Was sind eure Geschäftserfahrungen in der Ukraine?

  • Wenn nichts zu holen ist, nutzt kein Anspruch irgend etwas, egal in welchem Land. Dessen ist man sich im Vorfeld bewusst und tut es trotzdem, wenn der Profit hoch genug zu sein verspricht oder man verzichtet eben.


    Gruß
    Siggi

  • Hallo 4neo,


    ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn man überhaupt keinen-, oder einen nicht Wasserdichten Vertrag hat, Geschäftspartner, Kunden usw. oft aus Prinzip nicht zahlen, weil sie meinen das nicht zu müssen.
    Bei erheblichen Summen würde ich immer einen Vertrag machen, wenn das möglich ist, egal ob er durchsetzbar ist oder nicht, weil du sonst Leute, welche ihre Verpflichtungen prinzipiell erfüllen wollen, nur unnötig auf dumme Gedanken bringst.
    :)
    Von sowas können hier wahrscheinlich viele Geschäftsleute ein Lied singen.

  • Was gilt in der Ukraine als Vertrag ? Muß es jedenfalls ein von beiden seiten vor dem Notarius unterschriebenes Schriftstück sein ?
    In Österreich reicht ja im Wesentlichen ein Email welches bestätigt wird.

  • Wobei hier erstaunlicherweise viele bereits zum linken Symbol neigen, obwohl einige Westler glauben im rechten Symbol ihre persönlichen Neigungen ausleben zu müssen, und sei es nur als Ausrede für den Misserfolg ihrer dumm dreisten Strategien!
    Danke Oldtrotter

  • Bin mal wieder in D und habe mal wieder bei euch reingeschaut. Ihr seid ja immer noch der hoffnungslose Quasselladen...aber lustig ist es.
    Als ich den zweiten Fehler beschrieb, kannte ich dessen Namen noch nicht. Die Realität hat eben seine eigene Handschrift und ich muss eine kleine Erweiterung machen, auch die NaSA schickt kleine grüne Männchen. Sicher nicht nur die.
    Der dritte Fehler: Vom dem Zustand in diesem Land auf seine eigenen Geschäftschancen zu schliessen. "Nur der Schein ist wirklich rein", vielleicht erinnert sich noch jemand an das NDW-Lied. Ich kenne kaum Vergleichbares wie die Ukraine. Die reinste Schattenwelt. Ein Labyrint von Beziehungsgeflechten und gegenseitigen Abhängigkeiten. Wer die rasante Entwicklung von Kiew in den letzten Jahren nach 98 erlebt hat meint, hier muss sich doch etwas machen lassen, bei den anderen klappt es ja auch. Und schon ist man Opfer. Wer in die ukrainische Provinz fährt und das andere Extrem sieht, die Armut und die Rückständigkeit hat schnell den Gedanken: hier kann man doch viel besser machen und wieder liegt man daneben. Es ist eigentlich schon alles versucht worden, gar nicht einmal von Ausländern. Viel häufiger von den Ukrainern selbst, meist ohne Erfolg. Die Ukrainer sind hochintelligent, clever und rücksichtslos in Geschäftsangelgenheiten. Sie haben die seltene Gabe, den Anschein zu erwecken, Analphabeten zu sein und können aber gleichzeitig zwischen den Zeilen lesen. Sie spielen gerne mit dir in Verhandlungen und noch lieber mit dem Geld von anderen. Sie spielen mit dir und deiner Geschäftsidee um an das Budget des Projektes zu kommen, und wissen dabei von Anfang an, dass die ganze Sache zum Scheitern verurteilt ist. Und sie haben recht damit, das System in dieser ukrainischen Form mit seiner extremen Korruption, seiner Rechtsunsicherheit, den zum Teil noch uralten und aus Sowjetzeiten stammenden Regelungen ist nicht geschaffen dafür, mit ehrlicher Arbeit oder zukunftsweisenden Ambitionen Fuß zu fassen. Die meißten Deutschen, Schweizer oder Österreicher die im Land länger als ein Jahr sind, sind nur angestellt und agieren von den Schlachtschiffen ihrer Arbeitgeber aus, ob es nun ein Unternehmen, eine staatliche Behörde oder eine Stiftung ist. Tief blicken können sie nicht, sie sehen oft nur das Pokerface dieses Landes, sind oft fasziniert von diesem rätselhaften Gebilde. Lange bleiben aber auch sie nicht und dann oft nur, weil der Grund blaue Augen und lange Beine hat. Viele andere sind Teil des Systems geworden oder sind ins U-Boot gestiegen und abgetaucht in der einen oder anderen Form. Richtig selber schwimmen gelernt haben doch nur ganz ganz wenige, die dann aber oft ziemlich gut, sind dafür aber oft auch mitgenommen, die wirklichen Helden fühlen sich alles andere als solche.
    Hier mal zwei Beispiele: Ende der 90 er Jahre schloss eine Firma mit deutschem Eigner einen Exklusivvertrag mit einem westlichen Medienkonzern bezüglich der Betreuung des ukrainischen Marktes ab. Alle Aufträge großer weltweit agierender Konzerne die Ukraine betreffend gingen über den Tisch dieser Firma in Kiew. Was für ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten, eine Gelddruckmaschine hatte es den Anschein. Und sogar völlig legal, man war eben einfach nur schneller gewesen und hatte das System verstanden. So schien es zumindest. Aber dabei war die Firma bereits längst im Netz eines der Oligarchen, bis die Spinne kam und die fette Beute abholte indem sie die Methode "verkauf (zum Bettlerpreis) oder stirb" anwendete. Eine Spinne, die wahre Kunstschätze nur so sammelt. Oder der Kauf eine bankrotten Produktionsbetriebs mit nachfolgender Investition über etwa 100 Mio USD, der nie zustande kam, weil der zuständige Mitarbeiter im Ministerium ein Mio USD als "Soforthilfe" für den Betrieb haben wollte, so schien es. Die Anweisung kam ja von oben, das schien sogar wahr zu sein. Jeder kann sich vorstellen was passierte, als abgelehnt wurde die Summe innerhalb von 3 Tagen einzuzahlen.
    Passt also auf eure Mäuse auf und lernt richtig schwimmen, denn in der Ukraine ist selbst der Schein nicht rein.
    Ich bin müde, viel zu viel Text, ich hau mich hin, machts gut...

  • Interessanter und spannender Bericht

    Kann ich mich nur anschließen, obwohl ich nicht alle Ansichten teilen kann.
    Die "Expats", also die Deutschen, Schweizer und Österreicher, welche angestellt sind, haben nach meiner Erfahrung aber weit aus mehr Einblick in das Geschehen als nur das "Pokerface des Landes". Den Vorteil, welche sie haben ist, dass sie in das ukrainische Tochterunternehmen mit eingebunden sind und können viele Fehler umgehen aufgrund des "Schutzes", welchen sie durch ihre ukrainischen Kollegen erhalten.
    Und glaub mir eins. Diese Expats sind öfter im Land wegen der Arbeit und der Erfahrung. welche sie daraus sammeln und weniger wegen den Frauen. Das ist ein Pluspunkt, welcher das Leben und Arbeiten in der UA mit sich bringt.


    Die Leute, welche hier versuchen auf eigene Faust ihr Business aufzumachen und einen Stück vom Kuchen abhaben möchten, sind in meinen Augen auch sehr oft selber daran Schuld das sie scheitern. Habe auch schon einige dieser "Überlebenskünstler" kennengelernt. Oft total falsche Einschätzungen über das Leben und Arbeiten in der Ukraine. Und besonders wie in der Ukraine Geschäfte gemacht werden. Dazu kommen noch häufig schlechte Russischkenntnisse und die "Verblendung" durch so genannte "Freunde" und "Frauen".

  • mit ehrlicher Arbeit oder zukunftsweisenden Ambitionen Fuß zu fassen

    erstmal vielen Dank für deinen Bericht! Schön geschrieben und die Allgemeinsituation gut erfasst.


    Nun zu dem Zitat.


    Ja..so ist es....in jeder freien Marktwirtschaft. Bist zu zu schwach oder nicht clever genug dein Geschäft zu schützen, wird es dir in Irgendeiner Form genommen. Entweder werden Gewinne abgeschöpft oder Geschäftsgrundlagen einfach weggenommen.


    So what? Deshalb ist es ja ein Geschäft, und nur weil ich irgendwann mal ne gute Idee hatte und auch zum Richtigen Zeitpunkt einen schönen Vertrag habe...bedeutet das nicht, dass sich das nicht gaaanz schnell ändern kann. Das ist absolut unabhängig der geographischen Lage des Geschäftes.


    Es ist eben nicht einfach über Jahre ein gut gehendes Geschäft zu haben was enorme Gewinne abwirft...wäre dem so..hätten wir Weltweit keine Herr von Arbeitsameisen...sondern wären alle Gesellschafter und würden von den Tantiemen leben ;)



    Trotzdem ..vielen , vielen Dank für deinen Bericht! Hat Spass gemacht Ihn zu lesen und ich persönlich würde mich freuen mehr solche Sachen zu lesen.

    War is Over! if you want it...

  • Ja..so ist es....in jeder freien Marktwirtschaft. Bist zu zu schwach oder nicht clever genug dein Geschäft zu schützen, wird es dir in Irgendeiner Form genommen. Entweder werden Gewinne abgeschöpft oder Geschäftsgrundlagen einfach weggenommen.


    Nur hat es eben nichts mehr mit der "freien Marktwirtschaft" zu tun, wenn mittels erpresserischer Aktionen Gewinne abgeschöpft, die Geschäftsgrundlage genommen, zum Verkauf gezwungen wird, wie ich aus dem Bericht von peterkrefeld herauslese. Selbst der erpresserische Misbrauch einer marktbeherrschenden Stellung (z.B. Kartelle oder Monopole) wird in einer "Marktwirtschaft", wie wir sie hier im Westen Europas verstehen, sanktioniert - zu Recht, wie ich finde!

    Tue nie altruistisch etwas Gutes, denn es wird doppelt und dreifach im Üblen vergolten.

  • Nur hat es eben nichts mehr mit der "freien Marktwirtschaft" zu tun, wenn mittels erpresserischer Aktionen Gewinne abgeschöpft, die Geschäftsgrundlage genommen, zum Verkauf gezwungen wird, wie ich aus dem Bericht von peterkrefeld herauslese. Selbst der erpresserische Misbrauch einer marktbeherrschenden Stellung (z.B. Kartelle oder Monopole) wird in einer "Marktwirtschaft", wie wir sie hier im Westen Europas verstehen, sanktioniert - zu Recht, wie ich finde!

    *schmunzel* nun ich denke es bedürfte hier einer Definition von freier Marktwirtschaft ;) wir haben offensichtlich unterschiedliche Ansichten.


    "wenn mittels erpresserischer Aktionen Gewinne abgeschöpft, die Geschäftsgrundlage genommen, zum Verkauf gezwungen wird," :D


    wird ganz offensiv von Finanzämtern und Sozialkassen betrieben.... zumindest in Deutschland. natürlich unter moralisch einwandfreien Aspekten...

    War is Over! if you want it...

  • Das war ja wieder längst überfällig. den deutschen Staat mit der ukrainischen Mafia zu vergleichen.

    - das Ergebnis ist das Gleiche ! :phatgrin: ....die mühsam erarbeitete Kohle hat ein Anderer ( nicht bös' sein - hat nur eben gerade gut gepasst )

    "wer mich beleidigt, bestimme ich" K.Kinski

  • - das Ergebnis ist das Gleiche ! :phatgrin: ....die mühsam erarbeitete Kohle hat ein Anderer ( nicht bös' sein - hat nur eben gerade gut gepasst )

    ich finde den Vergleich absolut zulässig...wer so kurz denkt , das Steuern ja moralisch wertvoll sind weil Sie der Staat bekommt...der hat nicht verstanden...das er selbst der Staat ist.


    die Kohle ist weg...und ein anderer verdummt Sie...im Ergebnis das selbe :D

    War is Over! if you want it...

  • - das Ergebnis ist das Gleiche ! :phatgrin: ....die mühsam erarbeitete Kohle hat ein Anderer ( nicht bös' sein - hat nur eben gerade gut gepasst )

    • Das ist im kapitalistischen System immer das Problem - das Geld geht von fleissig zu reich. :thumbdown:

    Zwei Dinge sind unendlich, die menschliche Dummheit und das Universum.
    Bei letzterem bin ich mir allerdings nicht so sicher. (Albert Einstein)


    Suche Laser Monitoring System, bitte P.N

  • ich finde den Vergleich absolut zulässig...wer so kurz denkt , das Steuern ja moralisch wertvoll sind weil Sie der Staat bekommt...der hat nicht verstanden...das er selbst der Staat ist.


    die Kohle ist weg...und ein anderer verdummt Sie...im Ergebnis das selbe :D

    Ja natürlich, der Staat verdummt unsere Steuern ... oder ist hier jemand anderes verdummt?


    Schon mal darüber nachgedacht wer die ganze Infrastruktur baut/erstellt/unterhält die jedes Unternehmen braucht um zu funktionieren? Wer sorgt für die berühmte Rechtssicherheit in Deutschland/EU, die der Ukraine so sehr fehlt? Das kostet alles Geld!


    Wer denkt er sei allein (d.h. ohne Funktionierenden Staat) und/oder ohne Steuern besser dran, der kann ja sein Glück im Kongo versuchen ...



    Und zur Vollständigkeit: natürlich gibt es verschwendung und Korruption in der deutschen Verwaltung. Man muß diese bekämpfen und bestrafen wo man kann. Aber ich denke die Abschaffung des "Staates" ist keine Alternative ...

  • Aber nochmal zum Thema:


    Ich - nur als Privatreisender in der Ukraine - habe das Gefühl, dass es immens schwierig ist gutes Personal zu finden. Ich kann zum guten Teil noch verstehen, dass schlechtbezahlte "Handlanger" keine Lust haben ihre Arbeit zu machen, aber nach meinem Eindruck und auch von Erzählungen von Ukrainern kann man in UA offenbar NIEMANDEM trauen. Egal ob 10 Jahre "Betriebszugehörigkeit" ... Es empfiehlt sich jede Rechnung nachzuprüfen und das Geld nachzuzählen ...


    Dazu kommt eine gewisse Scheiß-egal-Mentalität a la: ich bin hier als buchhalter angestellt, warum sollte ich dieses kleine Papierkorbfeuer löschen? Ist doch nicht mein Problem wenn das Firmengebäude abbrennt ...

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