Privet,
mich wuerde interessieren, ob es hier im Forum jemanden gibt, der aktiv und erfolgreich ein Business in der Ukraine betreibt oder
eventuell auch "mit" der Ukraine. Das Thema Sofwareentwicklung und was dazugehoert interessiert mich nicht so sehr. Ich kann mir schon
vorstellen, dass es hier die eine oder andere Moeglichkeit gibt.
Hintergrund der Frage ist der, dass ich seit Mai hier in UA taetig bin. Mein Job ist Beratung. Ist aber eigentlich nicht wichtig.
Es geht mehr um Erfahrungen. Je laenger ich hier in UA bin, je mehr Erfahrungen ich hier sammle, desto weniger kann ich mir vorstellen,
dass es moeglich ist hier auf serioesem Wege Geld zu verdienen.
Jetzt ist z.B. folgendes passiert:
Eine deutsche Firma mit Sitz bei HH hat einem ukrainischen Unternehmen eine Probebestellung (nur 10 Tonnen) fuer ein Metallprodukte erteilt.
Warenwert ca. 12.000,- EUR.
Preise waren ok. Qualitaet der Muster dto. Preisstellung FCA (also auf den Truck verladen). Bestelldatum war Ende August, Fertigstellung sollte bis zum
15.9. erfolgen. Der deutsche Kunde war dann daemlich genug 100% Vorauszahlung gegen Rechnung zu akzeptieren.
Bis zum 15.9. war rein gar nichts passiert. Die ueblichen ukrainischen "Erklaerungen" gab es aber selbstverstaendlich. Bis Anfang erste Oktoberwoche
sollte alles fertig sein. Naja.... Anfang Oktober lag dann immerhin schon einmal der Stahl zur Verarbeitung bereit. Ich habe diesmal darauf verzichtet mir
deren Sprueche, wieso, warum und weshalb es nicht moeglich war zu produzieren, anzuhoeren. Ist eh immer das gleiche hier.
Ich denke immer, wenn die hier nur halb soviel quatschen wuerden und nicht soviel Zeit damit verbringen wuerden nach Gruenden zu suchen, warum etwas NICHT
moeglich ist, dann koennte man hier vielleicht sogar was reissen.
Nun gut! Ich habe denen gesagt, wenn ihr nicht bis zum 14.10. fertig seid, gibt es den naechsten Step. Deutsche Botschaft in Kiev, ukrainische Botschaft in Berlin,
Strafanzeige, alle Wellen.
Am 16.10. wurde schliesslich verladen. Der Truck sollte gem. Vereinbarung am 21.10. in HH eintreffen.
Der Kunde erledigte allen notwendigen Papierkram inkl. ATA-Nr. zur Verzollung in FF/Oder.
Der 21.10. kam - der Truck nicht.
Nachfrage beim Zoll ergab, dass die Verzollung am 22.10. durchgefuehrt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war der LKW also ca. 400 km von HH entfernt.
Der Transport wurde (auch total bescheuert) vom Kunden vorab bezahlt. 750,- EUR.
Rueckfragen an den Spediteur wurden von diesem nicht beantwortet. Zumindest nicht wie man es unter Geschaeftspartnern erwartet. Ausser Wutanfaellen ueber da Telefon
haben wir nicht wesentliches erfahren.
Der Truck sei unterwegs und wir sollten nicht nochmal anrufen, nicht nochmal stoeren.
Ein weiteres Telefonat endetete damit, dass das anrufende Maedchen echt uebelst beschimpft wurde UND im uebrigen erst abgeladen werde, wenn der (nicht)vereinbarte
Transportpreis i.H.v. 3750,- EUR (man hoere, staune und lache) komplett bezahlt waere. Sobald der deutsche Kunde die Differenz von 3000,- ueberweisst faehrt der truck vor)))
Das war am 23.10.
Der Lieferant ist in "Deckung" gegangen. Einzige Aussage war - "was koennen wir denn machen? Gar nichts". Pussies!
Immerhin hat man uns gesagt, dass der Truck sich angeblich 10 Kilometer vom Abladeort entfernt befindet.
Am 24.10. habe ich dann dem Lieferanten und dem Spediteur per Mail in fast allen Sprachen dieser Welt mitgeteilt, dass die Polizei eingeschaltet wird, wenn der
Truck nicht bis 12.00 Uhr beim Kunden auf dem Hof steht.
Gleichzeitig habe ich sofort die Polizei eingeschaltet. PK 44 in HH-Wilhelmsburg (o-Ton des Beamten: "Keine Sorge, wir wissem wie wir mit Russen kommunizieren muessen").
Der Truck wurde an diesem Tag trotzdem nicht gefunden.
Wir haben uns dann mit dem "Transportunternehmer" auf 2500,- EUR geeinigt, die wir dem Fahrer in cash, nach Entladung, geben wuerden. Der Kerl war einverstanden.
Abladung gestern um 8.00 am Morgen. Natuerlich war kein LKW da. Stattdessen ein Anruf der Spedition, dass dem Fahrer das Geld VOR Abladung auszuhaendigen sei.
Auch das kein Problem. Wir sagten zu. Die Polizei bat um Nachricht falls der LKW eintreffen sollte. Sie kaemen dann sofort.
Der Truck kam, die Polizei auch.
Es gab noch ein wenig hin und her, in dessen Verlauf sich ein russischer Anwalt aus Duesseldorf meldete und versuchte Pfandrecht geltend zu machen. Zu diesem Zweck
praesentierte er einen gefakten Transportvertrag, in dem die Rede von 3750,/ EUR fuer den Transport war. Auch versuchte tatsaechlich der ukrainische
Konsul in HH sein Glueck.
Der LKW wurde trotzdem entladen. Bei der Gelegenheit hat die Polizei festgestellt, dass 4 Reifen zu erneuern sind, 2 Scheinwerfer nicht funktionieren und die
Zugmaschine Oel verliert. Die Maengel muessen erst behoben werden. Vorher faehrt der LKW nicht weiter.
Ich habe mich in den letzten Wochen oft gefragt, wer hier sich hier traut in UA Business zu machen und sogar zu investieren.
Und ich habe so bei mir gedacht, man ist entweder ueberdurchschnittlich tough oder unterdurchschnittlich intelligent, wenn man sich hier in UA engagiert.
Es ist mein Job Verbindungen herzustellen. Aber meine Erfahrungen in 5 Monaten hier sagen mir, dass ich niemandem mit guten Gewissen ein Engagement in
UA empfehlen kann. Ich kann nach 5 Monaten noch nicht einmal sagen was die wirklich koennen hier in UA. Worin ist man hier gut? Keine Ahnung!
Mir bleibt UA, wenn ich hier demnaechst wieder abhaue als Land in Erinnerung, in dem es ein paar schoene Frauen und langweiliges Essen gibt.
sorry, dass ist jetzt vielleicht ein wenig ueberspitzt ausgedrueckt aber gibt die Tendenz wieder.
Es finden sich kaum kompetente Geschaeftspartner. Leute die wissen, wie Business geht. Leute die wissen, was serioeses Arbeiten ist.
Innovativ sein bedeutet hier Ausreden zu finden, wieso und warum etwas nicht funktioniert.
Qualitaet und Service - meistens Fehlanzeige.
Kunden und Interessenten sind nur laestige Bittsteller.
Wenig Leute, die wirklich was schaffen wollen. Fast niemand der bereit ist sich den Arsch aufzureissen.
Niemand, der Verantwortlich sein will. Vor Verantwortung hat man hier Angst wir vor der Pest.
Chef's, die nie zu erreichen sind. Wenn es Probleme gibt schon mal gar nicht. Immer nur die "Manager", die dann auch spaeter "in die Fresse kriegen", falls es Probleme gibt.
Und zwar vom selben Boss der vorher immer auf "Tauchstation" war.
Aber als das absolut negativeste Merkmal ist mir die Beratungsresitenz aufgefallen. Ein ukrainischer "Businessmen" weiss grundsaetzlich alles.
Dem kann man nichts erzaehlen. Und an Erfahrungen ist er nicht interessiert.
Man spricht zu Beginn einer Verhandlung - im ersten Satz - ueber Qualitaetsstandards, die "Experten" antworten mit der Frage "wie und wann bezahlt wird".))))
Da lachen doch die Huehner!!))
Ich sage im Brustton der Ueberzeugung, dass ich in 5 Monaten hier nur "Businessmen" getroffen habe, die null Ahnung vom Business haben.
Auch wenn sie im Cayenne vorfahren.
Die machen ihre Geschaefte nur auf ukrainische Art. Jemand kennt jemanden, der jemanden kennt. Alle verdienen ein bisschen und sind gluecklich.
Oder aber ueber das 2. ukrainische Geschaeftsmodell, was Beschiss lautet. Niemand vertraut niemandem hier. Warum ist das wohl so?
Das mag auf dem Binnenmarkt funktionieren. International laeuft es so eben nicht. Aber selbst die Mindeststandards sind hier unbekannt.
Irgendwann habe ich hier mal in einem Thread gelesen, dass ukrainische Geschaeftsleute sehr wohl mit dem Westen geschaefte machen wollen.
Aber auf "Augenhoehe" hiess es da. Nach 5 Monaten hier kann ich niemandem empfehlen mit den hiesigen "Spezialisten" auf Augenhoehe zu arbeiten.
Das fuehrt zwangslaeufig zur Pleite. Der Standard ist dafuer naemlich nicht gegeben. Allerdings einen Ukrainer zu finden, dem man die Richtung vorgeben kann
duerfte auch schwierig werden.
Ich habe keine Ahnung!
Zurueck zu meiner Ausgangsfrage.
Was kann man hier machen?
Worin sind die gut hier in UA?
Und
ist hier jemand aus dem Forum erfolgreich in UA taetig??
Schoenen Abend aus Krivoj