nur auf die Größe der Jeeps und der Geldbeutel der betuchten Russen schauen, welche im Urlaub auf die Krim kommen. Sondern mal bei Sudsha oder Belgorod über die Grenze fahren und die russische Pampa und das wirkliche Russland aus der Nähe betrachten: die werfen ja sogar die Wäsche zum Trocknen über den Gartenzaun weil denen das Geld für die Wäscheleine fehlt, bettelarm und die Dörfer noch schlimmer dran als auf der ukrainischen Seite. Aber was das Hässlichste ist: Beim Thema Meinungsfreiheit ist Russland meilenweit hinter der Ukraine zurück.

  • Irgendwo war hier im Forum auch der Freistaat Bayern - ein Thema ..


    bisher dachte ich die erste RU Hauptstadt war Kiev, ... und wenn schon ein stück Geschichte - dann war auf der Krim der Herrschaftssitz eines Hunnenfürsten -
    es ist wohl alles irgendwann Geschichte - auch dass es vor 100 Jahren keine SU gab .


    also gut ... wo gehört was dazu ?
    Liste ehemaliger Hauptstädte ....... sehr Überraschend
    http://de.wikipedia.org/wiki/L….C3.BCdost-_und_Osteuropa
    runterscrollen Südost- und Osteuropa


    Zum Vergleich - nur 2 Städte
    Sankt Petersburg (Petrograd) Russisches Reich 1712 Wechselte 1918 zu Moskau.
    Charkiw Ukraine (SSR) 1919 Wechselte 1934 zu Kiew.


    Dazu noch ein Überblick mit Karte, danach wären 2/3 der Ukraine Russischer Abstammung
    http://commons.wikimedia.org/w…h_of_Russia_1613-1914.png

  • Es geht nicht darum Grenzen in Frage zu stellen.


    Es geht um die Frage, warum eine überwiegende Mehrheit der Bewohner der Krim sich nicht als Ukrainer fühlen bzw sich nicht der Ukraine zugehörig fühlen..


    Meine Aussage war ja: "die Menschen die dort lebten hatte niemand gefragt ob sie zur Ukraine gehören wollen"


    So war es nun einmal- und so ist es immer noch.

  • Es geht um die Frage, warum eine überwiegende Mehrheit der Bewohner der Krim sich nicht als Ukrainer fühlen bzw sich nicht der Ukraine zugehörig fühlen..


    Na ja, nicht ganz. In dem Artikel geht es um hegemonistisches Verhalten der Russen. Und von denen wird die Krim gern immer wieder mal hervorgekramt, besonders immer dann, wenn jemand der Schwarzmeerflotte das Wasser abgraben will. Wenn's danach geht wer sich wo hingezogen fühlt, dann benennen wir doch einfach Charlottenburg in Charlottengrad um und machen eine autonome slavisch-sowjetische Berliner Republik draus. Da gibts nämlich ne ganze Menge Russen und Ukrainer. Im Grunewald machen wir eine Zählung der Birken, ja und wehe dem die sind in der Überzahl vor echten deutschen Eichen und den guten alten Linden - der wird da kurzerhand als Berliner Russentaiga Charlottengrad angegliedert. Neukölln wird Neukurdistan, ach ja und Tschetschenien unabhängig. Mein Gott, die Tschuktschen hätte ich fast vergessen, die hat nämlich auch keiner gefragt als Sibirien kolonialisiert wurde.

  • Persönlich kann ich kaum die Ukrainer verstehen, welche so auf Russland abfahren. Vielleicht sollten die Bewohner der Krim mal nicht nur auf die Größe der Jeeps und der Geldbeutel der betuchten Russen schauen, welche im Urlaub auf die Krim kommen. Sondern mal bei Sudsha oder Belgorod über die Grenze fahren und die russische Pampa und das wirkliche Russland aus der Nähe betrachten: die werfen ja sogar die Wäsche zum Trocknen über den Gartenzaun weil denen das Geld für die Wäscheleine fehlt, bettelarm und die Dörfer noch schlimmer dran als auf der ukrainischen Seite.


    Ich frage mich jetzt mal nur, warum so viele Ukrainer ins ach so arme Russland arbeiten fahren? Leisten die dort Entwicklungshilfe?


    Gruß Herr Mayer

    • Wir müssen einräumen, dass der Mensch mit allen seinen hohen Eigenschaften noch immer in seinem Körper den unauslöschlichen Stempel seines niederen Ursprungs trägt.
    • Charles Darwin
  • Ich frage mich jetzt mal nur, warum so viele Ukrainer ins ach so arme Russland arbeiten fahren? Leisten die dort Entwicklungshilfe?


    Ich kenne auch ne Menge Russen die in Kiew, Donezk oder Dnepropetrowsk ein gutes Auskommen finden. Auch alles Gastarbeiter?
    Wenn Ukrainer nach Moskau oder Piter zum Malochen fahren, dann machen die das genau aus dem gleichen Grund wie die meist armen Russen, die zu den beiden Städten pilgern. Mehr hat Russland auch kaum zu bieten an Luxus. Schon ab der dritten Kolzewaja geht die gute alte Sowjetunion wieder los, mit den Trams die wohl schon Berija bestaunt haben könnte...

  • Herr Mayer, sie fahren teilweise aus Gewohnheit dort hin, arbeiten dort als Saisonarbeiter in der Landwirtschaft oder auf den Baustellen einiger Privatleute, die Luxusdatscha aus der Portokasse. Verdienen dort aber nicht wirklich besser sondern sind eher mal ein paar Monate im Ausland, wo sie sprachlich und beim Verhalten nicht auffallen, zum Abtauchen wird die weite der RF auch gerne bei Männlein und Weiblein benutzt.
    Danke Oldtrotter

  • Für die Stationierung der Schwarzmeerflotte erhält die Ukraine einen Rabatt beim Erdgaspreis ... und ja, ich bin auch dafür endlich mal über die deutsche Wiedervereinigung richtig abzustimmen, eventuell wird die dann wieder rückgängig gemacht ... und ausserdem war Helmut Kohl gedopt, schon von daher war die ganze Sache ungültig :P

  • ...weil die extrem fähigen ukrainischen Politiker und Politikerinnen eben so supergut mit den Russen verhandelt haben :thumbup:

  • BernieDerBär, bitte lass die ollen Kamellen in Sachen Deutschland mal besser hier raus, erkläre lieber mal warum ein Ukrainer, der russisch spricht, weil das seine Muttersprache ist, ein Russe sein soll oder sein will. Die Einflussnahme auf die Ukrainer mittels der Sprache halte ich für eher unwahrscheinlich, die alten Seilschaften aus vergangenen glorreichen Zeiten der UdSSR sind wohl da eher eine Option, aber auch nur das!!!
    Danke Oldtrotter

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!