Übersiedlung in die Ukraine

  • Liebe Freunde des Ukraine-Forums,


    ich muß ganz ehrlich gestehen, obwohl ich schon seit Anfang des Jahres im Forum angemeldet bin, daß ich mich zu wenig damit auseindergesetzt habe, was inhaltlich zu meinem Anliegen veröffentlicht wurde.


    Mich beschäftigt seit ein paar Monaten eine ganz außergewöhnliche Sache. Vor ca. 10 Jahren entdeckte ich bei mir eine besondere Vorliebe für Osteuropa, anfangs Kroatien und aktuell Ukraine. Private Gründe führten mich dieses Jahr im Januar nach Winnitsa. Im Gegenzug entwickelte sich bei mir eine besondere Antipatie gegen die hier im Westen herrschende Mentalität der Gesellschaft. Ich möchte nicht alles schlecht reden, aber ich denke, menschliche Werte weichen imer mehr konsumorientierten Werten, und der Trend hält definitiv an.


    Im Januar diesen Jahres war ich sehr beeindruckt von der einfachen Lebensweise der Menschen in der Ukraine und deren Gastfreundschaft!
    Nun zu meinem tollkühnen Vorhaben. Ich habe für mich persönlich beschlossen, in die Ukraine zu gehen und weiß aber auch, daß das nur funktioniert, wenn ich die Sprache kann und eine Arbeit finde. Ich denke, das sind 2 Grundvoraussetzungen.


    Ich habe nun folgende Strategien entwickelt:
    a) Ich lerne seit 4 Wochen russisch.
    b) Ich habe mich bereits um Arbeit beworben.
    c) Ich bin gerade dabei, über mein Hobby ein gesellschaftliches Umfeld in Winnitsa aufzubauen(momentan leider nur über Internet).


    Im Juli reise ich wieder für 14 Tage nach Winnitsa und hoffe, dabei entscheidend voran zu kommen!


    Mich würde jetzt von Euch interessieren, ob ich eine reelle Chance habe, das Ganze zu bewältigen? Ich bin selbstverständlich für jeden guten Ratschlag, was ich beachten sollte, dankbar!
    Den Aufenthalt zunächst durch eine feste Arbeit zu bekommen halte ich anfangs für sinnvoll. Ich besitze die deutschen Führerscheine der Klassen 1 + 3, war jahrelang als Gastwirt und Getränkehändler selbständig und bin aktuell als Paketfahrer in einem großen
    Unternehmen tätig. Finanzielle Reserven sind kaum vorhanden.


    Meine russische Rechtsanwältin schrieb mir dazu:


    "Ganz egal, wie Sie sich in dieser Lebenssituation entscheiden, sammeln Sie so viele Informationen, wie es nur geht. Das Wichtigste ist aber meines Erachtens, dass Sie mit der getroffenen Entscheidung glücklich sind und nicht, was andere für "normal und üblich" halten."


    Mit den besten Grüßen
    Michael aus BW

  • Finanzielle Reserven sind kaum vorhanden


    Ich beschränke mich mal auf einen Punkt. In einem der wenigen Länder dieser Welt, wo man als Ausländer auch ohne Geld überleben kann, leben sie bereits.

    • Wir müssen einräumen, dass der Mensch mit allen seinen hohen Eigenschaften noch immer in seinem Körper den unauslöschlichen Stempel seines niederen Ursprungs trägt.
    • Charles Darwin
  • Hallo Michael,


    Folgende Annahmen müssen erfüllt sein, um eine Existenzgrundlage und eine Arbeitsgenehmigung zu erhalten:
    - Du kannst genug Russisch, damit Dich jemand einstellt.
    - Du findest eine Arbeit, die ein Einheimischer nicht tun kann.
    - Du verdienst genug, um davon leben zu können.
    Es müsste ja schon so etwas von der Art sein, wie die Geschichte von Kingkoch (Beitrag #69)
    Aufenthaltserlaubnis in UA
    Ich sehe da für Dich keine kurzfristige Perspektive, auf diese Weise eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten, zu unspezifisch ist Deine beruflichen Qualifikation.


    Andere Wege zur Aufenthaltsgenehmigung:
    - Heiraten (am besten eine reiche Frau, dann hat sich auch das leidige Problem mit der Arbeit erledigt ;) )
    - Durch ein Investment/Firmengründung (was schwer ohne hinreichende finanzielle Reserven ist)


    Andere Möglichkeiten in UA zu leben:
    Bis zu 90 Tagen innerhalb von 180 Tagen als Tourist ohne Visum. Längerfristige Visa sind nur schwer erhältlich:
    Neue Regelung für Visa ab September 2011
    Mit Tricks kann man auch ggf. länger bleiben. Aber das ist eher etwas für Lebenskünstler und die Frage bleibt: Wovon leben, denn niemand kann einen ja offiziell einstellen.


    Die meisten unserer Forenmitglieder mit Wohnsitz in UA haben ihre Aufenthaltsgenehmigung als Ehepartner bekommen und leben von Pension/Rente/Frührente, etc. Ich persönlich bin in der glücklichen Situation, dass meine Kunden fast beliebig weit von mir entfernt sitzen können. Somit erhalte ich meine Aufträge weiterhin in Westeuropa. Unter dieser Voraussetzung ist das Leben in UA natürlich keine Kunst.


    Gruß
    Siggi

  • Hallo Michel, zunächst möchte ich Dir viel Glück bei Deinem Vorhaben wünschen. Deine Skepsis kann ich gut nachvollziehen und dass Du Dich selbst prüfen musst. Nachdem was ich von Dir gelesen habe, möchtest Du Deinen Seelenfrieden finden. Mit einer reichen Ukrainerin geht dies bestimmt am Besten. :phatgrin:
    Siggi: Die reichen Ukrainerinen sind, aber sehr begehrt bei den Einheimischen! !tanz1!


    Jedoch würde ich ssssehr kritisch prüfen, ob Du wirklich die Chance hast eine Arbeit zu finden. Die Leute, die ich kenne haben genug Geld, um sorgenfrei in der UA zu leben. Also vergleiche Dich nicht mit Leuten, die zuvor sehr erfolgreich waren und genügend Finanzpower im Hintergrund haben. Das Problem was die immer wieder erkenne, wer es in D nicht schafft, der hat auch selten eine Chance woanders in der Welt Fuß zu fassen. Von daher musst Du Dich selbst realistisch Einschätzen. Auf Hilfe kann Du nicht hoffen, da die Menschen hier auch genügend Probleme haben, aber eine andere Art haben damit umzugehen! !think! Ich gebe Dir eine Chance zwischen 10-15%, das Du es schaffst.

    3 Mal editiert, zuletzt von romeo_on_tour ()

  • ...meines Wissens geht es da um das Hobby von der Frau von Siggi......exakt dürfte dies die Verschleppung und Versklavung einen Deutschen Mannes sein......... ausgeführt in voller Tateinheit durch seine – „reiche“ – ukrainische Frau. Die exakten Einzelheiten, können von Opfer selbst nachgereicht werden :popcorn:

  • Lieber Michael aus BW,


    ich lebte von 1988 bis 1991 in der Ukraine, seitdem fahre ich jedes Jahr mindestens ein Mal dort hin. Sind wir uns einig in der Annahme, dass ich mich nicht als "greenhorn" bezeichnen lasse, was die die Ukraine betrifft!?
    Ich weiß nicht, was Dich dazu bewegt, in die Ukraine auswandern zu wollen. Sicherlich warst Du einmal zu einer ukrainischen Hochzeit eingeladen und/oder hast die wirklich tolle ukrainische Gastfreundschaft genossen, mit der unsere deutsche "Geiz ist geil!"-Mentalität nicht im Geringsten mithalten kann.


    Für das "Über" LEBEN in der Ukraine sind folgende Dinge wichtig (geordnet nach Priorität!):


    1.) Freunde, die dort leben, denen Du 100 % vertrauen kannst
    2.) eine excellente ukrainische Umgangssprache (russisch allein genügt nicht!)
    3.) eine Engelsgeduld für Dinge des täglichen Lebens
    4.) universelle handwerkliche Fähigkeiten sind sehr von Vorteil
    5.) ein gewisses kaufmännisches Geschick (Schlitzohrigkeit) bereichern das Leben ungemein.


    Ansonsten hast Du eigentlich keine Schwierigkeiten, wenn das Geld keine Rolle spielt.
    Was natürlich immer gut ankommt, ist die Fähigkeit, zu improvisieren.
    Dagegen sind typisch deutsche Eigenschaften, wie Krümelkackerei, Besserwisserei und ein Hang zum Perfektionismus, eher nicht gefragt.
    Ich würde mir trotz (oder besser wegen) meiner Erfahrungen nicht zutrauen, in die Ukraine auszuwandern.
    Solltest Du in der Ukraine krank werden, so gibt es (theoretisch) eine kostenlose staatliche Unterstützung. Klingt gut, nicht!?


    Praktisch sieht es so aus, dass Du für jede Spritze, jede Plombe, jede OP selbst bezahlen musst. Wennn Du es nicht kannst - Pech gehabt!
    (Möge mir derjenige widersprechen, der es besser weiß!)


    Hast Du eine gut bezahlte Arbeit dort, geht es Dir gut! Glaube aber nicht, dass Du irgend eine Unterstützung erhältst, wenn Du keine Arbeit, keine Wohnung etc. hast; dann lebst Du von Almosen. Rentnern in Deutschland geht es gut! Ich habe dort alte Leute gesehen, die mit Stöcken im Müll nach Brauchbarem fischen. Und was in der Ukraine Müll ist, das ist Müll - das kannst Du mir glauben!


    Oder betrachten wir uns einmal die Infrastruktur: Straßen, Kanäle, Wasserversorgung, Energieversorgung etc.


    Möchtest Du all diese Entbehrungen auf Dich nehmen? Meine ukrainische Frau, die seit über 20 Jahren mit mir hier lebt, möchte nicht zurück in die Ukraine, obwohl wir jedes Jahr immer wieder gern zu Besuch dort hin fahren.
    Mir gefällt die ukrainische Mentalität, das ist unbestritten! Aber man sollte doch bedenken, ob man ins Ausland fährt, um dort Urlaub zu machen, oder um dort zu LEBEN!!!

  • Hallo Stefan,


    Herzlich Willkommen im Forum! !wsmile!

    Du warst zu einer anderen Zeit dort. Ich weiß nicht, ob die Ukraine von vor 20-25 Jahren noch so viel mit der heutigen gemein hat. (Ist ganz ehrlich gemeint, weil ich die Ukraine von vor 20 Jahren nicht kenne. Ich war das erste Mal vor 12 Jahren dort.)


    2.) eine excellente ukrainische Umgangssprache (russisch allein genügt nicht!)


    Kommt sehr darauf an, wo man lebt. Auf der Krim und im Osten spricht niemand Ukrainisch. Hier auf der Krim wird sogar die Kommunikation mit den Behörden auf Russisch geführt.


    Zitat

    3.) eine Engelsgeduld für Dinge des täglichen Lebens


    Für einige bürokratische Dinge ist das in der Tat notwendig. Vieles lässt sich mit Geld beschleunigen. Aber tagtäglich habe ich in meinem Leben nichts, wofür ich Geduld oder Geld brauchen würde. Das sind eher Ausnahmen.


    Zitat

    4.) universelle handwerkliche Fähigkeiten sind sehr von Vorteil


    Ich mag keine handwerklichen Dinge. Es gibt für kleines Geld Ukrainer, die das mit Freude für Dich tun. Gerade in der Ukrainer findet sich z.B. jemand, der für umgerechnet nicht mal 10 Euro einen ganzen Tag in Deinem Garten arbeitet. Kein Grund dies selbst zu tun, wenn man daran keine Freude hat. Handwerklich aufwendige Dinge sind in UA für westliche Maßstäbe zu einem Spottpreis zu haben.


    Zitat

    5.) ein gewisses kaufmännisches Geschick (Schlitzohrigkeit) bereichern das Leben ungemein.


    Für ein selbständiges Handelsgeschäft ist das überall auf der Welt nicht von Nachteil.


    Möchtest Du all diese Entbehrungen auf Dich nehmen?


    Welche Entbehrungen? Ich weiß nicht, was Du meinst. Bitte erläutere das kurz. Ich lebe völlig freiwillig in UA. Wir haben sogar eine vollständig eingerichtete Wohnung in DE und könnten jederzeit zurück. Es muss doch einen Grund haben, dass ich in UA bin. Das liegt sicher nicht an meiner masochistischen Grundstruktur.


    Zitat

    Meine ukrainische Frau, die seit über 20 Jahren mit mir hier lebt, möchte nicht zurück in die Ukraine, obwohl wir jedes Jahr immer wieder gern zu Besuch dort hin fahren.


    Meine ukrainische Frau lebte mit mir gut 3 Jahre in DE und wollte wieder zurück nach UA. Darum leben wir dort seit 2004. In der Tat kenne ich beides: Ukrainer, die nur raus wollen und solche, die nur die allgemein schlechte ökonomische Situation im Land beklagen.


    Meines Erachtens ist der einzig wirklich wichtige Punkt: Hat man / verdient man genug Geld, um nicht an der Armutsgrenze zu leben?


    Gruß
    Siggi

  • Freunde, Ausländer, die in die Ukraine umziehen und hier auch bleiben wollen, kommt doch mal hierher in die Ukraine..........................., dann wißt ihr Bescheid und lernt richtig zu schätzen, was ihr in Deutschland habt......

  • dann wißt ihr Bescheid und lernt richtig zu schätzen, was ihr in Deutschland habt......


    Da hast Du schon recht. Man lernt die Dinge aus einem anderen Blickwinkel sehen, die guten, wie die schlechten Dinge. Das ist in jedem Fall ein Gewinn.


    Trotzdem bleiben Ausländer freiwillig in UA. Wie erklärst Du Dir das Wladimir? Warum sind diese Menschen so dumm und sehen nicht die Vorteile Westeuropas? Oder kann es doch sein, dass alle Einschätzungen subjektiv sind und es von der Lebenssituation, den Bedürfnissen, den Ansprüchen abhängt, wo man besser lebt?


    Gruß
    Siggi

  • Liebe Freunde des Forums,


    erstmal herzlichen Dank für die vielen Hinweise und Anregungen zu meinem Anliegen!!!


    Ich möchte den heutigen Tag kurz aus meiner Sicht zusammenfassen.
    Ich wurde in den Vermutungen bestätigt, daß folgende Dinge unabdingbar sind:


    a) - eine Arbeit
    b) - Sprachkenntnis
    c) - nach Möglichkeit ein gesellschaftliches Umfeld


    Eine Heirat als den Grund des gesicherten Aufenthalts ins Auge zu fassen, halte ich für zu risikoreich und stellt auch keine existentuelle Grundlage dar. Und die Wahrscheinlichkeit, daß sich in mich eine reiche Ukrainerin verliebt erscheint mir abenteuerlich !wsmile! Aber eine Ukrainerin zu heiraten ist auf jeden Fall erstrebenswert!


    Daß ich meinen Seelenfrieden finden möchte, wurde sehr treffend erkannt!


    Über das Hobby möchte ich momentan noch nicht viel sagen, aber es ist mehr als nur ein Hobby, es ist eine Lebenseinstellung, aber Geld kann man damit nicht verdienen.


    Meine Gründe zu meinem Vorhaben sind keine Momentaufnahme, das dürfte aus meinem ursprünglichen Text hervorgehen. Ich habe mich gedanklich sehr sehr weit von der Gesellschaft, in der ich lebe entfernt und bereits verabschiedet! Lebensqualität kann man nicht in materiellen Dingen messen!


    Folgende Dinge erscheinen mir persönlich noch wichtig:


    a) Wie sieht es mit dem Internet(Festnetz bzw. mobil) verbindungstechnisch und kostentechnisch in der Ukraine aus?
    b) Vielleicht noch ein paar Meinungen zur krankentechnischen Versorgung?


    Mit besten Grüßen
    Michael aus BW

  • jinetero
    Es ist die Frage, ob die Frau der ausschließliche Grund oder der zündende Funke ist. Die Gründe sind oft vielschichtig. Das war bei mir ja genauso. Wenn ich keine Vorteile in UA für mich gesehen hätte, dann wäre meine "Verschleppung" sicher nicht so einfach für meine Frau gewesen. Anfangs hatte ich den Wohnsitz UA kategorisch ausgeschlossen, da ich keine Möglichkeit sah, ein vernünftiges Einkommen in UA zu generieren.


    Auch gibt es die Ausländer, die zunächst kommen und keine Familie in UA haben. Aber natürlich finden sie nach einiger Zeit alle einen Partner. Die meisten, die kommen haben aber Familie in UA. Das ist schon richtig.


    Gruß
    Siggi

  • a) Wie sieht es mit dem Internet(Festnetz bzw. mobil) verbindungstechnisch und kostentechnisch in der Ukraine aus?


    Ganz unterschiedlich, je nach Wohnsitz, da es eine Vielzahl kleiner, lokaler Provider gibt. In ländlichen Gebieten ggf. gar kein Internet über Kabel. Hier die Tarife aus Sumy, um einen kleinen Einblick zu geben:
    http://rs.net.ua/price/facilities_homelan/price_homelan
    Das günstigste Angebot in Sumy sind 1MBit Flatrate für 39 UAH. In anderen Orten werden andere Konditionen gelten.


    Internet Mobil, dafür gibt es ggf. 3G (d.h. es gibt dies nicht flächendeckend). Das hatten wir schon mal diskutiert:
    Mts Cdma?


    Daneben gibt es noch Edge über das Mobilfunknetz (Beitrag #3):
    Prepaid Tarif während der EM


    Zitat

    b) Vielleicht noch ein paar Meinungen zur krankentechnischen Versorgung?


    Auch dazu gibt es schon einige Beiträge:
    Ärzte Vergleich Deutschland-Ukraine
    Wichtig hierbei: Freie Heilfürsorge gibt es nur als Resident, es gibt ein extremes Stadt/Landgefälle. Vielfach muss trotzdem gezahlt werden (nicht nur die Medikamente).


    Gruß
    Siggi

  • Die Versorgung im öffentlichen Bereich kann beliebig schlecht sein. Was jimknopf eingestellt hat, würde ich nicht ignorieren.


    Andererseits habe ich auch sehr positive Erfahrungen in Sumy gemacht. Es war im Hospital für die Versorgung der Strahlenopfer der Reaktorkatastrophe. Normalerweise gehöre ich nicht zur Zielgruppe und dürfte da nicht behandelt werden, aber die Schwiegermutter als pensionierte TV Moderatorin ist eine lokal bekannte Person und machte es möglich. Die Behandlung war vollständig kostenfrei, nur die Medikamente mussten gezahlt werden. Es kommt in solchen Dingen sehr in UA darauf an, wie man vernetzt ist. Geld kann eine gute Vernetzung oft ersetzen. Aber ohne finanzielle Mittel und ohne eine helfende Hand möchte ich in UA mir keine Erkrankung vorstellen.


    Für die Großmutter meiner Frau wurde sogar folgende Sonderbehandlung arrangiert: Der Chefarzt einer Klinik kümmert sich um sie persönlich, behandelt sie sogar daheim (alles kostenfrei), dafür konnte sein Neffe bei uns auf der Krim seine Hochzeitsreise verbringen. Wir überließen ihm eine unserer Wohnungen für 1 Woche kostenfrei in der Nebensaison. Das sind die Deals, die man sich als Deutscher vermutlich anfangs nicht vorstellen kann.


    Gruß
    Siggi

  • Hallo Siggi,


    erst einmal ein großes Lob für dieses Forum (ich denke, Du bist einer der Mitbegründer)!?


    Ich möchte natürlich nicht alles negativ darstellen, sonst würde ich wohl kaum so gern und so oft in die Ukraine fahren.


    Aber ich habe bei dieser Diskussion den Eindruck, dass jemand mit einer rosaroten Brille von einem Land schwärmt, dass er gar nicht richtig kennt.


    Natürlich ist es für uns Deutsche, wenn wir genügend Ersparnisse haben, oder eine deutsche Rente beziehen, unvergleichlich einfacher, dort zu leben. Das steht außer Zweifel.


    Ich weiß auch, dass es in der Ukraine Leute gibt, die unvergleichlich reicher sind, als der deutsche Durchschnittsbürger (auch, wenn dieser Reichtum nicht mit ehrlicher Arbeit erworben wurde; aber hier in Deutschland wird von ehrlicher Arbeit auch keiner reich).


    Relativ gut leben kann man noch in der Ukraine, wenn man selbstständig ist, also ein Geschäft führt. Aber eben dazu braucht man ein gerüttelt Maß an "Schlitzohrigkeit", sonst geht das schief.


    Für den normal arbeitenden Ukrainer, der mit umgerechnet 100 bis 150 EUR durchschnittlich monatlich auskommen muss, ist das Leben jedoch härter geworden, als noch zu "Sowjetzeiten". Wie Du schon selbst richtig sagtest, sind ja die Löhne dort auf sehr geringem Niveau, wohingegen die Preise für Nahrungsmittel zum Teil höher sind, als hier in Deutschland. Also wer es gewohnt ist, jeden Tag ein Schnitzel zu essen, muss sich doch wahrscheinlich gewaltig umstellen.


    Ich möchte Dir ein kleines Beispiel geben: Mein Neffe war sehr erstaunt darüber, dass hier in Deutschland jeder Arbeitslose eine Wohnung haben kann, deren Miete quasi vom Staat bezahlt wird. Er, der in der Ukraine jeden Tag schwer arbeitet, kann sich von seinem Lohn keine eigene Wohnung leisten.


    Das Bild verzerrt sich erheblich, wenn man mit deutschen Einkommensmaßstäben das Leben in der Ukraine misst und beurteilt.


    Ich habe in der Ukraine noch die "Sowjetzeit" miterlebt, die Proklamation der Selbstständigkeit, die Inflation und kenne auch die Jetztzeit. Ich kann mich noch an die ersten Neunziger Jahre erinnern, als es Bezugsscheine (Talons) für Waren des täglichen Bedarfs gab, als man in den Geschäften Blumentöpfe in die Regale stellte, damit überhaupt etwas dort steht. Als man für 10.000 DM noch ein Haus kaufen konnte.
    Mein Schwager hatte 1990 angefangen, ein kleines Häuschen zu bauen. Er hatte in früheren Zeiten in Sibirien gutes Geld verdient. Mit der Inflation war alles futsch und so steht das Haus heute noch als Ruine.


    Man hat, wenn man die vergangenen Zeiten kennt, heute auch eher den Eindruck, dass das Leben dort sich sehr den westlichen Maßstäben annähert. Die ursprüngliche Gemütlichkeit und Ruhe sind vielfach verloren gegangen. Jeder muss sehen, wo er bleibt und dass er was zum Leben ranschaffen kann. Die westliche Hektik hält auch in der Ukraine Einzug.

  • Hallo Michael,


    also, ich würde die Verfügbarkeit von Internet und Telefon nicht primär als Wahlbedingung für meinen Wohnort sehen.


    Aber so viel kann ich Dir sagen: Festnetz ist, zumindest in kleinen Orten, sehr wenig ausgebaut.
    Jedoch gibt es allerorten Computer- und Handyläden, wie Pilze im Wald.
    Mobilfunknetze gibt es, glaube ich 3, das bekannteste ist KIEVSTAR.
    Das Lustige ist, dass dort jeder (wirklich JEDER: vom Jüngling bis zur Oma) mit einem Handy rumläuft und auch überall laut telefoniert (auch in Bus und Bahn).
    Die Tarife sind wohl auch erschwinglich, ob es allerdings Flatrates gibt, hab ich noch nicht rausbekommen. Es gab eine Zeit, da waren die ersten 2 Sekunden "sa durno".
    Ob das allerdings noch geht, weiß ich nicht.


    Für das Internet gibt es die Funksticks, wie bei uns auch.

  • Wenn man genügend Geld zur Verfügung hat, kann man überall auf diesem Planeten hervorragend Leben. Da kann man stundenlang über Vor-und Nachteile des jeweiligen Landes reden bis ins kleinste Detail. Die gibt es überall in jedem Land und es kommt auch immer auf die Sichtweise und vor allem die Einstellung und Erwartungen des Betrachters drauf an. Was für den einen Romantik pur ist für den anderen Leben am Limit.

  • stefan
    Vielen Dank für Deinen Beitrag, dem ich inhaltlich vollständig beipflichten kann.


    erst einmal ein großes Lob für dieses Forum (ich denke, Du bist einer der Mitbegründer)!?


    Danke für das Lob. Nein, ich hatte mit der Gründung des Forums nichts zu tun. Der Gründer hatte sich vor fast 2 Jahren zurückgezogen. Wir sind hier die "zweite Besetzung". Du kannst die Mitgliederliste nach Registrierungsdatum sortieren, dann siehst Du die beiden Gründer auf Position 1 und 2.


    @Wildtiger

    Wenn man genügend Geld zur Verfügung hat, kann man überall auf diesem Planeten hervorragend Leben


    In vielen Ländern gilt das, was Du sagst, aber bei weitem nicht in allen. Man kann bei der Auswanderung schon ganz schön ins Fettnäpfchen greifen, nicht nur in fundamental islamitischen Ländern oder in Nordkorea, Somalia, etc. Die Liste der Länder, die sich nicht gut für die Auswanderung eines durchschnittlichen Europäers eignen, der einen europäischen Lebensstil wünscht, ist gar nicht so kurz. Aber die Ukraine gehört m.E. nicht auf diese Liste.


    Gruß
    Siggi

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