Politische Situation in der Auseinandersetzung Ukraine/Russland

  • Für die Russen ist es natürlich bis heute sehr schwierig die Milliardenhilfe, noch dazu vom späteren Klassenfeind, als strategisch wichtig anzuerkennen. Ein ähnliches Schicksal erlitt der deutsche Diplomat Dr. Richard Sorge, dessen Informationen für die sowjetische Seite aus Japan sogar kriegsentscheidend waren und der erst zwanzig Jahre nach Kriegsende von Moskau der Öffentlichkeit überhaupt präsentiert worden ist. Es gab sogar einen SS-Hauptsturmführer und Mitarbeiter der Gestapo Willi Lehmann, dessen prosowjetische Tätigkeit* die DDR Führung zu keiner Zeit anerkannte. Im Gegenzug sollten wir die heroischen Leistungen der sowjetischen Völker nicht runterspielen.


    * Spionage im Zweiten Weltkrieg - DER SPIEGEL

    Als Erleuchteter vergebe ich ausschließlich den Daumen nach oben

  • Gelesen und nichts neues gefunden, denn die Schaffung einer eigenen ukrainischen Nationalität oder sogar Sprache ist immer wieder von den Gegnern Russlands, zuletzt dem Geheimdienst der KuK Monarchie, danach der deutschen Heeresleitung im 1.Weltkrieg und vielen weiteren Mächten danach versucht worden. Da ich selbst ein Freund von kleinen, regionalen Strukturen bin und mir nichts sehnlicher wünsche, als eine Separation Mitteldeutschlands, kann ich die Ukrainer (böse angemerkt, der Kleinrussen) im Herzen voll und ganz verstehen. Sie waren lange von Russen, Österreichern, Polen und auch unseren Vorfahren eingenommen worden und wollen nun mal endlich ihr eigenes Ding leben! Vielleicht gehen sie eines Tages wieder mit den Großrussen zusammen, vielleicht, aber bis dahin sollten wir und auch Moskau ihnen Zeit geben.

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  • Ich stimme Dir voll und ganz zu. Was der KuK-Monarchie, der deutschen Heeresleitung und weiteren Mächten in der Geschichte nicht gelungen ist, hat Putin innerhalb kürzester Zeit geschafft: Viele (fast alle) in meinem ukrainischen Bekanntenkreis, die noch vor wenigen Jahren auf die Frage, ob sie sich als Russen oder Ukrainer fühlen, diese Frage mit dem Hinweis auf Brüdervölker und Schmelztiegel als irrelevant verworfen hätten, geben heute nach den Ereignissen der vergangenen Jahre - unabhängig davon, welche der beiden Sprachen sie sprechen - ein eindeutiges Votum zum ukrainischen Selbstverständnis ab. Einen größeren Gefallen hätte Putin dem ukrainischen Nationalbewußtsein gar nicht erweisen können.
    Meine Prognose (und diese ohne irgendeine Wertung): Das mit den "Klein-" und Großrussen zusammen wird nüscht mehr.

  • Naja, es gibt viele Sichtweisen auf diese Problematik.
    Das ist eine davon. Eine sehr verbreitete in Russland. Aber auch in der Ukraine.
    Ein Zeichen für Unbildung ist das sicher nicht. (Ein Zeichen für die Unbildung der FAZ-Aktivisten vielleicht)
    Ich würd es eher als Warnung begreifen.
    Man kann das Problem auch noch aus ganz anderen Positionen Diskutieren und auch noch über Diskussionen hinausgehen.
    So langsam hat man es mit diesen Natoprovokationen wohl satt.
    Wenn man damit weiter machen will, z.b. in der BRD, dann muss man jetzt aufrüsten und die Kriegsfähigkeit erheblich steigern. Und zwar drastisch.
    Ansonsten könnte es was auf die Mütze geben.

  • Springender Punkt ist, daß die Gegner Russlands das große Reich aufteilen wollen und seit 2014 ihre Hände an der russischen Gurgel haben. Der Bär musste hier reagieren. Eine Abgrenzung heißt zudem nicht, daß man keine freundschaftliche Bande haben kann. Seit meiner Jugend und bis heute ist mir Österreich ein sehr naher, freundlicher und immer angenehmer Nachbar. Eine gemeinsame Staatlichkeit aber nicht entscheidend. Die deutsch-österreichische Grenze verlief bis 1918 übrigens unweit vom sächsischen Zittau über den Pass bei Oybin.

  • Mir erschließt sich Dein Vergleich nicht so ganz, @Graftschik. Sollte Österreich einen Teil Sachsens annektieren, um "seine Leute" (fabulieren wir mal: alle, die "viertel vier" statt "viertel nach drei" sagen) zu schützen, würde Dein Urteil über Österreich vermutlich anders ausfallen.
    Entscheidender Unterschied im (relativ guten) Verhältnis beider Staaten dürfte sein, dass es seit 1866 keine größere militärische Auseinandersetzung mehr gab (vom Einmarsch 1938, bei dem die einheimische Bevölkerung in Ermangelung von weißen Bettllaken Hakenkreuzfahnen aus dem Fenster gehängt hat, einmal abgesehen).

  • Nein, denn das heutige Österreich ist kulturell genauso verkommen wie die Bundesrepublik und keine Alternative. Der nicht städtische Österreicher aber im Schnitt wie wir, siedelt mittlerweile ebenso gern in Galizien oder noch weiter hinter Brody und Tarnopol. Nach über dreißig Jahren "Erfahrung" in der BRD verzichte gern auf viele materielle Dinge, welche der Westen zweifelsohne zu bieten hat. Wenn ich mich jedoch entscheiden müsste, würde ich ein einfaches, aber weitaus freieres Leben in der Ukraine immer vorziehen.

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  • Mir erschließt sich Dein Vergleich nicht so ganz, @Graftschik. Sollte Österreich einen Teil Sachsens annektieren, um "seine Leute" (fabulieren wir mal: alle, die "viertel vier" statt "viertel nach drei" sagen) zu schützen, würde Dein Urteil über Österreich vermutlich anders ausfallen.
    Entscheidender Unterschied im (relativ guten) Verhältnis beider Staaten dürfte sein, dass es seit 1866 keine größere militärische Auseinandersetzung mehr gab (vom Einmarsch 1938, bei dem die einheimische Bevölkerung in Ermangelung von weißen Bettllaken Hakenkreuzfahnen aus dem Fenster gehängt hat, einmal abgesehen).


    Eben....ich sehe hier mehr die gemeinsame Sprache und Geschichte, Traditionen und Kultur als prägend an, - gleiches sehe ich im Verhältnis UA/RF....Es gibt schlicht mehr verbundene als Trennendes und schlicht kein Motiv und Notwendigkeit gegeneinander (zum Nachteil beider) zu agieren....wären da nicht übergeordnete Strukturen und Zwänge (Erpressung)...ob man nun lokalpatriotisch und regional -auch national- unabhängig unterwegs ist, geschenkt und gegönnt.


    Warum nur schafft es DE/€U nicht für den Austausch und Kontakt der Bevölkerungen zu arbeiten ?! - siehe seit 70 Jahren (meinetwegen 30 Jahre) verwehrte Visafreiheit zw. DE-RF ?!
    ...ist doch augenfällig warum dies nicht geschieht !
    Wer und warum hat noch gleich den Kontakt zw. RF und UA Bewohnern erschwert/unterbrochen ?
    Den gesamten Propaganda Mist (Aufhetzung, etc) kann man doch nur durchziehen, wenn es keine realen Kontakte gibt.

    "wer mich beleidigt, bestimme ich" K.Kinski

    Einmal editiert, zuletzt von egonolsen ()

  • So leid es mir tut, aber Putin hat einfach recht. Die Ukraine ist kein souveräner Staat. Sie kriegen ohne ausländische Hilfe nichts auf die Reihe und die Nazibanden haben sich etabliert. Wenn man ehrlich wäre, sind Ukrainer einfach Russen von der Art und Aussehen sowieso. Alles andere sind Armenier, Türken und Rumänen. Das will nur keiner wahrhaben.

  • Wenn man offenen Auges durch die Ukraine geht, kommt man auf keinen anderen Nenner. Zum Beispiel wird immer behauptet, dass nur 13% der Bevölkerung russisch spricht. Warum sprechen dann fast alle Kinder und fast alle Erwachsenen ab Vinnitzja bis Donezk ständig russisch miteinander, obwohl sie das seit 10 Jahren nicht mehr in der Schule lernen? Ich kenne vielleicht 3 oder 4 Leute, die rein ukrainisch Sprechen von mindestens 50 oder 60 Bekannten. Das ist doch nicht normal, wenn man in einem selbständigen Land aufwächst, das angeblich seit 30 Jahren unabhängig ist.

  • Wenn man offenen Auges durch die Ukraine geht, kommt man auf keinen anderen Nenner. Zum Beispiel wird immer behauptet, dass nur 13% der Bevölkerung russisch spricht. Warum sprechen dann fast alle Kinder und fast alle Erwachsenen ab Vinnitzja bis Donezk ständig russisch miteinander, obwohl sie das seit 10 Jahren nicht mehr in der Schule lernen? Ich kenne vielleicht 3 oder 4 Leute, die rein ukrainisch Sprechen von mindestens 50 oder 60 Bekannten. Das ist doch nicht normal, wenn man in einem selbständigen Land aufwächst, das angeblich seit 30 Jahren unabhängig ist.


    Absolut richtig. Aber nach meiner Erfahrung hat in der Ukraine - abgesehen von einigen Regionen - die Muttersprache (nennen wir es ruhig so) nur begrenzt etwas mit dem nationalen Selbstverständnis zu tun. Das ist ja auch kein Widerspruch. Denn sonst wäre zum Beispiel die Schweiz längst auseinandergebrochen.
    Ich wünschte, in der Ukraine würden dauerhaft beide Sprachen nebeneinander existieren können. Allerdings bin ich inzwischen der Überzeugung, dass der Gebrauch der russischen Sprache (leider) im Verlauf der nächsten 1-2 Generationen zunehmend an Bedeutung verlieren wird. Wir sehen das im Familien- und Bekanntenkreis, dass mehr und mehr (auch bei Russisch-Muttersprachlern) Ukrainisch (oder was man dafür hält) gepflegt wird. In Georgien kommt man jetzt schon - wenn man auf jüngere Leute trifft - besser mit Englisch als mit Russisch klar. Wir werden daher beizeiten darauf achten, dass unser Sohn neben seiner Muttersprache Russisch auch Ukrainisch lernt, damit er in Zukunft in seinem Mutterland kein Fremder sein wird.

  • Meine Freundin spricht und schreibt Surtschik.


    Wenn sie "reinrassig" schreiben muss, dann schreibt sie Russisch. Weil es ihr leichter fällt, und manche Worte in Ukrainisch nicht kennt.
    Es ist oft das ihr das Ukrainische Wort erst einfällt wenn ich das Polnische Wort gesagt habe. Oder das sie überlegen muss um das Ukrainische Wort zu finden.


    Aber trotz allem würde sie niemals der Ukraine etwas absprechen, oder sich als Russin bezeichnen oder so fühlen. Sie sieht Russen und Ukrainer als Slawen die Freundschaftlich verbunden sein sollte


    Gleichzeitig hat sie keine gute Meinung vom Ukrainischem Staat und der Regierung und dem System.


    Ich glaube ganz so leicht kann man da trotz Gemeinsamkeiten und überschneidungen keinen Strich darunter ziehen.


    Und diese Historische Prägung mit dem Westen Richtung Österreich und Polen, und der Osten Richtung Russland ist ja auch vorhanden. Und ehrlich gesagt gefällt es mir in der Westukraine wesentlich besser als bei ihr in der Zentralukraine.


    Und von mir Gefühlt entwickelt sich der Westen wesentlich schneller als der Östlichere Teil.

  • In Lemberg wie wohl kaum anders zu erwarten unterhalten sich die meisten unserer Verwandten und Freunde ukrainisch. Meine Gute hatte noch ein Kind der späten CCCP sogar die Wahl auf eine Schule zu gehen, in der rein ukrainisch unterrichtet wurde. Aber heute ist sie im Deutschen sicherer, als in der Staatssprache. Sie träumt, denkt und zählt jedoch auf russisch.

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  • @Klempner, was bedeutet "entwickelt sich wesentlich schneller "? Ist ja klar, die haben doch ständig schiss, dass Putin sich die zentralen Oblaste holt und deshalb will man nicht investieren...aber wenn man sich Dnipro anschaut, kann man von Zurückhaltung nicht sprechen.

  • Das Problem sehe ich bei meinen Stiefkindern.
    Keiner von ihnen spricht normal ukrainisch oder russisch.
    In Deutschland kenne ich das so ähnlich auch, wie Russlanddeutsche unter sich reden, Hälfte russisch, Hälfte deutsch. Zumindest werden die deutschen und russischen Wörter richtig ausgesprochen.
    Aber was hier gesprochen wird, hat oft nichts mit russisch oder ukrainisch zu tun. Surzhik klingt schön, aber von was wir hier reden, hat nichts mit surzhik zu tun. Surzhik wird nur von denn Minderheiten in der West Ukraine gesprochen. Also die ungarischen Minderheiten usw.
    Was aber von Odessa bis Chernigov und Sumy, von Vinniza bis Donekz gesprochen wird, ist einfach, falsch erlernte Sprache.
    Auf meine Stieftochter habe ich keinen Einfluss, weil wohnt nicht mit uns. Aber mit meinem Stiefsohn (11) rede ich immer nur russisch. Das er wenigstens russisch zu 70% richtig spricht.


    Arme Kinder.

  • Nein, denn das heutige Österreich ist kulturell genauso verkommen wie die Bundesrepublik und keine Alternative. Der nicht städtische Österreicher aber im Schnitt wie wir, siedelt mittlerweile ebenso gern in Galizien oder noch weiter hinter Brody und Tarnopol. Nach über dreißig Jahren "Erfahrung" in der BRD verzichte gern auf viele materielle Dinge, welche der Westen zweifelsohne zu bieten hat. Wenn ich mich jedoch entscheiden müsste, würde ich ein einfaches, aber weitaus freieres Leben in der Ukraine immer vorziehen.


    Vor 32 Jahren bist du aber sicher noch auf die Straße gelaufen udn hast gerufen Wir sind das Volk, oder? :whistling:


    Der Begriff "Freiheit" wir aus meiner Sicht immer inflationärer... die meisten, die auf ihrer persönlichen Freiheit bestehen, rufen beim kleinsten Problem laut nach staatlicher Hilfe... und den wenigsten ist klar, dass es auch die Freiheit sein kann... unter der Brücke zu schlafen....

  • Ich kannte Westdeutschland und Westberlin schon vor dem Anschluss und hatte mich bewusst entschieden da nicht bleiben zu wollen. Die Masse die 1989 gebläkt hat, hatte leider keine Möglichkeit sich die Welt anzuschauen und ist somit für Bananen und Reisefreiheit ins kalte Wasser gesprungen.

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