Ab 2016 ohne Visum in die EU

    Meine +1 ist am 27.06.2017 in Memmingen mit dem Flugzeug eingereist. Es war die erste Einreise in die EU. Am Flughafen wurden nur drei Fragen gestellt:


    1. SPRECHEN SIE DEUTSCH...? (No)
    2. ARE YOU A TOURIST...? (Yes)
    3. HOW LONG DO YOU WANT TO STAY...? (One Week)


    Das war es dann. Danach gab es direkt einen Stempel in den Bio-Pass. Keine Frage nach den Finanzen, keine Frage nach dem Rückflugticket, keine Frage nach einer gebuchten Übernachtung oder einer Adresse in Deutschland. Ich habe in der Schlange zwar dahinter gestanden, aber wir waren nicht zusammen am Schalter.


    Der Rückflug ging übrigens von Dortmund mit separat gebuchtem Flug. So das im System in Memmingen wohl auch kein Rückflug vermerkt sein konnte (wenn es solche Dinge überhaupt gibt). Die Einreise nach Deutschland ist scheinbar ziemlich einfach geworden. Wladimir kann also ohne Bedenken kommen... ;)

    Bin genau 2 Tage später ebenfalls von Kiew nach Memmingen geflogen. Dabei war mir auch aufgefallen, dass kein Ukrainer gegenüber den brd-Grenzern seine Geldbörse zücken musste, oder die Kreditkarte überprüft wurde. Manche Ukrainer haben da noch irgendeinen aufgefalteten Wisch präsentiert, möglicherweise eine VE oder ein formloses ES, eine sehr schlanke junge Ukrainerin, die im Flugzeug neben mir gesessen hatte präsentierte auch schon ihre nach online-checkin selbst ausgedruckte Bordkarte für den Rückflug. Andere junge ukrainische Nationalisten aber haben den brd-Grenzern einfach stolz ihren nagelneuen biometrischen Pass hingeknallt und gut wars.

    Eine Dame spricht mit mir seit einiger Zeit nur noch ukrainisch, obwohl wir uns vorher praechtig auf russisch verstanden haben und sie weiss, das ich nur stueckweise ukrainisch verstehe.
    Letztes Jahr hatte sie ein zweifarbiges T-Shirt an mit zwei Worten drauf, als Ljaschko hier auftrat.


    Sie ist auch jung und schlank ...........


    Als was sollte ich sie bezeichnen ?

    Ukraine blutet aus / Millionen Menschen suchen Arbeit im Ausland. Vor allem in Polen sind sie als billige Malocher willkommen (junge Welt)

    Zitat

    ...Dieser Aderlass droht nun auch unserem Land. Fast jeder zweite Ukrainer unter 30 Jahren will sich einen Job im Ausland suchen. Dem Jubel am 11. Juni wird bald der Katzenjammer folgen, weil das Land weiter ausblutet. Auch wenn die Visumfreiheit keine Arbeits- oder Ausbildungserlaubnis darstellt und durch nationale Gesetzgebung auf 90 Tage (pro Halbjahr) begrenzt ist, so wird es genügend illegale Möglichkeiten geben, diese Regeln zu umgehen.


    Interview:
    »Was meinen Sie, warum Menschen wegwollen?« / Für die meisten Ukrainer hat die Visumfreiheit keine echten Folgen. Gespräch mit Wladimir W. Sergijenko (junge Welt)

    "wer mich beleidigt, bestimme ich" K.Kinski

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    Tja, das war ja mal wieder im Vornherein abzusehen. Leider wollten das viele Leute einfach nicht wahr haben.

    Aus dem ersten Link von @egonolsen zitiert:


    Zitat

    Die Ukrainer erhalten Hungerlöhne, man spricht von rund 2.000 Zloty – etwa 470 Euro – für eine Woche Arbeit, was in der Regel zwischen 50 und 60 Stunden harte Maloche bedeutet. Damit sichern die Männer und Frauen die Existenz ihrer Familien, denn ihre Heimat bietet ihnen weder Arbeit noch Auskommen.


    Die Rede scheint wohl von einem Monat zu sein und nicht von einer Woche, oder was meint ihr dazu?

    Das ist ein Monatslohn.
    Wird auch so hier teilweise kommuniziert von denen, die jemand dort am Arbeiten haben.


    Oder glaubt irgend jemand ernsthaft, das die Ukrainer dort 2000 Euro verdienen ??

    Ja, das was sie in UA in einem Monat verdienen würden verdienen sie halt in polen in einer 50-60h-Woche. Deshalb ist die Grenze ja jetzt so voll.

    Das mit den 2.000 Euro in Polen muss aber wohl irgendwo in der Ukraine in den Medien gelaufen sein. Der Sohn der Schwester meiner Freundin ist 17 und wird im nächsten Jahr volljährig. Vor zwei Tagen sagte er: "In einem Jahr will ich in Polen leben und dort 2.000 Euro im Monat verdienen". Er hat das bestimmt so im TV aufgeschnappt.


    Das die Leute dort wirklich mit einem normalen Job und ohne großartige Ausbildung derartige Summen verdienen ist aber eher in Mythos. Die Realität sieht anders aus. Die Zeitungen sind auch voll von Jobangeboten in Europa. Nur spricht man da von deutlich geringeren Löhnen. Irgendwo 500-600 Euro habe ich da im Kopf (z.B. Litauen, Matratzenfabrik aus Deutschland).

    Bei zitierter 60h-Woche sollten auch in polen 470€ pro Woche drin sein. Sind doch nur erbärmliche 7,90€ Stundenlohn.

    Zitat von Opelfan

    Bei zitierter 60h-Woche sollten auch in polen 470€ pro Woche drin sein. Sind doch nur erbärmliche 7,90€ Stundenlohn.


    Wenn Du einen Betrieb mit 1000 Mitarbeitern hättest...
    würdest Du denen 7,90€ bezahlen, wenn sie auch für 4 € arbeiten würden? Das wäre für dich eine Differenz von 3.900€/Stunde.

    Zitat von Opelfan

    Bei zitierter 60h-Woche sollten auch in polen 470€ pro Woche drin sein. Sind doch nur erbärmliche 7,90€ Stundenlohn.


    Die Arbeiter werden dann noch in werkseigenen Unterkünften einquartiert und in der Kantine mit Essen versorgt. Was man auf der anderen Seite natürlich wieder in Rechnung stellt und vom Lohn abzieht. So das sich die 2.000 Zloty wohl im Handumdrehen mindestens halbieren.


    Aber bei einem Blick auf den in Polen gültigen Mindestlohn von gerade einmal 2,55 Euro pro Stunde (Quelle: Wo wird Mindestlohn in Europa gezahlt? - Arbeitsrecht 2017) wird das mit den 2.000 Zloty wohl sowieso als Irrtum entzaubert. 2.000 Zloty geteilt durch den Mindestlohn ergeben knappe 186 Stunden. Also etwa 46,5 Stünden pro Woche (sofern die 2.000 wirklich für den Monat gedacht sind). Für einfache Arbeiten wird wohl kaum mehr als diese Summe drin sein. Sind ja nicht alles IT-Spezialisten und Ärzte.

    Zitat von RumboReload

    denen 7,90€ bezahlen, wenn sie auch für 4 € arbeiten würden?


    Und genau da liegt der Hase im Pfeffer! Nach unten ist meist keine Grenze-es werden auch Ukrainer auf deutschen Baustellen für 3€ die Stunde arbeiten! Das sind bei einem 10 Stundentag und 7-Tage Woche immer noch 840€ im Monat und damit knapp das doppelte vom Arbeitslohn in Polen!


    Gruß


    Martini

    Ich glaube bei vielen hier im forum-ukraine liegt ein eher unrealistisches Weltbild zugrunde. Opelfan, welcher nun seit 7 Jahren regelmäßig in die Ukraine fährt, oft hart am 90/180 Tage-Limit sieht das eher folgendermaßen:


    In der Ukraine ist zwar der Staat arm, weil er aus den ukrainischen Menschen eher wenig Steuern herauspresst, diese Menschen sind deshalb aber nicht arm, und in der brd ist es halt genau umgekehrt.


    Wobei natürlich bemerkt werden muss, dass es hier postmajdanal erhebliche Verschlechterungen gibt.

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