Wie unterscheiden sich Ukrainer und Russen?

  • Gibt es überhaupt gravierende Unterschiede zwischen Ukrainern und Russen, was Mentalität, Verhalten, Temperament usw. angeht? In der Ukraine leben ja sehr viele ehemalige russische Staatsbürger bzw. Ukrainer mit russischen Vorfahren. Mir sind bisher keine großartigen Unterschiede aufgefallen, allerdings bin ich kein wirklicher "Kenner", sondern stehe erst am Anfang.


    Mich (und bestimmt auch andere) interessieren hier mal die Erfahrungen/Meinungen der Insider.


    Gruß
    Jörg

  • Hi,


    das können wohl am besten Russen und Ukrainer beantworten.


    Ich stelle mir es aber so ähnlich vor wie Deutsche und Österreicher (Heiliges röm. Reich deutsch. Nation, "Waffenbrüderschaft" 1914-1918 nach Mord am öster. Prinzen, Anschluß der Ostmark usw.), vieleicht auch Sachsen und Berliner, oder Bayern und Preußen u.ä.


    Ansonsten ist der Westen der UA ukrainisch, der Osten russisch. Dann gab es noch den Kiewer Rus. Usw. usf.


    Es werden da wohl die Gefühle, 70a UdSSR sowie die historischen Sichtweisen und Erziehungen eine groß Rolle spielen.


    Im Westen der UA wollten nicht alle Russisch sprechen, lieber Englisch. Ab Kiew ostwärts sprachen alle russisch.



    Im Baltikum war es sprachlich ähnlich. Aber da sind die historischen Befindlichkeiten völlig anders.



    Gruß


    Rocky

  • Ich bin sicher nicht berufen diese Frage zu beantworten. Ich weiß nicht, ob das überhaupt möglich ist. Russland ist ein riesiges Land. Es würde mich sehr wundern, wenn man da eine einheitliche Mentalität, Verhalten, Temperament, etc. zuordnen könnte. Ich denke nicht, dass der Ukrainer 50km vor der Grenze sich signifikant von dem Russen 50km hinter der Grenze unterscheidet, zumal die Grenze erst seit ca. 20 Jahren existiert. Da werden die Unterschiede zu jemanden, der in Grenznähe zu China aufgewachsen ist, schon viel größer sein. Aber leider hatte ich noch nie Kontakt zu Russen, aus den Tiefen des Reiches. Eine Lehrerin hatte mir einmal die Anekdote vom Cousin einer Freundin erzählt, der zu Zeiten der Sowjetunion zu Besuch in der Ukraine war. Ihm muss man klar machen, dass es keine Einwilligung zur Heirat sei, wenn ihn eine Ukrainerin anlächle. Dieser Cousin war sicher von weit her angereist.


    Gruß
    Siggi

  • Hier mal eine - zugegeben sehr provokante - Antwort von mir auf diese Frage:




    Der (gemeine) Russe ist sehr stolz auf sein Land und seinen (Minister-) Präsidenten. Er wird Putin auch wieder zurück an die Macht wählen - denn er will eine "starke Führer-Persönlichkeit" *hüstel*. Er will mit aller Macht bei Olympia gewinnen und sich mit dem "direkten Konkurrenten", den U.S.A., messen...




    Der (gemeine) Ukrainer hat oftmals den Stolz auf sein Land und speziell seine politische Führung verloren! Die Politiker und die wirtschaftliche Situation im Land "kotzt ihn an"... aber er versucht es nicht zu ändern (aus Angst, dass er - nicht nur im übertragenen Sinne - dann "in die Schusslinie" kommt), sondern gibt sich apathisch und mit Alkohol "dem (vermeintlichen) Schicksal" hin...


    Dabei hat er allen Grund, stolz zu sein, war Kiev / die Ukraine doch (Kiever Rus) früher mal - im ersten Jahrtausend nach Christus - die vorherrschende Macht. Erst viel später ist das Machtzentrum nach St. Petersburg und danach dann nach Moskau verschoben worden... :D




    Wie gesagt: sehr provokant gesagt... aber mit einem Fünkchen / Kern "pravda". *lach*


    Gruss,


    ChristophVIE

  • Russen.. Russe ist auch nicht gleich Russe. Ich sehe es an den Russen im Baltikum. In Riga wird mehr russisch als lettisch gesprochen, aber die hier lebenden Russen "sind schon irgendwie anders" als die Russen zum Beispiel in Kaliningrad.


    Echte Ukrainer scheinen mir ein etwas hitzigeres Temperament zu haben, vor allem, wenn es um Sport und ... um Frauen geht.

  • Ich habe auf meine Reisen durch Rußland und Ukraine viele russische Nationalitäten kennen gelernt, für mich waren es alles Russen ohne jegliche Unterschiede. Ihre Mentalitäten war bei allen immer die Gleichen,freundlich, hilfsbereit, entgegenkommend und höflich. Ich sage immer, die russische Seele gibt es nur einmal und ist nicht vergleichbar mit mit Westeuropa. Ich muß auch sagen, das ich nach dem Krieg in Frankfurt/Oder und Fürstenwalde mit den Russen groß geworden bin. Sie haben uns das Schwimmen und das Fußball spielen beigebracht und es gab immer an der Heeresbäckerei Chleb was nach dem Krieg auch wichtig war, wobei bei ihnen der Brotkorb auch ziemlich hoch hing.


    Gruß manpank

  • Der (gemeine) Russe ist sehr stolz auf sein Land und seinen (Minister-) Präsidenten. Er wird Putin auch wieder zurück an die Macht wählen - denn er will eine "starke Führer-Persönlichkeit" *hüstel*. Er will mit aller Macht bei Olympia gewinnen und sich mit dem "direkten Konkurrenten", den U.S.A., messen...


    Der (gemeine) Ukrainer hat oftmals den Stolz auf sein Land und speziell seine politische Führung verloren! Die Politiker und die wirtschaftliche Situation im Land "kotzt ihn an"... aber er versucht es nicht zu ändern (aus Angst, dass er - nicht nur im übertragenen Sinne - dann "in die Schusslinie" kommt)


    “Was für einen Russen gut ist, ist für Ukrainer – Tod.”


    Die zwei Völker obwohl sie verwand sind, sind sehr unterschiedlich, genau, wie deren Geschichte. Und da fängst schon an.


    Russland ist ein imperialisches Land, die im laufe der Jahrhundert andere Völker kolonisierte und schließlich sie assimilierte. Sie vererbten durch Goldene Orde die Territorien um Wolga, hinter der Ural und bis zu tatarischen Völker.


    Die Ukrainer hatten ganz anderen Weg gewählt – der Weg von Entstehung Nationalstadt. Eroberungen, oder Grenze zu erweitern spielte nie eine Rolle, sondern eigene zu erhalten. Im laufe der Jahrhundert müssten sie sich verteidigen und waren damit beschäftig sich als Nation zu erhalten. Hier waren ständig Ausländer: Nordeuropäische Völker, Baltische, Polen, Russen, Mongolen, Türker, Österreicher...


    Entsprechend ist auch Denkweise unterschiedlich. Russen denken imperialisch, Ukrainer – national. Das sind schon zwei Welten.


    Für Russen ist Moskau die Hauptstadt der Welt, Russisch (векикий и могучий groß und mächtig), und alles fängt im Kreml an...


    Entsprechend können Russen ihre Regierung kritisieren aber ihr nichts vorschreiben, denn Zar hat eine besondere Bedeutung.


    Ukrainer denkt, das ist unsere Grenze und da hinten, die Grenzen von Anderen und was da abläuft ist nicht unsere Aufgabe. Man beschäftigt sich nur mit sich selbst. “моя хата скраю, я нічого не знаю” (EIN ukr. Sprichtwort “Mein Haus ist auf dem Rande, alles andere uninteressant”). Eure Frauen können euch das bestimmt gut erklären. Die Ukrainer kommen leicht in anderen Länder zu recht, sie nehmen vieles ausländischen an und zugleich vergessen nie ihre Heimat.


    Der Ukrainer denkt : das ist mein Haus, meine Familie, ich muss alles tun, um sie satt zu machen und meinen Kindern die Ausbildung geben ... Sie richten sich nach Leben und, wenn es nicht funktioniert wirt der Hetmann beschuldigt.


    In der Ukraine leben über 40 Mil. Menschen und sehr problematisch wird, wenn alle 40Mil. sich selbst für Hetmann halten. Und genau das ist der Fall.


    Um eine Nation zu führen braucht man eine Elite, leider gibt es in der Ukraine keine Elite. Und die, die es früher gab, war einfach zu liberal und in sich gekehrt.


    Die russische Seele über die man so oft hört, gehört ausschließlich Russen. Ukrainer haben damit nichts am Hut. Will jemand etwas darüber wissen, lesen sie bitte Büscher von Dostojewski, Tolstoi....


    Ukrainer träumt nicht über etwas Übermächtiges, einen Übermensch u.s.w. Er ergibt sich dem Leben und gestaltet eigenes Leben.

  • Gratulation Maxima, dem kann ich nichts hinzufügen, ich werde weiter lesen so lange ich noch kann, die Geschichte der Völker, die auf dem Gebiet der heutigen Ukraine leben und zurückgeblieben sind, und den Rest der stolzen kleinen Kosakenfamilien, deren Aufstieg und Fall, die Geschichte der Hetman, die meistens alles verloren, nur ihren Stolz und ihre Ehre nicht.
    Um das alles richtig zu verstehen bedarf es Jahre und nicht die Frage nach dem Unterschied. Die Ukrainer, egal ob Frau oder Mann sind was ganz besonderes und sie wollen weder mit einem Russen noch mit einem anderen verglichen werden. Sie richten es selber innerhalb ihres Anwesens und unter den Bewohnern ihrer Gemeinwesen. Sie haben eine eigene Kultur mit ihren eigenen Regeln und lassen gerne jemanden daran teilhaben, nur eine andere Kultur lassen sie sich nicht aufzwingen. Danke Oldtrotter

  • Danke Maxima,
    habe gerade deinen Beitrag meiner Frau vorgelesen, sie hat "Germanistik" in Kiev und Slavistik/russische Sprache in Halle studiert, sie sagt besser kann man es nicht auf den Punkt bringen.


    Gruß Tilko =!..

  • Die zwei Völker obwohl sie verwand sind, sind sehr unterschiedlich, genau, wie deren Geschichte.

    Maxima - ein sehr schöner Beitrag - danke. Aber ---

    Staatsangehörigkeit: ukrainisch, geb. in Ukraine


    Nationalitaet: Russin



    noch ist nicht geklärt wie das geht, ein in der Ukraine geborener ist nach Russland ausgewandet ? Also geb. in UA , lebt aber in Russland? Und das dürfte ja eigentlich erst jetzt so sein, zuvor war die UdSSR sogut wie überall - wie war die Nationalität da?
    Lieber Gruß Ute

  • Danke schön :phatgrin:
    Immerhin, ich bin zur Hälfte Russin und zu ein Viertel Ukrainerin. :rolleyes:

  • noch ist nicht geklärt wie das geht, ein in der Ukraine geborener ist nach Russland ausgewandet ? Also geb. in UA , lebt aber in Russland?


    Was soll ich sagen...ich denke das ist sehr persönlich. Kommt drauf an, wie lange dieser Mensch in der Ukraine lebte. Verbrachte er seine Kindheit und Jugend in der Ukraine, bleibt er ein Ukrainer, egal im welchem Land er danach lebt. Ich kannte einen Journalisten, der in Moskau lebt. Er ist im Russland geboren, ging auch da zur Schule, studierte und. s. w. Nur alle Schulferien war er immer bei seiner Oma irgendwo in Ostukraine (weiß das nicht mehr). Das hat ihm so geprägt, dass er sich immer Ukrainer nennt.

  • Maxima: Ja, danke. Ich dachte eher an den Pass - ich gehe davon aus, dass Richard-Willi die Eintragung im Pass meinte. Heute - z.B. bei Auswanderung von UA nach Russland - ist man dann Russe im Pass und geboren natürlich in der UA (ich denke, wandert man nach Deutschland aus - steht sicherlich dann deutsch dring?!). Aber damals - als die UA zur UdSSR zählte ? Ich habe noch nie so einen Pass gesehen.
    Lieber Gruß Ute

  • Und das dürfte ja eigentlich erst jetzt so sein, zuvor war die UdSSR sogut wie überall - wie war die Nationalität da?

    Also geb. in UA , lebt aber in Russland? Und das dürfte ja eigentlich erst jetzt so sein, zuvor war die UdSSR sogut wie überall - wie war die Nationalität da?


    Maxima: Ja, danke. Ich dachte eher an den Pass - ich gehe davon aus, dass Richard-Willi die Eintragung im Pass meinte. Heute - z.B. bei Auswanderung von UA nach Russland - ist man dann Russe im Pass und geboren natürlich in der UA (ich denke, wandert man nach Deutschland aus - steht sicherlich dann deutsch dring?!). Aber damals - als die UA zur UdSSR zählte ? Ich habe noch nie so einen Pass gesehen.
    Lieber Gruß Ute


    O, Entschuldigung, habe dich falsch verstanden. Nationalität hat man ein Mal und für immer. Auch im Sowjetischem Pass stand bei mir Ukrainerin (geb.....). Ich weiß nicht, ob so ein Punkt im Russischem Pass gibt "Nationalität". Wenn ja, dann steht da "Ukrainer", sogar, wenn die Leute im laufe ihres Lebens eine Russische Stattangehöricgkeit einnehmen.

  • Hallo


    Ich bekamm meinen Pass noch in der Sowjetunionzeit. Weil meine Mutter Russin und mein Vater Ukrainer ist, durfte ich meine Nationalität wählen . Mein Name war typisch ukrainisch und ich wählte die ukrainische Nationalität.


    Gruß. Lm.B

  • Im UDSSR-Pass meiner Frau stand als Nationalität "Tschechisch" und das obwohl sie, ihre Mutter und ihre Großmutter in der Ukraine geboren und aufgewachsen waren und Vater und Großvater ebenfalls aus UA kamen. Angeblich wurde die Nationalität von der Mutter vererbt. In den aktuellen ukrainischen Pässen befindet sich keine Angabe der Nationalität mehr.


    Gruß
    Siggi

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